Dem ADAC und den großen Kirchen in Deutschland geht es neuerdings ganz ähnlich. Beide haben eine ausgesprochen hohe Zahl an Mitgliedern, beide sind auf die Beiträge der Mitglieder angewiesen, um ihre Arbeit gut gestalten zu können. Bei beiden werden auch die Leistungen meist nur selten in Anspruch genommen, aber wenn, dann sehr gerne. Und beiden laufen, so wird es kolportiert, die Mitglieder langsam weg.
Der Auslöser beim größten deutschen Autofahrer-Club liegt unter anderem in der Betrugsaffäre rund um die Auszeichnung zum „Lieblingsauto der Deutschen“ des Jahres 2013. Auch bei den Kirchen gibt es immer wieder Skandale, die zu Austrittswellen führen – nicht zuletzt die gesellschaftliche Resonanz auf den Ausbau der Limburger Bischofsresidenz hat zu sinkenden Mitgliederzahlen geführt, übrigens bei Katholiken wie Evangelischen gleichermaßen.
Um dem Trend zu begegnen hat sich eine Kirchengemeinde in Nordrhein-Westfalen etwas Besonderes ausgedacht. Wer ein neues Mitglied wirbt, kann sich dort eine Prämie im Wert von bis zu 50 Euro aussuchen. Zur Auswahl stehen, jeweils verbunden mit einem biblischen Motto: Ein Gutschein für den Besuch in einer Therme („Euer Leib ist ein Tempel des Heiligen Geistes“, 1. Korinther 6,19), ein Gärtopf für 10 Liter Sauerkraut mit Hobel („Hört auf Gott, so werdet ihr Gutes essen“, Jesaja 55,2), ein Bobbycar („So ihr nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen“, Markus 10,15).
„Was für eine absurde Idee! Für den Kircheneintritt werben mit schnöden Geschenken, Mammon gegen Mitgliedschaft! Das sind ja Methoden wie beim… ja, eben, wie beim ADAC!“ Spott und Häme ließen im Internet nicht lange auf sich warten, als die Aktion bekannt wurde. Aber, ganz ehrlich – was spricht denn dagegen, mit einer kreativen Idee für die Kirche zu werben, die zweifelsohne ein tolles Angebot hat?
Eine Werbeprämie kann nur der Einstieg sein, kann nur der Lust machende Auslöser sein, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Überzeugen müssen nachher die Inhalte. Und ich finde, da muss sich Kirche, da müssen sich die Ortsgemeinden nicht verstecken. Denn wo Menschen miteinander ihren Glauben teilen, wird vieles möglich: Begleitung in Veränderungen. Eine starke Gemeinschaft zum Schutz und zur Unterstützung von Schwächeren. Ein Ansprechpartner in den Krisensituationen des Lebens. Ein Raum um die eigenen Talente und Begabungen zu entdecken und zu entfalten. Die Möglichkeit, Dank zu äußern, Feste zu feiern und Bewahrung zu erfahren. Und, und, und!
Meine Wette ist: Wer sich (wieder) auf eine Kirchenmitgliedschaft einlässt, der wird erleben, was für ein wundervoller Ort Gemeinde ist und dass es sich lohnt, dabei zu sein, auch ganz ohne Prämien. Aber weil ein Lust machender Auslöser eben doch sinnvoll sein kann, biete ich Ihnen noch mehr. Keinen Thermengutschein, keinen Sauertopf, kein Bobbycar (das wird in der Familie noch gebraucht). Sondern: Ich lade Sie ein, gemeinsam mit mir zu kochen und dabei ins Gespräch zu kommen über diesen Verein namens Kirche, in dem es manchmal die verrücktesten Ideen gibt. Ganz ohne Zwang, aber mit der Verheißung, dass daraus etwas Wunderbares entstehen kann.
Haben Sie Lust bekommen? Dann melden Sie sich bei mir unter ingo.schuetz@christuskirchengemeinde.de. Ich freue mich auf unsere Begegnung.
Ihr Pfarrer Ingo Schütz
Ev. Christuskirchengemeinde
Bad Vilbel