Was für ein ulkiges Bild: Da baumelt eine Seele… Wie soll ich mir das vorstellen? Wie soll das aussehen? Genau davon aber reden wir in der Urlaubszeit. Die Seele wollen wir baumeln lassen. Was meinen wir? Vielleicht solches: Ganz relaxt im Hier und Jetzt in den Tag hinein leben, sich die Sonne auf den Bauch scheinen lassen, Zeit mit besonders lieben Menschen verbringen, ein gutes Essen und ein Glas Rotwein richtig genießen können, ohne jeden Stress mit dem Fahrrad durch die Felder fahren…
Wie anders ist oft der Alltag mit seinen Anforderungen. Ich bin angespannt. Ich habe keine Zeit. Herausforderungen. Streit. Überforderung. – oft wirkt sich das auch auf meine Seele aus. Mir geht es nicht gut und im Miteinander auch mit lieben Menschen bin ich schnell gereizt. Bei vielen von uns braucht weniger der Körper ein paar Wochen Erholung, sondern meine Seele. Und deswegen freuen wir uns darauf, sie baumeln lassen zu können! Ansonsten kommt sie in unserer nüchternen und rationalen Alltagswelt nicht wirklich vor, die Seele. Sie scheint ein Relikt zu sein aus alten Zeiten. Sie ist nicht fassbar, berechenbar, meinen Sinnen nicht zugänglich. Und doch haben wir uns etwas bewahrt von der Wahrheit alter biblischer Erkenntnis. Da ist oft von der Seele die Rede: Die Seele erkennt die Wunder der Schöpfung. Die Seele erahnt etwas von Gottes Dasein und von seiner Liebe zum Leben und zu mir ganz persönlich. Die Seele kann sogar jubeln – ist das vielleicht so ähnlich wie baumeln?! In Psalm 103 heißt es im 2. Vers: „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat“. Was für eine schöne Urlaubsbotschaft: Die Seele neu entdecken und sie wieder ins seelische Gleichgewicht bringen können, damit sie baumeln kann! Und dann mit der Seele Gott loben für mein Leben und so Vieles, was er mir schenkt und anvertraut: Menschen, Gaben, Zeit, Lebensmöglichkeiten…
Wenn Sie in den nächsten Wochen Urlaub haben: Nehmen Sie Ihre Seele wahr und schenken sie ihr, dass sie baumeln darf! Lernen Sie neu mit der Seele die Welt und Wahrheit zu erkennen, wie es in einem anderen Psalmwort heißt (139,14): „Ich danke Dir dafür, dass ich wunderbar gemacht. Wunderbar sind Deine Werke, das erkennt meine Seele“.
Herzlichst Ihr Pfarrer
Dr. Klaus Neumeier von der
Ev. Christuskirche in Bad Vilbel