Bad Vilbel ist nun offiziell Hochschulstadt. Auch wenn die ersten Studenten an der fünften Außenstelle des dualen Studiums Plus von der TH Mittelhessen bereits seit einigen Wochen dort sind, fiel gestern der offizielle Startschuss. Mit äußerst günstigen Zukunftsprognosen.
Bad Vilbel. „Bahnbrecher“ seien sie, „Pioniere“ gar. Mit großen Vorschusslorbeeren wurden die ersten elf Studenten Anfang Oktober von Campusleiter Professor Dieter Lorenz am neuen Studienort Bad Vilbel empfangen. Sie sollen die ersten einer ganzen Armada an jungen Menschen sein, die in fester Anstellung für ein Unternehmen ein Studium in Angriff nehmen.
Und so bekommt bei der offiziellen Eröffnungsfeier gestern auch einer von ihnen, der 25-jährige angehende Wirtschaftsingenieur Andreas Kansczyk, mit seiner Rede den größten Applaus. Er geht auf diesen ersten Moment ein, als die „Pioniere“ akademischen Vilbeler Boden betreten. Auch wenn sie sich nicht wirklich wie „Bahnbrecher“ fühlten, könnten sie doch dafür sorgen, dass nachfolgende Studenten hier ein optimales Lernklima vorfinden.
Auch die drei Attribute „persönlich, praktisch, professionell“ seien ihnen vermittelt worden. Und da kann Kansczyk dann doch erste Vergleiche ziehen. Vor seinem jetzigen Studium hat er bereits ein reguläres Studium in Frankfurt abgeschlossen. „Dort sitzt man mit 300 Kommilitonen in einem Saal, ist nur eine Matrikelnummer. Hier ist die Betreuung sehr eng“, sagt er.
Schnell gewachsen
Der praktische Bezug ist ebenfalls gegeben. Denn die 670 Unternehmen des Vereins Competence Center Duale Hochschulstudien Studium Plus (CCD), die das Studienkonzept unterstützen, können direkt in die Inhalte eingreifen. Firmenangehörige sind gleichzeitig Dozenten, die akademischen Dozenten wiederum gehen während der Semesterferien gemeinsam mit den Studierenden in die Betriebe, arbeiten mit an dem Projekt, das die Studenten dort bearbeiten.
In Kansczsyks Fall ist das der Textilmaschinenhersteller Karl Mayer aus Obertshausen. Im Gegenzug für die vom Betrieb bezahlte Ausbildung verpflichten sich die Studenten, eine gewisse Zeit bei dem Unternehmen weiter zu arbeiten. Das Unternehmen erhofft sich dadurch dauerhaften und speziell ausgebildeten Zuwachs. Und auch mit dem Attribut „professionell“ kann Kansczyk etwas anfangen. Die Verzahnung mit allen Beteiligten funktioniere nirgends so gut wie hier. Trotz der sechs Campus-Standorte sei der Standort Bad Vilbel etwas Besonderes, betont der THM-Präsident Professor Günther Grabatin. Denn es ist der erste im Rhein-Main-Gebiet, „wir gehen von einer großen Strahlkraft in Richtung Süden aus“. Grabatin erwartet einen schnellen Anstieg der Zahlen, in wenigen Jahren sollen über 100 junge Menschen hier ihr duales Studium aufnehmen. Dass der Campus am Berufsförderungswerk (BFW) entstanden ist, sei vielen Partnern aus der Region zu verdanken, hebt Professor Harald Danne, Leitender Direktor vom Wissenschaftlichen Zentrum Duales Hochschulstudium, hervor. So wurde die Anschubfinanzierung in Höhe von 450 000 Euro zu zwei Dritteln über den Spendenverein, getragen von den Stadtwerken, und vom Wetteraukreis über Spenden der Sparkasse Oberhessen und der Ovag gestemmt. Danne dankt auch den örtlichen Protagonisten, allen voran Stadtrat Klaus Minkel und Bürgermeister Thomas Stöhr (beide CDU). Minkel habe das BFW ins Spiel gebracht und dessen Leiter Hartmut Fuchs als begeisterten Partner mit ins Boot geholt. „Wohl jener Stadt, die so einen verlässlichen Partner und Antreiber hat.“
Stöhr spricht von einem „historischen Tag für Bad Vilbel“. Er sei stolz auf den neuen Hochschulstandort, der mit dem Schulzentrum, dem BFW und der Europäischen Schule zu einem Bildungsmagneten geworden sei. Bad Vilbel sei ohnehin größter Schulstandort im Wetteraukreis. Heimische Familien und auch die Unternehmen profitierten von dieser Strahlkraft.
Und in fünf Jahren kenne man vielleicht nicht nur die Quellen, das Wasser und die Burgfestspiele. „Sondern Bad Vilbel auch als Ort, an dem man hervorragend studieren kann.“