Karben. Mit stehenden Ovationen dankten etwa 250 Zuhörer Claus Carsten Behrendt und seinem sinfonischen Blasorchester der Stadtkapelle im Bürgerzentrum für ein unterhaltsames und abwechslungsreiches Weihnachtskonzert mit hohem Anspruch.
Natürlich kam das Publikum mit hohen Erwartungen, hatte das Orchester doch im Mai den ersten Platz beim Landeswettbewerb in Bad Schwalbach mit der Jury-Bemerkung „exzellent“ geholt.
Daraufhin wurden die Karbener von der Hessischen Musikakademie um ihre Mitwirkung bei einem Dirigenten-Workshop gebeten. „Für uns war das im September eine willkommene Zusatzprobe“, strahlt Vorstandsmitglied Anke Toemmler, die im sinfonischen Orchester das Euphonium spielt. Doch den letzten Schliff für die beiden Weihnachtskonzerte erhielten die knapp 70 Bläser im Alter zwischen 13 und 73 Jahren von ihrem musikalischen Leiter Behrendt beim Probenwochenende im Oktober, das in der Musikakademie des Landes in Schlitz stattfand.
„Fröhliche Weihnachten“ wünschte das Orchester seinem Publikum mit dem Konzert, und es ließ mit seinem Spiel selbst bei anspruchsvollsten Stücken diese Fröhlichkeit überspringen. Auch wenn dabei ein paar wenige Töne manchmal ihren rechten Platz nicht fanden – gut gelaunt freuten sich die Zuhörer an diesem vorzüglichen Abend über kleine Erinnerungen daran, dass das Orchester nicht aus Berufsmusikern besteht.
Die Fröhlichkeit war überaus ansteckend. In vollen Zügen genossen die Zuhörer im ersten Teil bekannte Melodien aus Lehárs „Lustiger Witwe“ ebenso wie „Beyond the higher Skies“ des Amerikaners Robert Sheldon, der 1990 als „International Outstanding Bandleader of the Year“ geehrt wurde, und das „Concertino“ des belgischen Zeitgenossen Andre Waignein, bei dem Katja Garling mit ihrem Sopransaxofon als Solistin glänzte.
Besonders hohe Anforderungen stellte der fünfte Satz aus Johan de Meijs Sinfonie „Herr der Ringe“ an die Musiker. Der Holländer wechselt in „Hobbits – Weihnachten im Auenland“ rasch zwischen rhythmischen und melodischen Passagen und fordert vollen Einsatz beim eindrucksvollen Finale. Dass sie auch Stimme und neben Holzbläsern und Blechbläsern auch einen begnadeten „Plastikbläser“ mit Trillerpfeife in ihren Reihen haben, durften die Musiker bei der ausgelassenen Musical-Filmmelodie „High School Musical“ beweisen, die Robert Longfield aus den Werken dreier Komponisten arrangiert hat.
Nach der Pause übergab Ehrenvorsitzender Stefan Mayerhofer, der die Konzerte seit zehn Jahren moderiert, das Mikrofon zum ersten Mal an eine Frau. Angelina Nölker vom ersten Flötenpult führte anhand eines Weihnachtsmärchens über den kleinen, vernaschten Engel Benjamin durch den zweiten, weihnachtlichen Teil. Benni sang Weihnachtslieder, die Roland Kernen zur „Adventsfantasie“ kombiniert hat, und begleitete „Rudolph, the red-nosed Reindeer“ in japanischen, schweizerischen, russischen, französischen und weiteren Variationen von Darrol Barry um die Welt.
Die junge Sängerin Melanie Siebenhofer entführte das Publikum in die Pop-Weihnacht mit Dauerohrwurm „Last Christmas“ und „All I want is Christmas for you“. Mit der „Deutschen Weihnacht“ von Jan Haderman endete das Konzert offiziell. Doch ohne Zugabe wollten die begeisterten Zuhörer nicht nach Hause gehen. Sie erklatschten sich Michael Jacksons „Heal the World“ in der Interpretation von Melanie Siebenhofer sowie ein Potpourri aus den wohl schönsten deutschen Weihnachtsliedern.
Die Texte waren auf der Rückseite des Programms abgedruckt. „Jetzt bin ich gespannt, wer lauter ist“, rief Behrendt gut gelaunt dem Publikum zu. In fröhlicher Inbrunst verschmolz der Gesang mit dem mächtigen Volumen des eingespielten Klangkörpers zu einer Weihnachtswelt, die nur noch Musik war.