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Langjährige Partnerprojekte in Indien

Helen Thanapackiam (Zweite von rechts) war in vorigen Woche in Bad Vilbel zu Besuch und berichtete über die Arbeit im Kinderheim in Südindien. Das wird größtenteils von der Bad Vilbeler Christuskirchengemeinde durch Spenden finanziert. Darauf stolz sind (v. l.) Uschi Szczes, Klaus Neumeier und Hartmuth Schröder. Foto: Patrick Eickhoff
Helen Thanapackiam (Zweite von rechts) war in vorigen Woche in Bad Vilbel zu Besuch und berichtete über die Arbeit im Kinderheim in Südindien. Das wird größtenteils von der Bad Vilbeler Christuskirchengemeinde durch Spenden finanziert. Darauf stolz sind (v. l.) Uschi Szczes, Klaus Neumeier und Hartmuth Schröder. Foto: Patrick Eickhoff

Bad Vilbel. Die evangelische Christuskirchengemeinde Bad
Vilbel pflegt seit vielen Jahren enge Verbindungen nach Indien. Im Süden des Landes unterstützt sie durch Spenden zwei
Kinderheime der tamilisch-evangelisch-lutherischen Kirche (TELC). In den vergangenen Jahren sind dafür mehrere Hunderttausend Euro zusammengekommen.
Es ist nicht der erste Besuch von Helen Thanapackiam in Bad Vilbel. Trotzdem hält sich die Leiterin eines Kinderheims im südindischen Kamuthi beim Pressetermin im Hintergrund. Helen Thanapackiam ist keine Person, die sich in den Vordergrund stellt. Sie wählt ihre Worte auf Englisch stets mit Bedacht. »Ich bin einfach unendlich dankbar für die Hilfe aus Bad Vilbel«, sagt sie und lächelt. »Nur wegen dieser Hilfe können wir vielen Jungen und Mädchen helfen.«
Schulausbildung und
Ernährung

Aus Bad Vilbel unterstützt seit vielen Jahren die evangelische Christuskirchengemeinde zwei Kinderheime der tamilisch-evangelisch-lutherischen Kirche in Südindien. Beide verfolgen das Ziel, den Kindern eine gute und ausreichende Ernährung, Schulausbildung, Gesundheitspflege und auch ein Kennenlernen des christlichen Glaubens zu ermöglichen. Im »Gründler Hostel« in Tarangambadi kümmern sich vier Erwachsene um etwa 50 Jungen im Alter zwischen zehn und 18 Jahren. Das »TELC Bishop Johnson Home for Children« liegt in Kamuthi – ganz im Süden von Indien, einem dünn besiedelten Landstrich. Derzeit sind dort 57 Kinder zwischen sechs und 18 Jahren untergebracht. Das Heim leitet Helen Thanapackiam. Es wurde in den 1920er Jahren mit deutscher Hilfe von der schwedischen Mission gegründet. Die Grundschule wurde 1940 eröffnet, später zur Mittelschule erweitert. 1982 übernahm die Kindernothilfe als Träger die Einrichtung. Als diese ihre Arbeit plötzlich einstellt, übernimmt die ehemalige Schulleiterin Helen Thanapackiam samt einiger Lehrerinnen Verantwortung für die Kinder und das Heim. »Die Familien und Menschen in der Gegen sind oft sehr am. Die Kinder werden früh arbeiten geschickt, um Geld zu verdienen«, sagt sie. Als Christin in einem hinduistischen Umfeld möchte sie nicht nur den Kindern helfen, sondern auch den Familien zur Seite stehen.
Das Heim wird fast vollständig von der Christuskirche finanziert – dabei kam der Kontakt zufällig zustande. »Es gab zunächst persönliche Kontakte von Pfarrer Siebert nach Indien«, berichtet Neumeier. 2006 wird das »Gründler-Hostel« offiziell als Partnerprojekt der Christuskirche anerkannt.
Über 30 000 Euro
Spenden jährlich

Die bisherigen »Missionsbüchsen« in vielen Häusern Bad Vilbels werden zu Dosen für das Kinderheim. 2009 reist Uschi Szczes nach Tranquebar, um im »Gründler Hostel« die Verwendung der Mittel vor Ort zu sehen. Dabei gibt es erste Kontakte zum Heim in Kamuthi und zu Leiterin Thanapackiam. »Ich bin nach Hause gekommen und habe davon berichtet. Es war klar, dass wir helfen wollen.«
Mittlerweile sind aus dem Willen zu helfen gleich mehrere Hunderttausend Euro für beide Heime geworden. »Wir haben uns verpflichtetet, jährlich über 30 000 Euro zu spenden«, sagt Pfarrer Neumeier.
Die Gemeindemitglieder Marit Debé und Hanna Mebus haben als Freiwillige jeweils ein halbes Jahr in Kamuthi mitgearbeitet. Mehrere Gemeindemitarbeitende und Pfarrer Klaus Neumeier waren zum Teil bereits mehrfach ebenfalls in den Heimen zu Besuch. Hartmuth Schröder erinnert sich: »Das muss man einmal gesehen haben. Die Armut der Menschen, aber auch die Art und Weise, wie die Kinder als Gemeinschaft aufwachsen und ihre Tage gestalten. Die Stimmung im Heim ist ganz besonders und einzigartig.«
Gleichzeitig hat die Leiterin aus Kamuthi, Helen Thanapackiam, auf Einladung von Uschi Szczes bereits mehrfach Bad Vilbel besucht. »Das hat sie allerdings nicht von Spendengeldern finanziert. Das ist ganz wichtig«, sagt Szczes. Auch in der vorigen Woche weilte die Kinderheimleiterin in Bad Vilbel, berichtete in Schulklassen von ihrer Arbeit in ihrer Heimat. Am Sonntag war sie Teil des Gottesdienstes. Sie gibt im Vorfeld zu: »Ich bin ganz schön aufgeregt.«
Von Patrick Eickhoff