Zum Artikel »Kommt Google nach Vilbel?“ anlässlich der Vorstellung des Smart-City-Projektes »Spring Park Valley« (Bad Vilbeler Anzeiger vom 24. Oktober 2019) erreichte uns folgende Lesermeinung
Bei der Präsentation der Stadt zum Thema Hessentag bezüglich der Sanierung von Kurhaus und Bau der Stadthalle war ich eher positiv gestimmt, obwohl ich nie an die Fertigstellung bis zum Hessentag geglaubt hatte. Positiv gestimmt, weil insbesondere die Sanierung des Kurhauses, aber auch der Bau der Stadthalle, für die Bürger ein Gewinn sind, wie ich finde. Auch wurden sie einbezogen. Man wurde wenigstens gefragt, was man davon hält.
Ganz anders bei der Veranstaltung zum »Spring Park Valley«: Niemand fragt die Bürgerschaft: Will oder braucht man dieses Projekt in Bad Vilbel? Es war eine Präsentation und Selbstbeweihräucherung des Konzeptentwicklers Jens-Peter Schultheis sowie Informationen zum Projektfortschritt.
Von den Zuhörern, die sich meldeten, gab es überwiegend positives Feedback. Ich frage mich dagegen: Entsteht hier ein Ghetto mit 6.500 Computer-Nerds, die eingepfercht und isoliert von Bad Vilbel wohnen, arbeiten, abends nachhause fahren oder vielleicht vorort ein Bier zusammen trinken und im künstlich angelegten Park, die von LED illuminierten Gebäude bestaunen – weit entfernt von den Menschen in Bad Vilbel? Wo ist da der Zugewinn für Bad Vilbel? Und überhaupt, was hat das alles mit Bad Vilbel zu tun, einer Kleinstadt mit 35.000 Einwohnern? Ein Zuwachs von Einwohnern/Pendlern/Besuchern um fast 20 Prozent der gesamten Bevölkerung. Wollen wir uns wirklich orientieren an – und messen mit – Silikon Valley in Kalifornien? Das grenzt an Größenwahn.
Wenn die vom Ideengeber proklamierte Innovation, die Vernetzung von Spezialisten und außerdem der soziale sowie ökologische Aspekt so sehr im Vordergrund stehen, hätte ich im Vorfeld der Beschlussfassung vorgeschlagen, von diesem Projekt Abstand zu nehmen und den Stand der heutigen Technik für die virtuelle Vernetzung zu nutzen. Es dürfte, insbesondere in der innovativen IT, kein Problem darstellen, weltweit Foren zu bilden, die sich austauschen und gemeinsam Ergebnisse erarbeiten oder sich gegenseitig inspirieren. In meiner eigenen Arbeitsumgebung ist das schon heute der Fall.
Das wäre eine Variante, wie man mit weniger zubetonierten Feldern und wachsender Bauverdichtung für den, in diesem Fall künstlich erzeugten Wohnungsbedarf und erhöhtem Verkehrsaufkommen und am Ende vermutlich noch klimafreundlicherer Gestaltung, hätte punkten können. Aber, wie gesagt, die Bürger werden nicht gefragt, sondern informiert. Toll.
Immerhin, es gibt auch ein paar Highlights im Spring Park Valley Projekt wie zum Beispiel:
• Die Energieversorgung wird ohne jegliche fossilen Brennstoffe gewährleistet (das ist allerdings auch das Mindeste, was man erwarten darf)
• Bad Vilbel wird zum Zentrum des Rhein-Main Gebiets, wenn nicht sogar Deutschlands oder Europas, yeah ??
Matthias Döricht, Bad Vilbel
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