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Mein unbekanntes Auto – Nachbarschaftshilfe bietet „Alles rund ums Fahrzeug“ nur für Frauen an

Karben. Irritiert stecken fünf Frauen ihre Köpfe zusammen und inspizieren einen dünnen Metallstab. „Ei, wo ist es denn?“, fragt Helga Wagner. Alle schütteln den Kopf. Auch Fachmann Lothar Beier ist ratlos. Auf dem schmalen Blech ist das Ende der Ölspur einfach nicht genau abzulesen. Also noch einmal: Erst abwischen und dann bis zum Anschlag rein und wieder raus. Wieder klüngeln die Frauen über dem ihnen unbekannten Objekt. „Da, wo es so glänzt“, sagt Ellen Benölken vorsichtig. Jetzt haben sie es: Der Ölstand liegt genau zwischen dem Mini- und dem Maximum. „Perfekt“, bewertet Beier. Auch der Fachmann muss manchmal erst ein zweites Mal hinsehen.

Seit er Auto fahren darf, repariert Beier fast alles am Wagen selbst. Der gelernte Maschinenschlosser zeigt viel Geduld und Wissen bei der zweiten Veranstaltung der Nachbarschaftshilfe Herz und Hand zum Thema „Alles rund ums Auto“, bei der Frauen alles Wichtige über ihr Fahrzeug lernen.

„Man muss sich zu helfen wissen“, sagt Brigitte Michel. „Ich will nicht wegen jedem Kleinkram in die Werkstatt fahren.“ Beier öffnet zuerst die Motorhaube des drei Jahre alten Citroëns von Rosi Maidl. Besser gesagt, er versucht es. Denn bei jedem Auto funktioniert das anders. Die Frauen staunen nicht schlecht, als er schließlich den Motorraum freilegt. „Wo ist das Wasser? Wo das Öl? Und wo kommt das Wasser für die Wischanlage rein?“, wollen sie sofort wissen. Eins nach dem anderen. Der Behälter für das Kühlwasser ist ganz links und könne ganz einfach selbst aufgefüllt werden, erklärt Beier. Daneben befindet sich das Wasser für die Scheibenwischanlage. „Ich sehe bei Leuten immer destilliertes Wasser stehen. Kommt das da rein?“, fragt Wagner. „Nein“, antwortet Beier. „Normales Wasser reicht völlig. Ich mach immer noch einen Tropfen Spüli rein.“ Im Winter sollte an ein Frostschutzmittel gedacht werden. „Und was ist das?“, fragen die Frauen. „Da kommt die Bremsflüssigkeit rein. Das sollte aber in der Werkstatt gemacht werden“, rät Beier.

Die Frauen wollen es genau wissen: „Was mache ich, wenn es unter der Haube anfängt zu qualmen?“ „Wenn der Dampf weiß ist, ist es Wasserdampf“, erklärt Beier. Rechts heranfahren und einen Fachmann anrufen, rät er. Das Warndreieck sollte in einem solchen Fall schnellstens aufgebaut werden und zwar im Ort zirka 50 und auf der Autobahn bis zu 200 Meter entfernt. „Ich weiß gar nicht, wo meines ist“, gesteht Heermann. Also durchstöbert der Trupp den Kofferraum ihres 17 Jahre alten Volkswagens. Nach einer Weile ist das Warndreieck gefunden. Aufgebaut hat es von den Damen aber noch niemand. Deshalb holt Wagner ihres aus dem Auto und schafft es, es in Rekordzeit aufzubauen. Schwierig gestaltet sich auch die Suche nach dem Verbandskasten in Michels Skoda. Schließlich macht ihn Beier unter dem Beifahrersitz ausfindig.

„Ist es denn wahr, dass man im Sommer nicht voll tanken soll?“, will sie noch wissen. Im Sommer sollte immer ein bisschen Luft gelassen werden, da sich das Benzin bei Hitze ausdehne, erläutert Beier. Wenn aber mit eingerastetem Tankhebel getankt würde, reiche das.

Was sie schon alles gelernt haben, merken die Frauen, als Beier die zweite Motorhaube öffnet. „Da ist das Öl, gell“, freuen sich die Frauen über ihr neu erworbenes Wissen. „Ich kann euch noch zeigen, wie man eine Lampe wechselt“, sagt Beier. Ein entschiedenes „Nein“, platzt den Frauen heraus. „Emanzipation ist gut, aber man muss ja nicht alles wissen.“

Es soll demnächst weitere Veranstaltungen der Reihe „Rund ums Auto für Frauen“ geben. Unter anderem zu den Themen Reifenwechsel und Luftdruckmessen. Informationen zum Verein unter www.herzundhand.de.vu