Zum Innehalten lädt die Ausstellung „Lichtblicke in dunkler Zeit“ von Johanna Arlt im Bürgerzentrum Karben ein.
Karben. Mehrere Gedichtbände hat die Lyrikerin Johanna Arlt bereits veröffentlicht. Jetzt hat sie die Fotografie als neues Medium für sich entdeckt. Nicht um Dinge einfach abzulichten, sondern um ihren Gedichten im Zusammenspiel mit der Fotografie eine andere Dimension zu verleihen.
„Ich wünsche mir, dass die Betrachter einen Moment innehalten und berührt werden“, sagt Johanna Arlt. Als „Fotogedichte“ bezeichnet die Karbenerin die Leinwände, die auf den drei Etagen des Bürgerzentrums hängen. Zu sehen sind Rosenblüten von intensiver Farbigkeit, die Verszeilen tragen wie „Wenn sich das W-Ort öffnet, trittst du ins Innere ein“. Einen meditativen Sog entfaltet die Strandlandschaft in violetten Farbtönen, von denen sich in weißen Buchstaben die zwei Strophen eines Gedichtes abheben. Hinter die Dinge zu schauen, fordert sie darin auf und im „lauschenden Hören“ zu sich selber zu finden.
In Schweden ging sie auf Motivsuche und fand dort einen Kubus, aufgestellt in der Landschaft. Das Kunstobjekt ist jetzt der Rahmen für Verszeilen, in denen es um Tiefendimension in Bild und Wort geht. „Wir sind hier, um zu begreifen, dass wir von d-ort kommen“. „Von d-ort“, das ist für Johanna Arlt der tiefe innere Ort, in dem die Beziehung eines jeden Menschen zu Gott verortet ist. „Meine Texte handeln von unserer Welt hier und dem Ursprung dort – vom Licht und der Liebe“, erklärt sie. Von den Möglichkeiten, die in der Verschmelzung von Foto und Gedicht liegen, ist Arlt fasziniert. „Manchmal ist das Gedicht schon da, und ich suche das passende Bild. Manchmal ist es umgekehrt: Ein Foto berührt mich, und dann fließen mir die Verszeilen zu“, erklärt die Künstlerin den Entstehungsprozess ihrer Fotogedichte.
Verse lernen fliegen
Seit mehr als 15 Jahren schreibt die Karbener Grundschullehrerin, die sich seit diesem Sommer im Ruhestand befindet, Gedichte. 1999 erschien ihr erster Lyrik-Band mit dem Titel „Kristall. Worte als Zeichen. Spirituelle Wegzeichen“. Damals hatte sie begonnen, sich mit den Schriften des jüdischen Mystikers Friedrich Weinreb (1910-1968) zu beschäftigen.
Es liegt etwas Tröstliches und Hoffnungsvolles in Johanna Arlts Gedichten, obwohl sie mit ihrer Ausstellung auch die dunklen Schatten in der Welt thematisieren möchte. Belastet sei jeder Mensch auch von den Sorgen des Alltags und seinen Notwendigkeiten. „Wir brauchen alle Lichtblicke, damit unsere Seele wieder aufatmen kann und wir unser Leben mit Freude leben können“, mahnt Johanna Arlt.
Die Ausstellung mit den Fotogedichten von Johanna Arlt ist bis zum 16. Januar im Bürgerzentrum, Rathausplatz 1 montags von 8 bis 19 Uhr sowie dienstags bis freitags von 8 bis 12 Uhr zu sehen.