Projekt »Wohnen im Alter« holt Jubiläumsfest nach
Karben. Die Idee, sich gegenseitig zu unterstützen und gemeinsam – statt einsam – alt zu werden, ist sehr ambitioniert. In dem Gebäudekomplex an der Ramonvillestraße 37 in Karben scheint sie zu funktionieren. Am Wochenende ist das Fest zum zehnjährigen Bestehen von Wohnen im Alter (WiA) nachgeholt worden.
Im Juni 2011 ist der Verein WiA – Wohnen im Alter gegründet worden. Ziel war und ist es bis heute »in einer guten Nachbarschaft mit trotzdem gesunder Distanz zu leben«, wie Pfarrer a. D. Werner Gielser, inzwischen Vorsitzender des Vereins WiA, auf dem Sommerfest anlässlich des zehnjährigen Bestehens den Vereinszweck noch einmal kurz umriss.
Eigentlich hätte die Feier schon im vergangenen Jahr sein sollen, wurde dann aber wegen der Corona-Einschränkungen abgesagt.
Seit 2016 wohnen 26 Frauen und Männer der 50-plus-Generation, Singles und Paare, in 21 barrierefreien Wohnungen. Sie sind zwischen 60 bis 107 Quadratmeter groß und verteilt über vier Etagen in Haus 1 an der Ramonville Straße in Groß-Karben.
Irgendwann kommen sie bei jedem an – die Gedanken, ob man auch noch im Alter zu Hause wohnen kann oder will. Das eigene Haus hat plötzlich zu viele Treppen, der Garten ist zu groß, das Bad ist nicht barrierefrei. Andere vermissen eine gute Nachbarschaft, die auch mal hilft, wenn Not am Mann ist. Wieder andere suchen einfach eine Alternative zum anonymen Wohnen. Tatsache ist: Die Zeiten, in denen Menschen im Kreis der Familie alt werden, sind vorbei. Der Bedarf an neuen, tragfähigen Wohn- und Lebenskonzepten wächst.
Schnell ausgebucht
Deshalb war der Wohnkomplex an der Ramonvillestraße auch schnell ausgebucht »und es existiert natürlich auch schon eine Warteliste«, sagt Vize-Vereinsvorsitzender Hans-Jürgen Kuhl. Weil der Kreis der Interessenten mit der Zeit immer länger wurde, gibt es seit 2018 die »WiA 2«, wie sich die neue Gruppe in Anlehnung an den Verein Wohnen im Alter nennt. Hierfür stellt die Stadt im neuen Baugebiet »Am Quellenhof« ein Grundstück bereit. Verhandlungen mit möglichen Bauträgern laufen.
Außer der um ein Jahr verspäteten Geburtstagsfeier des Vereins gab es am Samstag noch einen weiteren Anlass zum Feiern. Als vor Kurzem die Stadt, ebenfalls verspätet, ihr 50-jähriges Bestehen mit einem großen Stadtfest feierte, war auch der Verein WiA präsent und bot dabei nicht nur Informationen über den Verein und seine Ziele an, sondern verband den Auftritt in der Öffentlichkeit auch mit einer speziellen Sammelaktion. Angela Krämer-Galande hatte dazu mit zahlreichen Helferinnen rund 80 Steine bunt bemalt, die sie gegen eine Spende für die Ambulante Hospizhilfe Karben aushändigte.
400 Euro Erlös hat diese Aktion erbracht. Überreicht wurde das Geld am Samstag bei dem Sommerfest der WiA an Martina Hahn, der stellvertretenden Vorsitzenden der Ambulanten Hospizhilfe Karben.
Diese Initiative gibt es in Karben schon seit 2008, ihr gehören zurzeit 16 aktive Mitglieder aktiv. Sie bieten Sterbebegleitung, Trauerbegleitung und das Ausfüllen von Patientenverfügungen sowie Vorsorgemappen an. »Wir freuen uns über jeden, der sich unserer Gruppe anschließen möchte«, nutzte Martina Hahn die Gelegenheit, um für ihre Initiative zu werben.
Die für eine professionelle Trauer- oder Sterbebegleitung notwendigen Qualifikationen können in einer mehrwöchigen Ausbildung erworben werden. Kontakte können über E-Mail info@hospizhilfe.karben oder telefonisch unter 0 60 39/9 39 87 38 angefordert werden.
Nach der Spendenübergabe stand aber nur noch das Sommerfest im Mittelpunkt der Gespräche. Und da gab es Themen zuhauf, denn in einem so großen Kreis trifft man sich nicht oft und hat auch nicht immer die Gelegenheit, ausführlich sich miteinander auszutauschen.
Zweites WiA-Projekt
Karben. Die Frage, wie das Leben und Wohnen im Alter sein soll, stellen sich immer mehr Menschen der Generation 50plus. Daher gibt es in Karben seit 2018 eine neue, zweite Initiative: die WiA-2. Derzeit zählen elf Paare und elf Singles zum Kreis der Interessenten für die Realisation eines weiteren Wohnkonzepts auf Mietbasis mit etwa 28 Wohnungen für Menschen jenseits der 50.
Wer Interesse hat, im Alter in einer auf diese Weise organisierten Anlage zu leben, kann Kontakt mit Ute Giesler, Telefon (01 63) 1 82 47 89, oder mit Uta Brinkhoff, Telefon (01 76) 50 10 01 50, aufnehmen. (jwn)