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Möglichst viele Steine retten

Am 10. Juli sind Teile der Burgmauer abgerutscht. Foto: Eickhoff
Am 10. Juli sind Teile der Burgmauer abgerutscht. Foto: Eickhoff

Bad Vilbel. Es ist etwas mehr als einen Monat her, dass Teile der Wasserburg-Mauer in Bad Vilbel eingestürzt sind. Jetzt informierte Burgfestspiel-Intendant Claus-Günther Kunzmann über den aktuellen Stand der Sanierung – und welche Schritte für die kommenden Wochen geplant sind.
Der große Knall ist etwas mehr als einen Monat her. Mitten in der Burgfestspiel-Hauptprobe für »Der Club der toten Dichter« sind Teile der Wasserburg-Mauer eingestürzt. Die Sanierung ist in vollem Gange. Intendant Claus-Günther Kunzmann sagt: »Wir sind in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege Wetterau und dem hessischen Landesamt für Denkmalpflege.« Dabei drehe sich alles um die Frage: Wie wird die Mauer wieder aufgebaut?
Regelmäßig vor Ort sei deshalb Bauhistoriker Lorenz Frank. »Er dokumentiert alles und erarbeitet einen Vorschlag, wie die Mauer aussehen könnte.« Das alles passiere natürlich nur nach enger Absprache mit den Ämtern. Kunzmann weiter: »Wir wollen so viele Steine retten, wie es möglich ist.«
Steinbruch
gesucht

Dafür sei Kontakt mit dem Institut für Steinkonservierung in Mainz aufgenommen worden. »Gesucht wird ein Steinbruch, dessen Steine denen unserer Burg am ähnlichsten. Wir sind mit Dr. Enno Steindelberger vom Institut in enger Absprache. Er wird noch zur Burg kommen.«
Aktuell war der herausgebrochene Bereich mit zwei Folien abgehängt worden, »aber nicht, weil wir etwas verbergen wollen«, sagt Kunzmann. Vielmehr gehe es darum, möglichen Unwetterereignissen entgegenwirken zu können. »Die Stelle ist wie eine offene Wunde. Wir wollen verhindern, dass es zu weiteren Ausspülungen kommt.«
Termine vor Ort hat es auch mit Statiker Christian Breckner von der Schlier Ingenieure AG gegeben. »Wir haben jetzt drei verschiedene Angebote zur Sanierung auf dem Tisch. Am Ende wären wir gern bei fünf.« Dann werde entschieden. »Für die Sanierung wird mit Sicherheit der ganze Niddaradweg gesperrt. Wir werden außerdem einen Teil des Burggrabens absenken müssen.« Eventuell werde gar eine kleine Brücke errichtet. Die Stadt schätzt die Kosten auf rund 250 000 Euro.
Die Burg ist wohl Bad Vilbels bekanntestes Wahrzeichen und seit mehr als 30 Jahren Heimat der Burgfestspiele. Seit ihrer Zerstörung durch französische Truppen im Jahr 1796 ist sie eine Ruine. Bis 1816 gehörte die Burg – laut landesgeschichtlichem Informationssystem – dem Großherzogtum Hessen-Darmstadt, wurde dann mehrfach getauscht und verkauft. Sie ist seit 1955 im Besitz der Stadt Bad Vilbel. Kunzmann: »In den ersten zehn Jahren wurde sie saniert. Weil alles zugewachsen war, war auch die Mauersubstanz betroffen.« Damals sei jedoch vermutlich nicht alles perfekt gelöst worden.
Deshalb finden seit 15 Jahren immer wieder Arbeiten an der Wasserburg statt. Der Teil der eingestürzten Mauer hätte ursprünglich am Ende der Saison saniert werden sollen. Dann kam der große Knall am Abend des 10. Juli. Mit Abstand zum Schreckerlebnis sagt Kunzmann: »Ich bin sehr froh, dass es diesen Schaden gab, ohne dass Menschen verletzt wurden.« Die Ursache sei nach wie vor nicht final geklärt. »Man stelle sich vor, die Wand wäre abgerutscht, während auf einem Gerüst gearbeitet wurde.«
Als Nächstes auf dem Renovierungsplan stehe der runde Eckturm an der Niddaseite. Er ist vor über zehn Jahren dem Einbau von Ziegelsteinen saniert worden. »Damit nichts rutscht«, sagt Kunzmann. »Auf alten Fotos und Zeichnungen erkennt man jedoch, dass an dieser Stelle immer wieder nachgearbeitet wurde.«
Inzwischen wurde der Blitzschutz erneuert. Kunzmann abschließend: »Es bestand nie eine Gefahr.« Die Sanierung soll möglichst vor dem ersten Winterfrost abgeschlossen sein.
Von Patrick Eickhoff