Da hätten nun mal alle schönste Zeit gehabt, sich nicht nur an grauen Werktagen und am Arbeitsplatz, in der Schule oder im Familienstress ungezügelt der Gewalt hinzugeben, sondern am arbeitsfreien Samstag, wonach alle am Sonntag hätten friedlich ausschlafen können. Aber es geschah fast nichts. Und das war zu wenig!
Es kamen – das ist die schlechte Nachricht – nur ein paar Gewaltinteressierte, aber sie alle kamen – und das ist die gute Nachricht – ohne ein blaues Auge davon. Es blieb ruhig, keine Fahne wurde verbrannt, keiner verprügelt, niemandem das iPhone abgenommen oder die Kappe.
Und es dürfte nicht an Omas Geburtstag gelegen haben, dass sich so wenige für das gewaltige Thema interessiert haben. Bad Vilbel ist nun mal – sieht man von den „Stolpersteinen“ im Zentrum ab – kein richtiges Pflaster der Gewalt. Die Gewalt hat vermutlich deswegen auch nur wenige vom Stuhl gerissen. Das wiederum dürfte die Veranstalter geradezu vom Hocker gehauen haben. Vielleicht ist soviel Gewaltlosigkeit ja ein gutes Zeichen! Je weniger Gewalt, denkt Ritter Bechtram, umso besser. Warum also die Katz im Sack wecken? Gewalt muss ja nicht mit Gewalt vom Zaun gebrochen werden. Denn alles, was man mit Gewalt gewinnt, wir erinnern uns an Mahatma Ghandi, kann man auch nur mit Gewalt halten. Dagegen ist mir der Prophet Bertolt Brecht tausendmal lieber: Stell dir vor, es gibt … Gewalt und keiner geht hin!
Das Kulturforum als gewaltfreie Zone ist doch in diesen Tagen marodierender, brandschatzender Welthorden vielleicht doch auch ein vernunftbetontes Bild mit Signalwirkung. Die Gewalttätigen hätte man ohnehin nur mit Gewalt ins Kulturforum bekommen. Hätten Sie das gewollt? (sam)