Im Stadtteil Massenheim grüßt der berühmte französische Maler Henri Matisse seit Jahren von acht im Ort verteilt aufzufindenden Findlingen. Sie bekamen nun eine Frischzellenkur. Und den Bücherschrank auf dem Dorfplatz hat’s gleich mit erwischt.
Bad Vilbel. Henri Matisse (1869 bis 1954) zählt mit Pablo Picasso zu den bedeutendsten Künstlern der Klassischen Moderne. Seine leuchtenden Farben, sein spielerischer Bildaufbau und seine klaren Formen wurden von Thomas und Daniela Friesenhahn bereits vor zwölf Jahren nach Massenheim geholt.
Damals bemalten diese im Auftrag von Ortsvorsteher Jockel Schatz und des Ortsbeirates – und frei nach Matisse – acht mächtige Granitsteine. Die befinden sich bis heute in der Straße An der Kirche und der Breiten Straße. Das Projekt nannten sie „Matisse meets Massenheim“, aus dem Englischen übersetzt: „Matisse trifft Massenheim“.
Aber die Zeit hat ihre Spuren an den Granitsteinen hinterlassen. Die Farben sind verblasst, die Steine verschmutzt. Das fiel bei einer Ortsbegehung im Juni, zu der die amtierende Ortsvorsteherin Irene Utter und Ehrenortsvorsteher Jockel Schatz (beide CDU) eingeladen hatten, allen sofort auf.
Neues „Make up“
Sie fragten bei dem pensionierten Kunsterzieher und Maler Thomas Friesenhahn und seiner Ehefrau, Muse und Assistentin nach, ob sie bereit wären, die Steine zu erneuern. Friesenhahns sagten zu und haben die Steine einer Auffrischung mit Pinsel und Farben unterzogen. Gegenüber dem Massemer Dorfplatz erstrahlen „Erlenbach“, „Ahrenshof“ und „Wir Massemer“ sowie in der Breiten Straße der Findling „Hufgetrappel“, der seinen Namen den Pferden der Familie Weyland in der Nachbarschaft verdankt, wieder so schön wie vor zwölf Jahren.
Nach einem Kurzurlaub verpassen die Künstler auch den Steinen „Hochzeitskutsche“, „Lyra“, dem Stein des Volkschores Frohsinn Massenheim, dem der Freiwilligen Feuerwehr sowie dem Kerbeburschen-Stein „Gickelschmiss“ ein neues Make-up.
„Die Herausforderung beim Malen besteht in der unebenen und porösen Oberfläche der Steine“, sagte Daniela Friesenhahn. „Und in der Hitze. Uns trocknet die Farbe fast am Pinsel“, ergänzte der Gatte. Die Ortsvorsteherin hat den Auftrag dieses Mal um ein Objekt erweitert. Sie fragte das Paar, ob es die Bücherzelle auf dem Dorfplatz ebenfalls gestalten könnte: „Matisse hat zwei Bilder namens ,Die Lesende’‘gemalt. Wir entschieden uns für das farbenfrohere der beiden.“
Freie Adaption
Die Rahmen der Fenster wurden farblich auf das Motiv abgestimmt, das Thomas Friesenhahn „frei nach Matisse“ auf eine Sperrholzplatte zeichnete und malte. Die Farben wurden mit wetterfestem Bootslack überzogen. „Wegen der Telefonzelle und des schmalen und hohen Formates mussten wir ein wenig improvisieren.“ In Massenheim schaut die Lesende weniger ernst als auf dem Original, vor ihr liegt auf dem Tisch kein großer Fächer, sondern es steht dort eine Mokkatasse, und der Teppich wurde „verlängert“, wurde verraten.
„Ich durfte den Hintergrund mit Tapete, Blumen, Teppich und Parkett malen“, berichtete die Daniela Friesenhahn. Beim Anbringen des Kunstwerkes und Aufbringen der Silicon-Fugen half Dieter Kontorowitz. (fau)