Schöneck. Die zahlreichen Lichter verleihen dem alten Friedhof in Büdesheim in der dunklen Jahreszeit eine besondere Stimmung. Nicht nur der Seelen der Verstorbenen wird gedacht, sondern die Besucher können sich auch an den roten Dauerbrennern auf den Gräbern erfreuen. Wäre da nicht ein kleiner Wermutstropfen.
Das ist der Stein des Anstoßes: Immer wieder hatten Zeitgenossen ihren Privatmüll in den friedhofseigenen Restmülltonnen entsorgt – und damit die Kosten für die Gemeinde in die Höhe getrieben. Im Rahmen der Haushaltskonsolidierung beschlossen die Schönecker Gemeindevertreter im Spätsommer 2009, die Restmülltonnen auf dem Friedhof zu entfernen.
Die Bürger wurden gebeten, auf dem Friedhof anfallenden Müll mit nach Hause zu nehmen. Auf diese Weise kann die Gemeinde immerhin jährlich fast 9000 Euro einsparen – so die Überlegung.
Doch einige Mitbürger ignorierten diese Änderung. Und sie fingen an, die leeren Kerzenhüllen und sonstigen Müll unerlaubterweise auf oder neben dem biologischen Müll zu entsorgen. Dies scheint momentan die bequemere Lösung für die Meisten zu sein. Die Folge: Um die Biotonnen herum sind kleine Müllhalden entstanden.
Für die Gemeinde bedeutet dies: Die Gemeindearbeiter müssen die leeren, teilweise durch den Wind verstreuten roten Friedhofskerzen einsammeln und entsorgen.
Manfred Müller, der zuständige Mann für die Müllentsorgung der Gemeinde, ist über die Zustände auf den Friedhöfen der Gemeinde sprachlos: „Es hat sich ein richtiger Mülltourismus entwickelt.“
Immer wieder gingen Klagen von Friedhofsbesuchern ein, die sich über die Zustände von privater Müllentsorgung entrüsteten. Auch jetzt, nachdem die Restmüllbehälter eliminiert worden seien, würden manche Zeitgenossen weiterhin ihren privaten Müll einfach neben den Biotonnen abstellen. Das sei auf allen Schönecker Friedhöfen so – nicht nur in Büdesheim, sondern auch in Kilianstädten und Oberdorfelden.
Das sei nur die Spitze des Eisberges, sagt Günter Rauch, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung in der Schönecker Gemeindeverwaltung. „Es werden auch Gestecke, Vasen und Pflanzen von den Gräbern gerissen.“
Günter Rauch hat auch die Lösung parat; genauso, wie es nach der Umstellung im Gemeindeblatt „Das Parlament“ angeregt wurde. Er rät: „Die Menschen können einen Gelben Sack mit auf den Friedhof nehmen und ihren recylingfähigen Restmüll wie Kerzenhüllen und Plastikblumentöpfe hineinstecken, ihn mit nach Hause nehmen und bei der nächsten Müllabfuhr vor die Haustüre stellen. Das kostet sie keinen Cent.“
Damit sich die Friedhofsbesucher auch weiterhin an der Illumination der Gräber erfreuen können, ist es sinnvoll, dass jeder etwas Verantwortung für die Gemeinschaft trägt und den Friedhof so verlässt, wie er ihn vorzufinden wünscht: als müllfreien Ort des Friedens, der Stille, Ruhe und Besinnlichkeit.