Bad Vilbel. Kino statt Schule, Krimi statt Mathe. Das war für 420 Schüler aus den Klassen sieben bis zehn des Georg-Büchner-Gymnasiums (GBG) vier Tage lang Wirklichkeit. Organisiert haben den spektakulären Mathematikunter-richt im „Jahr der Mathematik 2008“ Lehrerin Cornelia Krug und Dennis Di Rienzo vom Kino Alte Mühle. Ein Anruf der Lehrerin beim Kinobetreiber reichte, schon flimmerte eine Filmauswahl des „MathFilm Festival 2008“ über die Leinwand im Kulturzentrum Alte Mühle. Für die Mittelstufe wurden drei Filme pro Jahrgang gezeigt, für die Oberstufe einen Film. Die Schüler lernten auf unterhaltsame Weise, die bunte und unbekannte Seite der Mathematik kennen.
Beim gespannten Blick auf die Leinwand sahen sie, wie aus Mathematik großes Kino werden kann. Gezeigt wurden wissenschaftliche Krimis wie „Beautiful Minds“, brillante Zeichentrickfilme wie „Flatland“ und mathematische Kurzfilme wie „Quarks & Co.“ In ihnen werden Themen aus der Schulmathematik erläutert. Damit erfüllten die beiden Organisatoren den Wunsch von Professor Günter M. Ziegler, dem Präsidenten der Deutschen Mathematiker-Vereinigung: „Mathematik spannend in Szene zu setzen, ist ein wichtiges Ziel des Wissenschaftsjahres 2008. Das Jahr der Mathematik soll zeigen, dass Mathe nicht nur Schulstoff, sondern auch Stoff für spannende Hollywoodfilme sein kann. Neben den Blockbustern gibt es aber auch viele Filme mit mathematischem Inhalt, die in der Mathematiker-Szene selbst entstanden sind“. Die in Bad Vilbel gezeigten Filme erläuterten Themen aus der Schulmathematik, zeigten Simulationen realer Phänomene und führten anschaulich bis hin zur aktuellen Forschung in der reinen und angewandten Mathematik. Spannung war bei allen Filmen garantiert, schwache Nerven ein echtes Handicap.
Voller Staunen sahen die Schüler, dass Mathematik weit mehr als bloßes Rechnen ist. Mathematische Modelle treten überall im täglichen Leben auf. Beispielsweise beim Erzeugen von Handy-Klingeltönen, in der Digitalkamera, in der EC-Karte, im Aktiengeschäft oder beim Entwurf und Optimieren von Fahrplänen, wie ein Kurzfilm der Bahn zeigte.
Wie mit Hilfe des Verstandes, der Vorstellungskraft und der Mathematik selbst das für Augen nicht Sichtbare im Universum begreifbar wird, sahen die Schüler im computeranimierten Film „Flatland“ nach dem berühmten Roman von Edwin A. Abbott. Die Geschichte von Arthur Square und seiner neugierigen Enkelin Hex spielt in einer zweidimensionalen Welt, die ins Wanken gerät, als ein geheimnisvoller Besucher aus der dritten Dimension eintrifft. Die Botschaft des Films lautet: So wie es keine Gleichung ohne Lösung gibt, so gibt es kein Rätsel, das nicht gelöst werden kann.
Mit Hilfe der richtigen Portion Mathematik ist vieles machbar. „Was in den Filmen an Mathematik transportiert wurde, war gut“, bilanziert Lehrerin Cornelia Krug. „Ich finde, dass jeder neue Weg es wert ist, ausprobiert zu werden“, sagte Denis Di Rienzo. Es sei auch gerade vor dem Hintergrund der Pisa-Ergebnisse ein Skandal, dass Schulen nicht längst mit virtuellen Tafeln ausgerüstet seien.
Die Schüler waren beeindruckt. „Die Filme waren spannend“, sagte Jacqueline (13, Klasse 8 d). „Es hat Spaß gemacht, alles bildlich zu sehen“, fand Lara (14, 8 g). „Es war gut. Die Filme waren einmal etwas anderes als nur die reine Theorie im Unterricht“, bestätigte Carolin (13, 8 e). Jana und Julia (13, 8 d) staunten, wie Räume und Zahlen täuschen können, während Miriam (13, 8 g) das Mathefilmfestival „cool“ fand.