Schon heute stauen sich die Autos im Berufsverkehr auf der L 3008 vor Bad Vilbel bis nach Niederdorfelden. Und der Siedlungsdruck auf den Speckgürtel von Frankfurt wird weiter zunehmen. Deshalb muss nach Ansicht von Kreis- und Kommunalpoliti- kern der Ausbau der Nidder- talbahn ganz oben auf die Liste der Infrastrukturvor- haben gesetzt werden.
Niederdorfelden/Schöneck/Bad Vilbel. Die letzte Modernisierung der im Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) verankerten eingleisigen Bahnstrecke liegt bereits zwölf Jahre zurück. Das Stockheimer Lieschen, das schon einmal von der Stilllegung bedroht war und auf dem Abschnitt Bad Vilbel–Stockheim auf eigenem Gleiskörper fährt, bekam moderne Signal- und Steuerungstechnik, um den Takt zu erhöhen und die Kapazitäten zu steigern. Absehbar ist aber, dass dies nicht ausreichen wird, um die Anforderungen, die künftig an die Niddertalbahn gestellt werden, zu stemmen.
Im Viertelstundentakt
Deshalb beschäftigen sich die Arbeitsgemeinschaft Nahverkehr Niddertal (AGNV), der Main-Kinzig-Kreis, der Wetteraukreis sowie der RMV ständig mit einem möglichen Ausbau. Erst kürzlich wurde auf einer Niddertalbahn-Konferenz in Gelnhausen von allen Akteuren die Erstellung einer Machbarkeitsstudie beschlossen. Etwa 100 000 Euro soll das Werk kosten, der RMV übernimmt die Hälfte, die beiden Kreise jeweils ein Viertel. Während im Wetteraukreis die Anliegergemeinden Bad Vilbel, Altenstadt und Glauburg nichts zuschießen müssen, beteiligen sich Nidderau, Schöneck und Niederdorfelden mit jeweils 5000 Euro.
„Die Verträge sind unterschrieben, der RMV arbeitet an einer Festlegung der Studienziele, die da heißen 15-Minuten-Takt, Überholstrecken, Überholbahnhöfe, Elektrifizierung“, beschreibt Matthias Zach (Grüne), Beigeordneter des Main-Kinzig-Kreises, die ambitionierten Ziele. „Bis 2026, wenn die Strecke neu ausgeschrieben wird, sollen einige der Ziele umgesetzt sein“, fügt Zach hinzu.
Der gerade aus dem Amt geschiedene Erste Stadtrat von Bad Vilbel, Jörg Frank (CDU), unterstreicht die Dringlichkeit und Notwendigkeit des Ausbaus, sieht aber als vorrangige Maßnahmen eine Verbesserung des Takts durch Feintuning der Signal- und Fahrzeugtechnik. „Die langfristig unumgängliche Elektrifizierung ist aber ein ganz großes Ding“, so Frank, der dafür plädiert, so bald wie möglich das Land Hessen wegen der Finanzierung des Modernisierungspakets ins Boot zu holen.
Wenn 2022 der Ausbau der S-Bahn-Gleise parallel zur Main-Weser-Bahn abgeschlossen sei, würden auf den Fernbahngleisen von Bad Vilbel nach Frankfurt Kapazitäten für die Züge der Niddertalbahn frei, auch diese Variante müsste in der Machbarkeitsstudie berücksichtigt werden, so Frank. Die Anliegergemeinden sieht Zach bereits jetzt in der Pflicht. So müssten an die Bahnlinie angrenzende Bereiche mit einer Veränderungssperre belegt werden, um so sicherzustellen, dass dort möglicherweise ein zweites Gleis für Überhol- oder Begegnungsverkehr eingerichtet werden könne. Denn Zach ist sicher, dass man die künftigen Verkehrsströme in Richtung Frankfurt und zurück durch Ausweisung weiterer Baugebiete in den Anliegergemeinden auf der Straße nicht bewältigen kann.
„Die Niddertalbahn, davon bin ich überzeugt und dafür setze ich mich ein, wird zu einem ganz wichtigen Faktor im Nahverkehr werden“, unterstreicht der Beigeordnete. Das sei auch bei der Niddertalbahn-Konferenz von allen Teilnehmern klar zum Ausdruck gebracht worden.