Bad Vilbel. Timo Boll, der gerade in China, der Hochburg des Tischtennis, olympisches Gold holen will, hat sich im Garten von Bernhard Schmittenbecher schon manches Grillsteak schmecken lassen. Und wenn Erfolgs-Biathlet Ricco Groß seinen Berater im Stadtteil Massenheim besucht, führt er in der Kneipe auch mal lebhafte Diskussionen mit Pferde-Champ Lutz Weyland. Kommt Fredi Bobic zu Besuch, wird auch viel über private Dinge geredet, denn die Zwei arbeiten schon seit den Anfängen von Fredis Fußballkarriere zusammen.
Für Schmittenbecher hat es sich „einfach so ergeben“, dass er sich vor allem um Männer kümmert. Obwohl ausgerechnet seine erste „Kundin“ eine Frau war: Tennisspielerin Anke Huber, die ihn als Medienberater engagierte. Nun ist er „echt stolz“, mit der Biathletin Martina Beck (geb. Glagow) wieder „eine gestandene Sportlerin“ betreuen zu dürfen.
Sportmanager – diese Berufsbezeichnung mag Schmittenbecher nicht gern: „Manager hört sich so distanziert, so unpersönlich an und passt eher ins Bankenwesen.“ Er versteht sich als Betreuer und Berater, denn „gegenseitiges Vertrauen und die Fähigkeit, sich hinein zu versetzen in den Menschen, der sportliche Höchstleistungen vollbringt, sind eine Grundvoraussetzung für diese Aufgabe“. Es habe schon Fälle gegeben, wo es nicht funktioniert hat. „Zu Schwimmerin Hannah Stockbauer oder Golf-Profi Marcel Siem habe ich keinen Draht gefunden. Da macht eine Zusammenarbeit nicht viel Sinn.“
Dem gebürtigen Frankfurter kommt zu Gute, dass er selbst sein Leben lang Sport getrieben hat. „Obwohl ich nie in den Spitzensport vorgedrungen bin, glaube ich, davon viel zu verstehen“, sagt er. Deshalb startete der heute 47-Jährige in den 80er Jahren zunächst eine journalistische Karriere als freiberuflicher Sportreporter. Doch als ein bundesweit verbreitetes Blatt von ihm verlangte, er solle seine guten persönlichen Kontakte zur Familie von Steffi Graf nutzen, um Informationen zu erhalten, die nichts mit Sport zu tun hatten, verging ihm die Lust. Schmittenbecher orientierte sich als Selbstständiger in Richtung Beratung für Sportunternehmen. Doch da kam schon Anke Huber auf ihn zu. Zur Medienberatung für sie und andere Sportler kam die Pressearbeit, die Erstellung von Internetauftritten bis hin zur Tag-und-Nacht-Rundum-Betreuung und wirtschaftlichen Vermarktung, die er heute für eine Vielzahl von Athleten leistet.
Zu jener Zeit – es war 1991 – zog Schmittenbecher nach Bad Vilbel, sieben Jahre später nach Massenheim. „Um mehr Ruhe zu finden, denn in Frankfurt war ich immer unterwegs“, erklärt er. Durch seine Arbeit hat er sich mittlerweile einen guten Namen in der Sportszene erworben. Seine „Schützlinge“ schätzen Schmittenbechers Fähigkeit, sich im Hintergrund zu halten – besonders bei öffentlichen Auftritten. „Es stimmt“, gibt er zu. „Ich mag es nicht, im Fernsehstudio den Sportlern über die Schulter zu grinsen. Mein Platz ist hinter dem Kameramann.“ Auch auf Wettkämpfen sieht er nur selten seinen Platz. „Da sind Trainer und medizinisches Personal gefordert.“ Den Großteil seiner Arbeit erledigt Schmittenbecher vor und nach großen Wettkämpfen von seinem Massenheimer Schreibtisch aus.
Im Fall von Timo Boll war er zuletzt „mehr Bodyguard als Berater“. Denn er hielt ihm den Rücken frei, damit dieser sich ganz auf die Spiele konzentrieren kann. Weltweite Medienanfragen wurden bearbeitet, Kolumnen für chinesische und internationale Zeitungen verfasst. „Natürlich hoffe ich, dass Timo Gold gewinnt. Auch wenn ich weiß, dass dann die Arbeit erst richtig los geht, freue ich mich darauf“, versichert er.
Mit Timo Boll nach Peking, „nein, das brauche ich nicht, denn da ist er ohnehin genug abgeschottet“, sagt Schmittenbecher. Wenn’s allerdings um wichtige Organisationstermine oder Sponsorenbetreuung für seine Sportler geht, tourt er durch die Welt. Sofern sich Biathlon-Events mit ein paar Winterurlaubstagen kombinieren lassen, ist gern auch Ehefrau Claudia dabei. „Sie hat sich schon lange vor mir für diesen Sport begeistert“, sagt er. Nicht fehlen darf der 14-jährige Rauhaardackel „Gauner“, der alle Sportgrößen, die Herrchen neben ihm betreut, bestens kennt.
Obwohl er beruflich im Spitzensport zu Hause ist, verfolgt Schmittenbecher auch den Vereinssport in Bad Vilbel und besonders Massenheim. Denn: „Ohne die Ehrenamtlichen gäbe es keine Großen“, weiß er aus Erfahrung und befindet: „Die Vereine leisten eine gute und vor allem für Kinder und Jugendliche sehr wichtige Arbeit.“ Deshalb versuche er, ihnen jede mögliche Unterstützung zu geben: „Für ein Fußballtraining des Nachwuchses vom FC Hessen Massenheim mit Fredi Bobic waren schon mehrere Termine angesetzt, die aber leider alle geplatzt sind. Irgendwann kriegen wir es aber bestimmt hin.“