Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit versprach der neue Landrat Jan Weckler (CDU) allen Parteien und Institutionen. Offenheit und Vielfalt waren Schlagworte seiner Rede, die eigene Überzeugung werde er dabei aber nicht aufgeben, sagte er bei seiner Amtseinführung.
Bad Vilbel. Die Kreistagsabgeordneten hatten bereits eine dreistündige Sitzung hinter sich, als Jan Weckler vom Kreistagsvorsitzenden Armin Häuser (CDU) als Landrat verpflichtet wurde und seinen Eid auf die Verfassung schwor. Die Marvin Dorfler Big Band spielte Swing, viele Ehrengäste waren ins Kreishaus gekommen, darunter der Präsident des Hessischen Landtages Norbert Kartmann.
Der Kreistag stellte zuvor die Weichen für das weitere Vorgehen. Laut Koalitionsvertrag rückt die Kreisbeigeordnete Stephanie Becker-Bösch (SPD) auf, wird Erste Kreisbeigeordnete; die CDU stellt ihren Nachfolger. Die Koalition beschloss, einen Wahlvorbereitungsausschuss zu bilden – hier gab es aber den erwarteten Gegenwind der Opposition. Peter Heidt (FDP) schlug vor, das „erfolgreiche Tandem“ Weckler/Becker-Bösch in dieser Konstellation weiterarbeiten zu lassen. Trotz des intensiven Wahlkampfs mit „unglaublich vielen Pressemeldungen“ sei die Verwaltung problemlos weitergelaufen. Auf den dritten Hauptamtlichen könne daher verzichtet werden.
Ein weiterer Hauptamtlicher werde den Kreis rund zwei Millionen Euro kosten, rechnete Klaus Herrmann (AfD) vor. Die Wahl sei der Beleg dafür, dass der Kreis wieder über Geld verfüge, meinte Michael Rückl (Grüne), während Sebastian Wysocki (CDU) das Vorgehen verteidigte. Selbst in kleineren Landkreisen gebe es drei Hauptamtliche.
Wer geht ins Rennen?
Bleibt die Frage, wen die CDU ins Rennen schickt. Ein möglicher Kandidat wäre der ehrenamtliche Kreisbeigeordnete Karl-Peter Schäfer (61, Bad Vilbel), der bereits zwei Dezernate verantwortet (Abfallwirtschaft und Informationstechnologie). Schäfer mag kein Kandidat sein, den die CDU für eine Weckler-Nachfolge „aufbauen“ könnte. Aber das ist momentan auch nicht nötig. Eine Option wäre Patrick Appel (28, Büdingen).
Bei der Amtseinführung am Abend war diese Debatte bereits Vergangenheit. Neben Kartmann sprachen auch Regierungsvizepräsident Dr. Alexander Böhmer, Matthias Drexelius vom Hessischen Landkreistag und Herbert Unger für die Bürgermeister-Kreisversammlung Grußworte vor den rund 200 geladenen Gästen.
Wecklers Ansprache war eine Positionsbestimmung: Was wollen die Menschen und welche Aufgaben kommen auf ihn als Landrat zu? „Auch denen, die andere Meinungen vertreten, biete ich den Dialog an, wohl wissend, dass wir nicht immer auf einen Nenner kommen müssen“, sagte er. Frei nach Luther wolle er den Menschen „aufs Maul schauen“.
Der 46-jährige Ober-Mörler ist jetzt Vorgesetzter von 1300 Mitarbeitern im drittgrößten Landkreis Hessens. Ob er auch der letzte direkt gewählte Landrat der Wetterau ist, bleibt offen. Die Abschaffung der Landratsdirektwahl sei derzeit in Wiesbaden kein Thema, sagte Weckler. Das Anliegen, den Landkreis durch die Direktwahl stärker ins Bewusstsein der Menschen zu bringen, sei in der Vergangenheit „ohne nachhaltigen Erfolg“ geblieben.
In der Stichwahl um das Amt des Wetterauer Landrats am 18. März hatte sich Jan Weckler durchgesetzt. Der CDU-Politiker holte 57 Prozent der Stimmen. Mitbewerberin Stephanie Becker-Bösch (SPD) kam auf 43 Prozent. Damit tritt der bisherige Erste Kreisbeigeordnete die Nachfolge von SPD-Mann Joachim Arnold an, der von 2008 bis 2017 Landrat war. Aufgerufen zur Stichwahl waren rund 238 000 Bürger. Nur 23,1 Prozent von ihnen gaben ihre Stimme ab – ein neuer Negativrekord, der wohl auch im vorzeitigen Abgang von Arnold in den Vorstand der Ovag begründet liegt. Das hatte Wähler verärgert.