Bad Vilbel. Biwer-Kreisel, Stadtschule, Altes Rathaus – da war in der Silvesternacht einiges los. „Stimmungsnester“, bekannt vom Iron-Man, einmal anders. Dort wurde geballert, was das Zeug hielt. Das neue Jahr begann mit haufenweise Müll. Aber da gab es diesmal ja die „Heinzelmännchen“, 50 an der Zahl: junge und ältere Bad Vilbeler, deren Familien aus Pakistan stammen.
„Sauberkeit ist der halbe Glaube im Islam“ sagte Waseem Qureshi, der Leiter der Bad Vilbeler Ahmadiyya-Gemeinde, gestern um acht Uhr am Alten Rathaus. Sie nahmen am Neujahrsmorgen der städtischen Müllabfuhr, aber auch so manchem Hausbesitzer in der Frankfurter Straße die Arbeit ab – und machten im Morgengrauen alles blitzblank. Dort war ein Tisch aufgebaut mit Tee und warmen Getränken.
Das halbe hundert Männer hatte sich um seinen Präsidenten versammelt und hielt erst einmal Andacht. Dann wurden drei Gruppen gebildet. Die über 40-Jährigen, die jüngeren Erwachsenen und Kinder schwärmten aus. Die einen arbeiteten sich mit Besen und Kehrblech vom Rathaus aus in Richtung Frankfurt vor, die jüngeren Erwachsenen gingen zum Südbahnhof-Kreisel und schafften sich in Richtung Rathaus ab. Die Kinder putzten den Fußweg vor der Stadtschule.
Unglaubliche Mengen an Hülsen, ganze Batterien von Feuerwerkskörpern sowie die eine oder andere leere Sektflasche kamen zusammen. Einen Haufen Arbeit machten sich die Ahmadiyya-Gläubigen. Nach zwei Stunden war es geschafft. Die Männer und Jungs blieben unter sich. „Die Frauen machen etwas anderes“, sagte einer der Freiwilligen. Was sie denn tun, wusste er auch nicht, außer: „Meine Mutter schläft jetzt noch.“
Vier pakistanische Familien der Ahmadiyya-Glaubensgemeinschaft hatten sich vor einigen Jahren Eigentumswohnungen in Bad Vilbel gekauft. Inzwischen sind die Zuwanderer in Bad Vilbel auf etwa 30 Familien mit 130 Personen angewachsen. Die zweite und dritte Generation ist in Bad Vilbel geboren. Wie Sahib Massud, einer der Älteren, sagte, versammeln sich die Anhänger dieser islamischen Reformbewegung, die „Frieden für alle“ auf ihre Fahnen geschrieben hat, in einer Moschee in Frankfurt. In Bad Vilbel werde schon länger nach einem Grundstück für eine eigene Versammlungsstätte gesucht. Bisher allerdings vergeblich. Die Zusammenarbeit mit der orthodoxen islamischen Glaubensgemeinschaft sei heikel. Denn für den orthodoxen Islam seit die Ahmadiyya-Lehre ein Irrweg. (hgm)