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Mit wenig Gepäck durchs Leben

Das Wort zum Sonntag

Dr. Irene Dannemann
Dr. Irene Dannemann

„Wir haben losgelassen, was uns gehörte“ – das sagt Petrus, der sein Fischerboot und sein Zuhause hinter sich gelassen hat, um mit Jesus zu ziehen. „Wir haben losgelassen, was uns gehörte“ (Lukas 18,28). Besitz loszulassen, ist schwer. Nach vielen Jahren Leben in einer Wohnung in eine kleinere zu ziehen, wie schwer fällt die Entscheidung, sich von etwas zu trennen.

Das Loslassen gehört zum Leben der Frauen und Männer, die sich mit Jesus auf den Weg gemacht haben: Sie verlassen ihr Zuhause, lassen Familienangehörige zurück und ziehen zumindest eine Zeitlang mit Jesus umher. Es gibt die, die mitgehen, und es gibt die anderen, die Jesus und seine Gefolgsleute aufnehmen, die Häuser, wo die Gruppe um Jesus Unterkunft, Verpflegung, unterstützende Gemeinschaft findet.

„Wir haben losgelassen, was uns gehörte“ – das erinnert mich an ein Lied der Musikgruppe Silbermond. Sie singt davon, Dinge wegzuwerfen: Kleidung, Erinnerungsstücke und Zeugs, das auf der Seele lastet. Ich habe mich angesprochen gefühlt: Was schleppe ich alles mit mir herum, was hebe ich auf? – Brauch ich es wirklich?

Wenn ich mir vorstelle: In einem Altenheimzimmer gibt es einen, vielleicht zwei Schränke, vier Türen, in denen Kleidung, Bücher und CDs unterkommen müssen – dann fühle ich, was radikales Aufräumen, Loslassen und Abgeben bedeuten.

Die Jesus-Geschichte und das moderne Lied machen deutlich, dass Besitztümer uns auch belast-en, eine Last sind. Radikal, wie er manchmal ist, fordert Jesus dazu auf, das alles hinter mir zu lassen – „um des Gottesreiches willen“. Jesus ruft zu einer neuen Perspektive für das eigene Leben auf: Nicht Besitz und Reichtum sollen im Vordergrund stehen, sondern die Orientierung an Gott, die Liebe zu Gott und zu den Mitmenschen.

Bewusst meinen Glauben an Gott pflegen, das Beten ausprobieren, danke sagen mitten an einem schönen Tag. Ein Urlaub im Bayrischen Wald kann wertvoller sein als einer auf Hawaii – auch wenn man damit vor den Freunden nicht so angeben kann. Wichtiger als der repräsentative Ort sind die menschlichen Begegnungen: der gemeinsame Besuch im Schwimmbad oder Hochseilgarten oder das gemütliche Essen in trauter Zweisamkeit – je nachdem, wer da unterwegs ist. Materielles loslassen um des Gottesreiches willen.

Und mich einbringen in einer Gesellschaft, die heute ganz stark nach Möglichkeiten sucht, friedlich und gerecht zu leben, ohne ihre Freiheit übermäßig einzuschränken.

Ihre Pfarrerin

Dr. Irene Dannemann

Evangelische Heilig-Geist-Gemeinde Heilsberg