Nicht jeder Mensch steht gerne im Mittelpunkt: Wenn einen alle anschauen und vielleicht darauf warten, dass man etwas Wichtiges sagt, dann ist das nicht für jeden eine schöne Vorstellung – oder ein Motiv zu sein für Fotos oder Filme… Klar: Auf dem einen oder anderen Urlaubsfoto oder Familienbild, aber das langt dann auch.
Eigentlich ist es sehr gut, wenn Menschen sich nicht für das Maß aller Dinge und den Mittelpunkt des Weltgeschehens halten – auch der Supersprinter Usain Bolt ist das nicht, selbst wenn er sich dafür halten mag. Die Erde dreht sich nicht um ihn und auch nicht um mich.
Im eigenen Leben aber ist es gut, „mittendrin“ zu sein! „Mitten im Leben“ bin ich, wenn ich mit Freunden zusammen einen Spätsommerabend bei einem Glas Wein und leckerem Essen erleben darf. „Mitten im Leben“ bin ich, wenn ich bei einem Hobby die Zeit vergesse und ganz bei der einen Sache bin. „Mitten im Leben“ bin ich, wenn ich mit einem guten Gefühl im Bauch zur Arbeit fahre und mit einem ebensolchen wieder zurückkomme. „Mitten im Leben“ bin ich, wenn ich selbstverständliche Geborgenheit bei den mir nächsten Menschen erfahre. „Mitten im Leben“ bin ich, wenn ich am Abend mit einem dankbaren Gebet für den Tag einschlafen kann.
„Mitten im Leben“ zu sein ist keine Frage des Lebensalters – von wegen so rund um die Vierzig ist man „mitten im Leben“… „Mitten im Leben“ ist eine Frage der Haltung zum Leben und zu mir selbst. Kindern fällt das manchmal leichter als Erwachsenen: wenn ich an die Kinder aus dem Urlaub denke, die im Sand ihre Burgen gebaut haben, dann sind sie längst angekommen „mitten im Leben“. Aber es gilt auch für die älteren Herren im Schatten hinter ihnen, die jeden Abend Boule gespielt haben, und für das junge Pärchen beim Glas Wein im Restaurant direkt am Strand. An all dies muss Gott gedacht haben, als er uns ins Leben gerufen hat: „Mittendrin“ zu sein im erfüllten Leben.
Ich wünsche uns, dass wir „mitten im eigenen Leben“ sein dürfen – in allen Bereichen unseres Alltags. Wer so lebt, der braucht nicht die Bewunderung anderer, denn er ist in seinem eigenen Leben angekommen. Und das darf man auch auf Fotos erkennen, wenn Zufriedenheit und Lebensfreude aus meinem Gesicht herausleuchten…
Herzliche Grüße „mitten aus dem Leben“ – Ihr
Pfarrer Klaus Neumeier,
Christuskirchengemeinde
Bad Vilbel