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Musik lebt von Live-Auftritten

In der Corona-Krise gestalten sich die Proben für die Mitglieder des BVKO anders als gewohnt. Trotz Mundschutz und Abstand proben die beiden 2. Geigerinnen Anke Blochwitz und Daniela Pfeifer konzentriert mit Berufsmusiker Alexander Sachs vom Eliot Quartett zusammen. Foto: Fauerbach
In der Corona-Krise gestalten sich die Proben für die Mitglieder des BVKO anders als gewohnt. Trotz Mundschutz und Abstand proben die beiden 2. Geigerinnen Anke Blochwitz und Daniela Pfeifer konzentriert mit Berufsmusiker Alexander Sachs vom Eliot Quartett zusammen. Foto: Fauerbach

Bad Vilbel. Mit einem prall gefüllten Terminkalender sind die Musiker des renommierten Bad Vilbeler Kammerorchesters (BVKO) mit ihrem künstlerischen Leiter Klaus Albert Bauer in die neue Saison gestartet. Doch die geplanten Konzerte, etwa »Romantik pur« mit Werken von Robert Schumann und Franz Schubert, das Sommerkonzert »Streicher plus«, aber auch die Festspiel-Matinee mit Stanley Weiners »Arche Noah« in der Wasserburg und Benefizkonzerte in Dietzenbach und Königstein, können aufgrund der Corona-Pandemie nicht stattfinden.
Besonders ärgerlich: Für die Auftritte in diesem Jahr lagen die Zusagen von fünf hochrangigen Solisten, dem Eliot Quartett und Schauspieler Hartmut Volle vor. Dann kam die Corona-Krise und alle Auftritte mussten abgesagt werden. Teils konnten sie auf 2021 verschoben werden, doch besonders gefreut hatten sich die Musiker auf den Hessentag in Bad Vilbel, erzählt Vorsitzende Anke Blochwitz.
Beim größten und ältesten Landesfest in Deutschland wollten sie mit einem Baustellenkonzert in der neuen Stadthalle Geschichte schreiben. »Das wäre für das BVKO wie das Publikum ein tolles Konzert geworden«, bedauert Blochwitz.
Am gleichen Pult
Gemeinsam mit Daniela Pfeifer und Alexander Sachs berichtet sie, wie schwer es derzeit ist, sich nicht mit den anderen Musikern zu Proben und auf Konzerten treffen zu können. Blochwitz und Pfeifer spielen beide 2. Geige. »Wir sitzen seit 18 Jahren zusammen an einem Pult. Wir hatten noch nie so lange keine Proben und keine Auftritte. Die letzte Probe mit einem Teil des Orchesters fand Anfang März statt«, sagt Pfeifer. Und fügt hinzu: »Zum Glück tut es uns nur im Herzen weh und nicht im Portemonnaie, da wir nicht im Hauptberuf Musiker sind wie Alexander Sachs.«
Der 1990 in Vancouver geborene Berufsmusiker spielt Violine im 2014 gegründeten und inzwischen mehrfach national und international ausgezeichneten Eliot Quartett. »Da es keine Konzerte mehr gibt, hat unser Streichquartett einen fast hundertprozentigen Einnahmeverlust«, berichtet Sachs.
CD-Aufnahme
Die freiberuflichen Mitglieder zogen nun eine CD-Aufnahme mit Werken von Beethoven und Prokofieff vor. Die aus Russland, Kanada und Deutschland kommenden Profi-Musiker hoffen, in einigen Tagen erstmals wieder in Rostock beim Privatkonzert eines Unternehmens auftreten und Geld zu verdienen. Auch arbeiten sie gerade daran, ein für September geplantes Konzert auf zwei Abende zu splitten.
»Für ein Quartett ist ein Auftritt mit den geltenden Abstands- und Hygienevorschriften möglich, für ein großes Orchester wie das BVKO schwer umsetzbar«, bedauert der Musiker. Das Kammerorchester will sich demnächst wieder zu einer Probe treffen. »Allerdings werden einige Musiker, die 60 plus sind, nicht kommen«, sagt Blochwitz.
Sie hat sich seit Ausbruch der Pandemie jeden Dienstag mit Pfeifer zur Duo-Probe getroffen. »Wir spielen die großen Orchesterwerke zu zweit. Das ist für uns eine ganz neue Erfahrung ohne alle anderen Stimmen zu üben«, berichten die Geigerinnen. Trotz allem probten sie mit viel Disziplin im Wohnzimmer oder auf der Terrasse. »Unsere Duo-Probe ist nicht mit einer Orchesterprobe vergleichbar.
Das Üben im Orchester ist für ein harmonisches Zusammenspiel wichtig«, betonen die Musikerinnen. »Musik lebt von Live-Auftritten vor Publikum. Bei digitalen Konzerten und Wohnzimmerkonzerten fehlen die Zuhörer, und die Atmosphäre ist mit der im Konzertsaal nicht vergleichbar«, sagt Sachs. Die BVKO-Geigerinnen stimmen ihm zu. Alle drei wünschen sich, dass sie in den Sommermonaten die Chance bekommen, live vor Publikum im Freien zu spielen. »Wir können mit neuen Ideen und einem neuen Programm aufwarten«, verspricht das Trio.