Karben. „Vor zwei Jahren hatten wir keinen Schnee, dafür jedoch Tiere. In diesem Jahr haben wir Schnee, aber keine Tiere“, bedauerte Erzähler Jörg Kötter mit einem Lächeln. Kurz vor Veranstaltungsbeginn erreichte ihn der Anruf des Erlenbacher Landwirtes, der bereits 2008 Esel, Ziegen und Ochse zur Stillen Burgweihnacht nach Roggau brachte. Er musste dieses Mal wegen des Schneefalls den Transport absagen.
Die Stille Burgweihnacht, das sind zwölf Roggauer Laienschauspieler, die die Weihnachtsgeschichte vor der historischen Kulisse der Oberburg spielen. 2008 fand die Veranstaltung des Heimat- und Kulturvereins (Heku) das erste Mal statt. „Die Grundidee ist, all die Geschwindigkeit, all das Kommerzielle aus der immer bunter werdenden Adventszeit zu nehmen und den Menschen eine Möglichkeit zu geben, kurz vor Weihnachten noch einmal innezuhalten“, erklärt Initiator Jörg Kötter.
Auf Strom für Licht und Mikrofone wird bei der Aufführung deshalb bewusst verzichtet. Die Konzentration auf den Kern der Weihnachtsgeschichte steht am vierten Advent im Mittelpunkt der Roggauer Heku-Weihnacht.
„Die Tiere waren dabei ein ganz besonderes Highlight, vor allem für die Kinder“, so Kötter. „In diesem Jahr sollten sogar zwei Lamas in der Krippe stehen.“ Das Wetter machte den Roggauern jedoch einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Nicht nur die Tiere fehlten, auch die Zuschauer von auswärts blieben wegen des Neuschnees aus. Dennoch brauchten sich die Akteure über mangelndes Interesse nicht beklagen.
„Wir sind heute voll und ganz auf Ihre Vorstellungskraft angewiesen“, appellierte Kötter zu Beginn der Stillen Burgweihnacht an die zahlreichen Zuschauer. „Stellen Sie sich die Tiere im Stall einfach vor. Auch die Hirten lagern bei ihren Herden, sehen Sie es?“
Kurzerhand hatte die Roggauer Familie Allemann und Bardenheier eine rettende Idee: Wenn schon keine Ziegen und Schafe vor der Oberburg stehen konnten, dann doch wenigstens zwei Ponys. So unterstützten Speedy und Krümel kurzfristig die zwölfköpfige Theatergruppe.
So zogen Maria (Jana Kötter) und Josef (Stephan Diefenthäler) nach ihrer langen, kraftraubenden Reise schließlich in Betlehem ein. „Ach Josef, ich kann einfach nicht mehr, die Schwangerschaft raubt mir meine letzten Kräfte!“ Die Herbergen bereits ausgebucht, die Dämmerung nahend, finden sie schließlich Unterschlupf im Stall eines Wirtes. Auf ihrer Reise begleitet wurden die Schauspieler von einem Dutzend Sänger, die das Stück im szenischen Wechsel begleiteten. Wilfried Beck stimmte den Chor mit seiner Gitarre an.
Das Wunder, dass in dieser Nacht Christus, der Retter, geboren wurde, wird von den Engeln Laura Poellath und Rabea Conteh zu den Hirten getragen. Diese lagern in dieser Nacht bei ihren Herden und ziehen los, um das Neugeborene im Stall zu finden. „Die Engel nahmen uns unsere Angst und führten uns zu Euch.“
Die rund 150 Gäste, die trotz regem Schneetreiben vor die Oberburg gekommen waren, harrten aus, um Maria und Josef auf ihrer Reise zu begleiten. (jkö)