Bad Vilbel. Schon zum Quellenfest 2009 könnte im Fachwerkhaus Am Marktplatz 3 das neue Brunnen- und Bädermuseum der Stadt eröffnet werden, schätzt Kulturamtsleiter Claus Kunzmann. Derzeit verhandele Bürgermeister Thomas Stöhr aber noch mit dem Eigner, der Frankfurter Volksbank, über einen langfristigen Mietvertrag. Auch ist die erste Etage bisher als Wohnraum vermietet.
Trotzdem hat Kunzmann bereits ein inhaltliches Rohkonzept für die Ausstellungen entwickelt für die zirka 220 Quadratmeter Fläche auf drei Ebenen. Im Erdgeschoss soll eine nachgebildete Abfüllhalle an die Frühzeit der Brunnenindustrie erinnern, die sich im frühen 20. Jahrhundert entlang der Frankfurter Straße „in Hinterhofschuppen“ befand. Im ersten Stock soll die Geschichte des Heilbads Vilbel dargestellt werden: Mit einer originalen Badezelle von Carl Brod. Um 1900 quartierte er seine Kurgäste im Gasthof „Zur Sonne“ ein – damals noch freistehend mitten auf dem unbebauten Heilsberg.
Als dritter Schwerpunkt sollen „zentrale Eckdaten zur Stadtgeschichte“ dargestellt werden. Ein Modell zeigt etwa die Erstürmung der Wasserburg anno 1796, es gibt auch vor- und frühgeschichtliche Funde. Das künftige Stadt-Museum soll, so plant Kunzmann, parallel mit dem Römer-Pavillon zugänglich sein – also an vier Tagen wöchentlich. Damit solle der Tagestourismus gefördert werden.
Gerechnet werde mit Umbaukosten von 300 000 Euro, wovon im städtischen Etat für 2008 bereits 125 000 Euro stehen. Der Rest soll über Landesmittel, den Verein Sport- und Kulturförderung und den Verein für Geschichte und Heimatpflege beigesteuert werden. Dieser, sagt Vorsitzender Kunzmann, wolle 30 000 Euro geben. Auch Hassia-Seniorchef Günter Hinkel beteiligt sich. Bis zur Eröffnung gibt es aber noch viel zu tun. Mit skeptischem Blick auf die Holzbalken rechnet Stadtbaurat Dieter Peters (parteilos) mit Sanierungsbedarf. Außerdem müssen Brand- und Denkmalschutz beachtet werden. Das Gebäude ist aber als Museum nutzbar, ergab eine Ortsbegehung mit Experten im August. Das neue Museum liege „im Herzen der Stadt“, freut sich Kunzmann. Besucher können es zu Fuß von den Burgfestspielen, dem Römer-Pavillon oder der Alten Mühle erreichen.
Kunzmann will die Museen stärker abgrenzen. So ist das bisherige Museum in der Burg bereits ausgeräumt, die Bauern- und Handwerkerstube aufgelöst. Dafür gebe es das Heimatmuseum Massenheim. Die Antike sei mit dem Römer-Pavillon abgedeckt. Als Idee schwebt ihm eine neue Ausstellung in der Burg vor. Sie soll unten im Turm entstehen – dem ältesten Teil der Burg, der bis 1399 der Eingang war. Doch zunächst müsse das Heimat- und Bädermuseum fertig sein. Das sei, so Kunzmann, „wie beim Knödelessen, immer einer nach dem anderen – sonst gibt es Probleme.“
Nach der Art der Holzverarbeitung wird das „Weihl“-Haus“ auf das Jahr 1680 datiert. Erstmals erwähnt ist es 1705. Bis 1933 beherbergte es das Gasthaus „Zum Hirsch“. Danach übernahm Georg Otto Weihl das Haus als Sitz der Firma Luisen-Brunnen, 1983 kam es in den Besitz der Volksbank.
Ein Kauf durch die Stadt sei wenig sinnvoll, so Kunzmann. Das Weihl-Haus befinde sich so nahe am Gelände der Bank, dass es schwer sei, die Parzellen neu aufzuteilen. (dd)