Fassade und Fenster sollen bis zum Hessentag erneuert sein
Bad Vilbel. Im Westen des Bad Vilbeler Kurparks laufen die Arbeiten zum Neubau der Stadthalle schon länger. Und jetzt geht es auch am Kurhaus los. Bis zum Hessentag soll das zuletzt unansehnlich gewordene ehemalige Volkshaus in neuem Glanz erstrahlen.
Das Haus im Westteil des Kurparks ist auf der Stirnseite und der Seite zur Nidda hin eingerüstet worden. Die beiden anderen Seiten blieben zunächst gerüstfrei, denn hier wird sich der Neubau der Stadthalle anschließen. Dort sind die Arbeiten seit der letzten öffentlichen Baustellenführung rasch weitergekommen. Die Arbeiter der Firma Jökel, die den Zuschlag für den zweiten Bauabschnitt erhalten hatte, errichten derzeit die Orangerie. Das wird jener gläserne Bau, der die neue Stadthalle später einmal mit dem Kurhaus verbinden wird. Alles mit Blick auf die Nidda.
Historisches Vorbild
Vorige Woche waren Stadtwerke-Geschäftsführer Klaus Minkel und der technische Leiter der Stadtwerke, Klaus Rotter, vor Ort. Sie besprachen, welche Farbe das Kurhaus später einmal haben soll. »Jetzt ist das Gebäude noch ockergelb, aber bald wird es eher in gedeckter Farbe gehalten«, sagt Rotter. »Wir wollen das Gebäude nach dem historischen Vorbild wiederherstellen«, sagen Rotter und Minkel. Dazu haben sie nicht nur eine historische Zeichnung aus dem Archiv gezogen, sondern das Vorhaben auch mit dem Denkmalamt abgestimmt. Denn das aus den Jahren 1927/28 stammende ehemalige Volkshaus steht unter Denkmalschutz. Das hatte das Stuttgarter Architekturbüro Vielmo, das den Gesamtentwurf für das Gebäude-Ensemble entworfen hatte, zu berücksichtigen.
Markant neu wird nicht nur die Farbe des Außenputzes sein, sondern vor allem die Fenster sein. »Die werden nach dem historischen Vorbild hergestellt«, sagt Minkel. Wie das aussehen wird, zeigt die Architektenskizze . Die Fenster enthalten mehrere Längs- und Quersprossen.
Da das Haus auch energetisch saniert wird, erhalten die künftigen Fenster eine Doppelverglasung. Deshalb werden sie laut Minkel auch nicht mehr aus Holz, sondern aus Metall bestehen. »Das ist mit dem Denkmalschutz abgestimmt. Holz kann die großen, schweren Doppelverglasungen bei den großen Fenstern nicht aufnehmen.«
Die Sanierung des Kurhauses, die nach dem Hessentag innen weitergehen wird, lässt sich die Stadt rund 20 Millionen Euro kosten. Ein Teil des Geldes wird schon jetzt verbaut: Allein die Metallfenster werden nach Angaben Minkels rund 435 000 Euro kosten. Weitere notwendige Holzarbeiten an dem Gebäude werden mit rund 70 000 Euro veranschlagt.
Für die Bürger gebaut – das Volkshaus war Begegnungsstätte für alle Bevölkerungsschichten
Das Kurhaus der Quellenstadt wurde in den Jahren 1927/28 als Volkshaus errichtet. Es wurde in Eigeninitiative erbaut von Vilbeler Bürgern aus der Arbeiterschaft. Ziel war, eine Begegnungsstätte für alle Bevölkerungsschichten zu schaffen. Entsprechend einstimmig votierte der damalige Gemeinderat im April 1927 für den Bau des Volkshauses.
Gebaut wurde nach den Pländen der Frankfurter Architekten Beppler und Müller. Im Erdgeschoss befanden sich kleine Säle sowie ein Restaurant, im Obergeschoss der große Fest- und Turnsaal.
In finanzielle Probleme geriet die das Volkshaus betreibende GmbH aufgrund der damaligen Wirtschaftskrise. Die bewirkte, dass der Umsatz des Volkshauses seine Unterhaltung nicht decken konnte. Und so übernahm die Stadt Bad Vilbel das Haus und betrieb es als öffentliche Einrichtung. Damit sich die Einnahmen verbessern sollten, wurde der Aufschwung bei den Kuren genutzt und ein Anbau für Kuranwendungen erstellt. Zudem wurde auf der Bleichwiese ein kleiner Park angelegt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg enthielt das Haus die Funktion eines Bürgerhauses mit angegliedertem Badebetrieb, der zudem viele Umbauten nach sich zog. Die letzten größeren Bauten datierten aus den Neunziger Jahren, als aus Brandschutzgründen zwei Treppen außen angebracht wurden. Größere Veranstaltungen fanden dort kaum noch statt, die Kultur wich aufs Forum in Dortelweil aus. Die alten Badeanlagen wurden ebenso wie das Hallenbad abgerisssen. Dort wird heute die Stadthalle errichtet. (pe)