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Mehr als jeder Dritte wählt zu Hause

Per Brief wählen ist in diesen Corona-Zeiten durchaus angesagt. In den Rathäusern rechnen die verantwortlichen Wahlleiter mit mindestens 30 Prozent Briefwählern bei den Kommunalwahlen am 14. März. Foto: Grunenberg-Heuer
Per Brief wählen ist in diesen Corona-Zeiten durchaus angesagt. In den Rathäusern rechnen die verantwortlichen Wahlleiter mit mindestens 30 Prozent Briefwählern bei den Kommunalwahlen am 14. März. Foto: Grunenberg-Heuer

Karben/Bad Vilbel. Die Kommunalwahlen am 14. März werden die ersten größeren Wahlen in Hessen unter Pandemiebedingungen sein. Prognosen zeigen, dass sich dieser Umstand wohl nicht auf die Wahlbeteiligung auswirken wird. Ein Hinweis scheint die hohe Zahl von Briefwahlanträgen zu sein.
Die Wahlämter in Karben und Bad Vilbel haben derzeit alle Hände voll zu tun. Bis zum 10. März konnten die Unterlagen bei der Stadtverwaltung beantragt werden – per ausgefüllter Rückseite der Wahlbenachrichtigung oder online per E-Mail-Antrag.
In Bad Vilbel wurde bereits Ende der vergangenen Woche die absolute Zahl von Anträgen aus dem Jahr 2016 erreicht. Gemeint ist damit die Zahl von Briefwählern bei den letzten Kommunalwahlen. Damals hatten 14 Prozent aller Wahlberechtigten die Möglichkeit von zu Hause aus genutzt. Stadtsprecher Yannick Schwander beziffert die aktuelle Zahl auf 8620 Anträge. Das seien 32 Prozent aller zur Wahl aufgerufenen Menschen in Bad Vilbel, teilt er mit. »Insgesamt haben wir hier 26 664 Bürgerinnen und Bürger, die ihre Stimmen abgeben können. Bei den Kommunalwahlen 2016 lag die Wahlbeteiligung bei 54,1 Prozent.«
Alle, die am 14. März persönlich zur Urne gehen wollen, müssen sich wohl auf Staus vor den Wahllokalen einstellen. Strenge Hygienekonzepte und Stimmabgabezettel in der Größe einer doppelten Zeitungsseite dürften das Prozedere in die Länge ziehen. Man sollte sich vorher überlegen, was man will. Kumulieren und Panaschieren im eigenen Wohnzimmer könnte vermutlich entspannter sein. Dennoch muss man sich mit diesem System erst einmal auseinandersetzen.
Im Schnelldurchgang erklärt es sich wie folgt: Jede Wählerin und jeder Wähler hat so viele Stimmen, wie es Sitze in dem zu wählenden Gremium (Gemeindevertretung, Ortsbeirat, Kreistag) gibt. Die Stimmen dürfen einzeln oder gehäuft an die Bewerberinnen und Bewerber verteilt werden. Pro gelistete Person sind höchstens drei Kreuze möglich. Wenn man eine Partei oder Wahlgruppe bevorzugt, genügt ein Listenkreuz – dann bekommen von oben nach unten die entsprechenden Personen jeweils eine Stimme. Dabei können in Hessen Kandidaten sogar von der Liste gestrichen werden. Im Internet unter www.wahlen.hessen.de kann man weitere Informationen bekommen.
Die Stadt Karben bat auf ihrer Internetseite alle Bürger vordringlich um eine Teilnahme per Briefwahl. Zuständig für Organisation und Ablauf der Stimmabgabe ist Wahlleiter Turgay Taskiran. »Um gut vorbereitet zu sein, haben wir vorsorglich 10 000 Briefwahlunterlagen bestellt«, sagt der Stadtpunkt-Chef. »Stand jetzt sind rund 6550 Anträge eingelaufen, das sind 30 Prozent von 17720 Wahlberechtigten in Karben.«
In Karben und Bad Vilbel will man am Montag nach der Kommunalwahl mit dem Auszählen der Stimmen fertig werden. Das offizielle amtliche Endergebnis könne möglicherweise am Tag darauf feststehen, glaubt Turgay Taskiran. Sicher weiß er aber: An diesen Tagen wird einiges an Arbeit auf ihn und sein Team zukommen.
Am Sonntagabend würden im Karbener Rathaus zunächst die Stimmzettel mit Listenkreuzen gezählt. Am Montag kämen dann die Zettel zur Auswertung, auf denen vom Prinzip des Kumulierens und Panaschierens Gebrauch gemacht werde. »Für jeden Stimmzettel brauchen wir mehrere Leute beim Auszählen«, erklärt Taskiran. »Eine Person zum Zählen, eine zum Eingeben und eine dritte, die das alles kontrolliert. Vielleicht sollten wir mal überlegen, ob dieser Aufwand in Zukunft nicht durch digitale Möglichkeiten ersetzt werden kann.«
Von Jürgen Schenk