Hochtaunus. Es geht ein Riss durch die Republik. Danach ist die Hälfte der Menschen in Deutschland sportlich aktiv – in unterschiedlicher Intensität. Die andere Hälfte bezeichnet sich selbst als Sportmuffel oder Antisportler.
Feststeht auch: Wer sich nicht für Sport begeistern kann, bewegt sich auch im Alltag weniger, nimmt auch für kurze Wege lieber das Auto, benutzt den Fahrstuhl statt der Treppe.
Doch was ist der Grund für diese Entwicklung. Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK, erklärt das so: „Dank der Digitalisierung können wir uns viele Wege sparen. Dies führt aber auch dazu, dass der Aktionsradius vieler Menschen immer kleiner wird. Mehr als jeder Dritte bewegt sich im Alltag weniger als eine halbe Stunde. Ein weiteres Drittel bleibt unter einer Stunde. Das ist definitiv zu wenig.“
Besonders fatal ist das lange Sitzen. Laut der Bewegungsstudie sitzen die Menschen in Deutschland ihren Alltag buchstäblich aus. Peter Wendt, bei der TK für die Umfragen zuständig, beschreibt das wie folgt: „Vier von zehn Befragten arbeiten fast ausschließlich im Sitzen. Und obwohl sich gut die Hälfte im Alltag gern mehr bewegen würde, verbringen die Menschen auch in ihrer Freizeit durchschnittlich gut drei Stunden täglich sitzend.“
Die Folgen, die zu wenig Bewegung für die Menschen hat, werden oft in Kauf genommen. Der Sportpsychologe Prof. Dr. Jan Mayer von der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement, der unter anderem schon die Fußballprofis der TSG 1899 Hoffenheim betreut hat, findet: „Den allermeisten ist schon klar, dass ihnen Sport gut täte. Laut den Befragungsergebnissen fehlt es aber jedem Zweiten an Motivation. Der Anreiz, ein langes gesundes Leben zu führen, scheint abstrakter als der Feierabend, der gerade direkt vor einem liegt und gern auf der Couch verbracht werden möchte.“
Die Studiendaten belegen das: Mehr als 40 Prozent der Befragten, bei den jungen Erwachsenen sogar 55 Prozent, sagen, dass sie den Feierabend am liebsten auf der Couch verbringen.
Um sich zu motivieren, müssen die richtigen Anreize geschaffen werden. Wichtig sei deshalb, „die innere Software so zu programmieren, dass man aktiv wird“, so Mayer.
„Jede Aufgabe fällt leichter, wenn man für sich einen Sinn darin erkennt“, so der Sportpsychologe. Die Motive können ganz unterschiedlich sein: Mehr für die Gesundheit zu tun, an der Figur zu arbeiten oder einen guten Ausgleich zum stressigen Alltag zu finden.
Fast sechs von zehn Befragten würden aktiv werden, um gesundheitliche Beschwerden zu vermeiden. Auch finanzielle Unterstützung von der Krankenkasse (33 Prozent) oder dem Arbeitgeber (21 Prozent), bessere Karriereaussichten (15 Prozent) sowie Kritik des Partners (28 Prozent) könnten Anreize sein.
Doch bei all dem bleibt auch klar: Rund 15 Prozent der Teilnehmer sagen, dass sie nichts davon motivieren könnte, sportlich aktiv zu werden.
Die Konsequenzen für die Gesundheit sind schon sichtbar: Eine Analyse der Fehlzeiten konnte zeigen, dass sich der gesellschaftliche Stillstand auf die Gesundheit auswirkt: Im Jahr 2015 waren die TK-versicherten Erwerbspersonen durchschnittlich 15,4 Tage krankgeschrieben. Das entspricht einem Krankenstand von 4,23 Prozent, dem höchsten seit Beginn der TK-Gesundheitsberichterstattung. Mit drei Tagen pro Kopf entfällt der größte Anteil dabei auf Krankheiten des Bewegungsapparats.