Bad Vilbel. „Wir liegen voll in der Bauzeit“, verkündete Tiefbauchef der Stadt, Matthias Bremer, gestern. Weder nennenswerte Behinderungen durch die Witterung noch Probleme mit dem Grundwasser habe es gegeben, seit im März mit den Arbeiten begonnen wurde. Der kritischste Moment sei bisher die Überbrückung und der Verbau der Inheidener Fernwasserleitung der Ovag gewesen, die auf der Westseite der Unterführung verläuft.
100 Jahre alt sind die 70 Zentimeter dicken Rohre, durch die Wasser aus dem Vogelsberg nach Frankfurt gepumpt wird. Ehe rundherum gearbeitet worden sei, seien Vibrationsmessungen erfolgt, um eine Beschädigung der Leitung auszuschließen. „Es lief alles nach Plan“, so Bremer. „Die Leitung wurde wieder sorgfältig verbaut.“
Eine weitere Herausforderung besteht darin, dass die Unterführung bei fast uneingeschränkt laufendem Bahnbetrieb gebaut wird. Sechs Hilfsbrücken mit Gleisen spannen sich deshalb über die mächtige Baugrube.
Während unten gebuddelt, verschalt und betoniert wird, rattern über den Köpfen der Arbeiter Personen- und schwere Güterzüge hinweg. Sobald die Unterführung steht, werden die Behelfsbrücken wieder abgebaut. „Ich gehe davon aus, dass das dann hält“, scherzte Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) gestern bei einem Besichtigungstermin. Planer und Projektsteuerer Herbert Schmittinger vom Darmstädter Ingenieurbüro Krebs und Kiefer sowie Bauüberwacher Jochen Wallenwein vom Heidelberger Ingenieurbüro Mund und Ganz konnten ihn beruhigen angesichts der Zahlen, die Bauleiter Reinhold Krey von der Sächsischen Bau GmbH nannte: 580 Tonnen Stahl verstärken die 3000 Kubikmeter Beton, aus denen die Unterführung mit ihren 75 Zentimeter starken Wänden gegossen wird.
Als barrierefreie Verbindung zwischen Innenstadt und Quellenpark sowie als barrierefreier Zugang zu den Bahnsteigen sei das Projekt sowohl für die Stadt als auch für die Bahn von größter Bedeutung, erläuterte der Bürgermeister. Um es schon jetzt und nicht erst im Zuge des Baus des dritten und vierten S-Bahn-Gleises verwirklichen zu können, habe die Stadt die Bauträgerschaft übernommen. Nach der abgeschlossenen Kostenvereinbarung trägt die Bahn 1,13 Millionen Euro, die Stadt den Rest, der allerdings vom Land mit fünf Millionen bezuschusst wird, so dass Stöhr als Kämmerer voraussichtlich nur knapp 900 000 Euro zahlen muss.
Sechs Meter breit, drei Meter hoch und 58 Meter lang wird die Unterführung sein. Zu beiden Seiten ist sie über Treppen und Rampen erreichbar, der Zugang zu den Bahnsteigen erfolgt aus Platzgründen über Treppen und Aufzüge.
Aufgrund ihrer großzügigen Abmessungen werde die Unterführung nicht eng, sondern gut überblickbar und freundlich wirken, so Stöhr. Ein helles Leuchtenraster in der Decke und ein Steinfußboden, vor allem aber die Glasfliesen an den Wänden, sollen diese Wirkung unterstreichen. Es soll „eine sehr moderne Art Medienwand“ werden, die mit ihren Motiven Informationen über die Quellenstadt geben und auf die Burgfestspiele hinweisen solle.