Bad Vilbel. An seinen ersten Arbeitstag in Bad Vilbel kann sich Lutz Buchner noch genau erinnern. Es war vor 20 Jahren: »Ich bin aus Büdingen hergefahren und stand erst mal im Stau. Da hab ich mir gedacht: Was geht denn hier ab? Das habe ich auch gleich den Kollegen gefragt«, sagt er. Wer den nicht gerade unauffälligen Lutz Buchner reden hört, merkt gleich: Mit einem Wetterauer Bub hat er es nicht zu tun. Die Berliner Schnauze des Schwimmmeisters ist unüberhörbar. »Daran musste sich am Anfang hier auch alle gewöhnen«, sagt er und lacht.
Als Leihkraft fing es an
Dass Lutz Buchner nach jener staulastigen Anfahrt in die Quellenstadt später für 20 Jahre bleiben sollte, ahnte er damals noch nicht. Nach dem Mauerfall zieht es den Ost-Berliner zunächst zu seinem ehemaligen Ausbilder nach Büdingen. »Eine schöne Stadt«, sagt er. Anschließend geht es als »Leihkraft« ins Bad Vilbeler Hallenbad. Sein Kollege, Jörg Lau, erkannte sofort, dass man ihn nicht mehr gehen lassen darf. »Jörg und ich sind von da super ausgekommen. Es war so was wie Liebe auf den ersten Blick«, sagt Buchner und lacht.
Der Schwimmmeister bleibt und wird zu einem der Gesichter der Bad Vilbeler Bäder. »Ich habe sehr vielen Bad Vilbelern das Schwimmen beigebracht.« Das sei mittlerweile so lange her, die damaligen Kursteilnehmer hätten jetzt eigene Kinder. »Und die bringen sie mit ins Schwimmbad. Ich habe also ganzen Familien das Schwimmen beigebracht.«
So ganz gewöhnt hat sich der Schwimmmeister an diese Art von Bekanntheitsgrad nie so ganz. »In der Stadt gegrüßt zu werden mit ›Hey Bademeister‹ ist manchmal noch ungewohnt«, gibt er zu. Und Lutz Buchner hat die ein oder andere lustige Anekdote parat. »Ich war die Tage im Hessencenter einkaufen. Da kommt ein Mann in einem Laden auf mich zu. Muskulös und einen Kopf größer als ich, und fragt mich, ob ich ihm, als er klein war, Schwimmen beigebracht habe. Der konnte sich noch ganz genau an mich erinnern.«
ankedote aus Kuba
Vorfälle dieser Art gebe es regelmäßig, erzählt Buchner. »Die beste Geschichte war allerdings in Kuba«, verrät er. »Ich bin mit meiner Frau unterwegs in der Stadt Trinidad. Wir sind in einer Seitenstraße und sehen ein Lokal. Als wir es betreten, ruft jemand ›Bademeister Lutz! Bist du es?‹ Da bin ich vom Glauben abgefallen.« Eine Gruppe Abiturienten habe dort ihre Zeit nach den Abschlussprüfungen verbracht. »Und bei mir damals schwimmen gelernt.«
Nach 20 Jahren ist das jetzt vorbei. Lutz Buchner ist in den Ruhestand verabschiedet worden. Er will sich nun mehr um seine Hobbys kümmern. »Motorrad, Wohnwagen, Drohnen. Mir wird nie langweilig« sagt er. Auch das Reisen mit seiner Frau stehe weit oben auf der Liste. »Auch sie habe ich im Schwimmbad kennengelernt. Mittlerweile bin ich auch dank ihr in Vilbel zu Hause und fühle mich richtig wohl hier«, sagt er.
So ganz weg ist das Original dann aber auch nicht. Denn ein Leben ohne Schwimmbad? Das geht für Lutz Buchner dann doch nicht. »Ich bleibe dem Schwimmbad erhalten und kümmere mich auf 450-Euro-Basis um die Technik und helfe, wo ich kann«, sagt er. Sein Blick schweift Richtung Becken. »Diesen aufpassenden Blick werde ich auch so schnell nicht verlernen.«
Von Patrick Eickhoff
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