Bad Vilbel. Straßenlaternen sind für die Menschen sehr nützlich, um sich in der Nacht zu orientieren und vermitteln ein Gefühl von Sicherheit. Doch wie wirkt sich das grelle Licht auf die Tiere aus? In einem Vortrag erklärt Sabine Frank die Wirkung des Lichts auf die Natur und Tiere.
Dass künstliches Licht, mit dem wir Menschen uns gerne umgeben, ein Thema mit vielen auch negativen Facetten ist, zeigte Sabine Frank in ihrem Vortrag am Mittwoch vor Ostern. Sie ist Nachtschutzbeauftragte des Landkreises Fulda sowie Sternenparkkoordinatorin im Biosphärenreservat Rhön. Eingeladen zur Informationsveranstaltung hatten die Stabsstelle Klima und Umwelt der Stadt Bad Vilbel sowie der Arbeitskreis »Grüner Hessentag«.
Licht bringt die Natur »aus ihrem Rhythmus«
»Weniger künstliches Licht«, lautete die Kernbotschaft von Frank, und so ließ sie zu Beginn ihres Vortrags das Licht im Saal ausschalten. »Wir machen viel Licht für nichts, strahlen Dinge ohne Zweck an, nur zur Dekoration«, stellte sie fest. Zudem seien Straßen nachts beleuchtet, egal, ob jemand unterwegs sei oder nicht. Dabei gebe es keine Beleuchtungspflicht für den Straßenverkehr, die Verkehrsteilnehmenden müssten sich an die Verhältnisse anpassen: Fahrzeuge haben Licht, wer zu Fuß unterwegs sei, müsse aufpassen – und habe wahrscheinlich ein Smartphone mit Taschenlampe dabei.
Das Thema Straßenbeleuchtung sei in Bad Vilbel schon angekommen, sagte Christian Kühl, Leiter der Stabsstelle Klima und Umwelt. Als Beispiel nannte er den Radweg nach Gronau, dessen Lichtmasten mit Bewegungsmeldern ausgestattet seien. Frank hält selbst das für überflüssig, Fahrräder müssten schließlich funktionierende Lampen haben, mit denen der Weg ausgeleuchtet werden könne. »Die Leute sind es gewohnt, dass alles beleuchtet wird, daraus ist ein Bequemlichkeitsanspruch entstanden«, sagte sie. Kühl wies jedoch darauf hin, dass man auch auf das subjektive Sicherheitsempfinden der Leute Rücksicht nehmen müsse.
Die Rhön
als Vorbildprojekt
Doch warum ist die Dunkelheit so wichtig, warum ist Lichtverschmutzung ein Problem? Aus Gründen des Naturschutzes, der schließlich uns allen zugutekomme, lautete Franks Antwort: »Die Natur funktioniert nur im Tag-Nacht-Rhythmus.« Sonne und Mond seien natürliche Taktgeber für Mensch und Tier. Wir Menschen erholen uns gerne im Dunkeln, nutzen die Dunkelheit für unseren Schlaf. Den nachtaktiven Tieren hingegen, wie Igel, Fledermäuse und Eulen, machen wir es mit unserer nächtlichen Beleuchtung schwer. Schon wenig künstliches Licht störe sie. Und auch für Insekten, deren Aufgabe die Bestäubung von Pflanzen ist und die Nahrungsgrundlage für viele Kleintiere sind, sei helle Beleuchtung in der Nacht fatal, weil sie daran verendeten.
Licht vermeiden, reduzieren und abschalten sei die Lösung, die im Biosphärenreservat Rhön seit 2009 verfolgt und auf breiter Ebene umgesetzt werde, erläuterte die Referentin. Seitdem werde im Biosphärenreservat die Nachtlandschaft geschützt – indem bei der Straßenbeleuchtung darauf geachtet werde, dass sie Wege, aber keine Fassaden beleuchtet, indem Firmen ihre Gebäude nur wenige Stunden oder nur in geringer Stärke beleuchten und Gewerbegebiete oder Sportplätze mit horizontal montierten Planflächenstrahlern beleuchtet werden. Privatleute seien angehalten, Außen- und Sicherheitsbeleuchtung nach unten zu lenken und Bewegungsmelder und Zeitschaltuhren zu nutzen.
Mit diesem Schutz der Nachtlandschaft erhielt die Rhön 2014 die Auszeichnung als internationaler Sternenpark. Und so lautete Sabine Franks Appell am Ende des Vortrags: »Licht aus, Klimaschutz, Artenschutz und Sternenschutz an!«
Kühl sagte, er nehme aus dem Vortrag viele Anregungen für die Stabsstelle Klima und Umwelt und den Arbeitskreis »Grüner Hessentag« mit. Es werde nicht nur an einem nachhaltigen und umweltbewussten Hessentag gearbeitet, sondern auch an einem nachhaltigen Bad Vilbel und Projekten, die über den Hessentag hinaus Wirkung haben. Dem Vortrag zur Lichtverschmutzung sollen weitere Fachvorträge zum Thema Klima und Nachhaltigkeit folgen, die ein Bewusstsein für diese Themen in der Stadt verankern sollen.
Von Christiane Kauer