Karben. Der bundesweite Lehrermangel macht sich auch in Karben bemerkbar. An eine der größten Schulen des Kreises gehen seit Montag zwar rund 150 Kinder mehr zur Schule, diese werden aber von weniger Lehrern und Lehrerinnen unterrichtet als im vorherigen Schuljahr. Und die notwendigen Container sind auch nicht da.
Das große Foyer ist wenige Tage vor Schulbeginn noch ebenso fast menschenleer wie der Schulhof. Im Lehrerzimmer trudeln aber einige der Pädagoginnen und Pädagogen nach und nach ein. Währenddessen herrscht im voll besetzten Sekretariat und in den Zimmern der Schulleitung reger Betrieb. Das neue Schuljahr 2022/23 will vorbereitet sein. Dafür gibt es jede Menge Arbeit für Direktorin Ursula Hebel-Zipper, ihren Stellvertreter Simon Claus und die neue Leiterin des Hauptschulzweiges, Julia Scheld.
Lehrer müssen zwei
Fächer unterrichten
Stark gestiegene Schülerzahlen haben vielfältige Auswirkungen auf die Planung. So hat die KSS nach Angaben von Hebel-Zipper »alles versucht, um neue und zusätzliche Lehrkräfte zu gewinnen, aber vergebens«. Der Lehrermangel mache sich auch in Karben bemerkbar. »Wir hatten so viele Stunden wie nie nicht abgedeckt«. Außer in Deutsch, PoWi und Geschichte fehlten in fast allen anderen Fächern Lehrkräfte. Waren im vergangenen Schuljahr noch 118 Lehrkräfte für 1425 Schüler tätig, sind es im neuen Schuljahr 116 Lehrkräfte für 1570 Schüler. »Ich hätte gerne noch Lehrkräfte für Spanisch, Ethik und Religion, Kunst und Musik sowie Physik und Mathe«, sagt die Direktorin.
Deshalb waren während der Ferien kreative Lösungen gefragt. Und sie wurden gefunden. »Es ist gut, dass alle Lehrkräfte zwei Fächer haben, da konnten wir den Pflichtstundenplan doch abdecken.« Das bedeute aber, dass für die Arbeitsgemeinschaften keine festangestellten Pädagoginnen und Pädagogen zur Verfügung stünden.
Steigende Schülerzahlen machen aber auch zusätzliche Räume notwendig. Da dieses Problem bereits seit gut einem Jahr bekannt ist, hatte die Stadt Karben die Planung und Ausschreibung für Unterrichtscontainer übernommen. Geplant war, diese Container auf der kleinen Grünfläche zwischen Aula und Altbau aufzubauen. In den Sommerferien stellte sich laut Hebel-Zipper jedoch heraus, dass exakt unter der Grünfläche eine Fernwärmeleitung verläuft, die nicht überbaut werden darf. Die Container sollen, wenn sie denn kommen, auf der Freizeitfläche am Aufgang zum Neubau der KSS aufgestellt werden. Die jetzt dort stehenden Tischtennisplatten sollen auf das Areal zwischen Aula und Altbau.
Apropos Altbau: Die Sanierung des Gebäudes wird laut Schulleiterin rechtzeitig zum Schuljahresbeginn fertig sein. Am Wochenende sollten die Räume geputzt werden, so dass sie am Montag zur Verfügung stünden.
Zwei Klassenräume
in der Aula
Um die fehlenden Räume zu ersetzen, hat man mehrere Lösungen gefunden: Man wird einen Clubraum im Bürgerzentrum nutzen, die Wohnung des Hausmeisters auf dem KSS-Gelände wird umgebaut, ein aktuell nicht genutzter Container an der Selzerbachschule in Klein-Karben soll genutzt werden, und auch aus der Aula werden zwei Klassenzimmer gemacht. Gleich nach der Gesamtkonferenz am Freitag, die in der Aula stattgefunden hat, haben die Arbeiten begonnen. »Ich hoffe, dass wir mit den fünf zusätzlichen Räumen auskommen werden.«
Weniger Lehrer, mehr Schüler – das bedeutet auch in Karben größere Klassen. »Besonders voll sind die Gymnasialklassen«, sagt die Leiterin der Gesamtschule. Es gebe im neuen Schuljahr insgesamt 13 Gymnasialgänge. Es gebe eine Klasse mit 30 Schülern, die anderen hätten 29.
Trotz einiger Probleme will die Direktorin aber nicht »jammern«. So ist sie zum Beispiel froh, dass sich die Corona-Lage entspannt habe. »Es stellt sich ein Gefühl der Normalität ein«, betont Hebel-Zipper. So könnten die Veranstaltungen wieder stattfinden. Beispielsweise der Empfang der Fünftklässler, also der Neuen an der KSS. Seien in den beiden Pandemie-Jahren noch fünf Veranstaltungen hintereinander gemacht worden, könne die Begrüßung nun wieder in einer Veranstaltung in der Turnhalle stattfinden. Das »Digitale Helden«-Projekt könne fortgesetzt werden, und die 9 H und die 10 R würden im neuen Schuljahr nach Buchenwald fahren. Und noch etwas Erfreuliches hat die Rektorin parat: Die 220 Fünftklässler erhalten alle eine Willkommensbroschüre, und sämtliche Schüler einen künstlerisch gestalteten Schulplaner. Von Holger Pegelow