Bad Vilbel. Die einen sind gekommen, um Männer weinen zu sehen. Andere, weil sie Meryl Streep urkomisch finden. Und wieder andere weil sie die Hits von ABBA nicht oft genug hören können. Der Saal im Kino Alte Mühle war beim Open-Air-Erinnerungsabend am Samstag mit 200 Zuschauern voll besetzt. Was sie alle einte, war die melancholische Sehnsucht nach einem der schönsten Open-Air-Kino-Abende, die es je in Bad Vilbel gab.
Anfang August war alles perfekt: Die Sterne glitzerten, das Popkorn war frisch und auf der Wiese im Freibad wurde ein neuer Besucherrekord geschrieben: 1623 Zuschauer kamen zur Vorstellung von Mamma Mia! „Damit hatten wir die zweitmeisten Zuschauer bei einer Einzelvorstellung in Deutschland“, sagt Dennis Di Rienzo, leidenschaftlicher Leiter des Kinos. Nur in Düsseldorf waren mit 2100 Zuschauern mehr Leute gewesen.
Mit Hilfe der Feuerwehr und der Polizei haben wir die Besucher an ihre Plätze gebracht.“ Normalerweise herrsche freie Platzwahl. „Es war unerträglich für mich, dass ich viele, die noch rein wollten, am Eingang wegschicken musste, weil alles schon voll war“, bedauert er. Weit über 1000 sollen es gewesen sein (wir berichteten).
Beim Erinnerungsabend muss er niemanden wegschicken. „Die Karten waren schon lange vorher ausverkauft“, berichtet DiRienzo. Eine davon konnte Carola Bresser erhaschen. An dem legendären Open-Air-Abend kam sie zu spät: „Ich hatte meine Spione vor Ort und die haben mir gesagt, dass kein Platz mehr ist, deshalb bin ich gar nicht mehr hingefahren, obwohl ich den Film so gerne gesehen hätte.“ Dafür hat es diesmal auch gleich beim traditionellen Bingo geklappt, dass es eigentlich sonst nur bei den Freiluftvorstellungen gibt.
Zusammen mit Friderieke Seibolt zieht DiRienzo eine Kugel nach der anderen aus der Trommel bis einer der Gäste die entsprechende Zahlenreihe auf seiner Karte hat und „Bingo“ ruft. Für Carola Bresser ist es ein Picknickkorb geworden. Sie saß am Bühnenrand. Stühle gab es außer auf dem Rang nämlich nicht. „Damit mehr Platz zum Feiern und zum Tanzen ist“, erklärt DiRienzo.
Ganz wie im Bad Vilbeler Freibad trat René DiRienzo, auch bekannt als „der singende Popkornverkäufer“, auf und stimmte das Publikum mit dem selbst komponierten Lied „Das Weichei“ auf die Karaoke ein. „Wir haben hier eine Reihe von ABBA-Songs im Repertoire. Wer traut sich?“, fragt sein Bruder Dennis DiRienzo. Als erste tritt Andrea vor die Leinwand mit dem eingeblendeten Text und gibt „Thank you for the music“ zum Besten. Nach ihr wagen es nur noch die beiden Mädchen Marlen und Charlotta. Sie haben sich für „Mamma Mia“ entschieden. Auch der gut gelaunte Dennis DiRienzo lässt es sich nicht nehmen den bekannten Open-Air-Kino-Hit „Sag mir was Du willst“ zu singen.
„Dieses Kino lebt von Dennis“, sagt Katja Körber. Wahrhaft ergriffen blicken die Zuschauer zu ihm hinauf, als er mit so viel Herz von einem „Ort, wo 1000 Augen schauen“ singt. Das ist Kino, wie es schöner nicht sein kann: Leidenschaftlich, interaktiv und bewegend.