Bad Vilbel. Bereits im vergangenen Jahr am 3. Advent hatte der NABU Bad Vilbel zusammen mit dem Arbeitskreis Stadtwald mit einer Lichterkette auf seine Anliegen hinweisen wollen. Im vergangenen Jahr waren über 100 Personen dem Aufruf gefolgt. In diesem Jahr waren es lediglich zwölf Bürgerinnen und Bürger.
Sie sehen wegen des aus ihrer Sicht massiven Holzeinschlages – auch im Bad Vilbeler Stadtwald – unter den sich verändernden klimatischen Bedingungen für absolut bedrohlich für das Ökosystem des Waldes.
Auch Bundespolitik
habe sich geändert
Auf Bad Vilbel bezogen, fordern sie daher ein Umdenken in der Bewirtschaftung des Stadtwaldes. Nach der Kommunalwahl 2021 sei zwar eine Umweltkommission eingerichtet worden, die die Planung und damit auch den Wirtschaftsplan für den Stadtwald für die kommenden zehn Jahre erarbeiten sollte, doch seien auch dort die Sorgen des NABU und des Arbeitskreises aus ihrer Sicht nicht ausreichend berücksichtigt worden. »Mittlerweile haben sich nach unserer Ansicht die Interessen wieder ganz eindeutig verschoben und zwar hin zur intensiv verstärkten Baumentnahme und Holznutzung«, stellt das NABU-Mitglied Karin Schmidt am diesem Aktionssonntag im Stadtwald besorgt fest. Im Koalitionsvertrag von CDU und SPD von 2021 stehe, dass der neue Forsteinrichtungsplan (Dauer zehn Jahre) mit Experten sowie Bürgerinnen und Bürgern diskutiert werden solle. Vonseiten der Stadt sei damals zudem zugesagt worden, dass die örtlichen Naturschutzorganisationen als beratende Mitglieder in der Umwelt-Kommission angehört und einbezogen werden.
»Bisher haben wir als NABU (und auch andere Vereine) jedoch keine Kenntnis von einem Entwurf des geplanten neuen Forsteinrichtungswerkes«, erläutert Karin Schmidt.
Eine Sitzung der Umwelt-Kommission dazu sei zwar bereits kurzfristig anberaumt, dann aber wieder wegen fehlender Unterlagen abgesagt worden. Stattdessen würden aktuell wieder Fällungen im Wald durchgeführt. Davon seien auch einige alte Eschen im Taubengrund betroffen, die sichtbar rot markiert seien. Der NABU kritisiert diese Fällungen: »Die Bäume sind zwar vom Eschentriebsterben betroffen, waren aber im Sommer noch vital und könnten sich erholen, wie es bereits wissenschaftliche Studien über Eschen belegen.«
Sie erinnert daran, dass der Stadtwald ein Bürgerwald sei und dass dessen Erholungsnutzen und Bedeutung für den regionalen Klimaschutz Vorrang haben sollte. Außerdem müssten die Bürgerinnen und Bürger endlich die Chance erhalten, bei der Entscheidung über die Behandlung und Gestaltung der Waldpflege mitwirken zu können.
Als weiteres Argument führt Schmidt an, dass sich mittlerweile die Bundespolitik in diesem Bereich geändert habe. Danach sollen bestehende Laubmisch-Wälder nun stärker geschützt werden, da Walderhalt Klimaschutz sei. Deshalb sollten fortan 30 Prozent aus der Nutzung genommen werden. In Hessen seien bisher jedoch lediglich drei Prozent unter Schutz gestellt.
Dazu gehöre offensichtlich der Bad Vilbeler Wald. Nach dem Konzept von Hessen Forst, der mit der Pflege beauftragt ist, sei derzeit flächiger Kahlschlag für Neuanpflanzung notwendig. Auch Auflichtung sei erforderlich, um so Baumnachwuchs, vor allem die Eiche, besser fördern zu können.
Der NABU sieht hier einen Widerspruch, denn nach Aussage von Hessen Forst strebe der einen »naturgemäßen Waldbau nach ökologischen Kriterien« an. »Tatsache ist jedoch«, so Schmidt, »dass der Wirtschaftsplan für dieses Jahr auf Bestandsdaten der Jahre 2008/2009 zurückgeht und dass eine vom NABU bereits im November 2021 vorgeschlagene Waldbewertung nach ökologischen und klimaschutzrelevanten Gesichtspunkten von der Stadt abgelehnt wurde«.
Verbundenheit zum Ausdruck bringen
Mit der Lichterkette im Wald, entlang des Erzweges, wollten NABU und Arbeitskreis Stadtwald ihre Verbundenheit mit dem Stadtwald zum Ausdruck bringen und an ein Umdenken in der Bewirtschaftungsweise appellieren. Gleichzeitig wollten sie ein Statement setzen, wie wichtig der Schutz der verbliebenen Wälder für das Klima und die Gesundheit seien und dass jeder einzelne Baum seinen Beitrag dazu leistet.
Von Jürgen W. Niehoff
KategorienBad Vilbel