Bad Vilbel. „Sehr verdienstvoll“ an der Hilger-Studie sei laut Minkel die Tatsache, dass sie überzeugend darlege, dass das Kurhaus „eine recht ansprechende Vorderfassade haben könnte“, wenn man sich dem früheren Zustand wieder annähern würde. Das Kurhaus wurde nach dem Zweiten Weltkrieg mehrfach umgebaut, der große Wurf jedoch blieb aus. „Vor meiner Zeit wurde dem Kurhaus buchstäblich das Gesicht zertrümmert, indem unter SPD-Verantwortung sprossenlose Fenster und Türen eingebaut wurden. Und wegen des Brandschutzes war ich gezwungen, die Fluchttreppe als Provisorium hinzuzufügen“, skizziert er zwei negative Eingriffe.
Noch aber scheint das Kurhaus nicht verloren, jedenfalls denkt Minkel nicht an Abriss des geschichtsträchtigen Hauses. Minkel ist überzeugt, dass sich auch Saal und Treppenhaus ansprechend gestalten lassen, wie der Hilger-Entwurf zeige. „Dies spricht gegen den Abbruch, weil das Kurhaus aufgrund seines Alters unverwechselbar zu einem modernen Neubau wäre“. Der Nachteil des Hilger-Entwurfes bestand darin, dass er nur auf eine Sanierung des Objektes gerichtet war, grundlegende Mängel aus der Planung konnten so aber nicht behoben werden. Es fehlen Nebenräume, ausreichende Verkehrsflächen, etwa ein Foyer; beschreibt Minkel die Mängel. Dazu dürfe man nicht vergessen, das Kurhaus war für 6000 nicht für 320000 Einwohner konzipiert, und Bad Vilbel sei eine Wachstumsgemeinde, weil die Stadt attraktiv sei. Ohne grundlegende Veränderungen, das sei schon damals klar gewesen, würde das Kurhaus „stets unzulänglich“ bleiben, also wurde auf die Investition von drei Millionen Mark verzichtet. Das Problem Kurhaus bestand weiter.
Einige Jahre später legte dann ein Vilbeler Architekt einen Plan vor, durch Anbauten das Kurhaus und speziell den Saal zu vergrößern. Dieses Konzept hätte einen zweistelligen Millionenbetrag erfordert, den Saal jedoch schlauchförmig verlängert, was für Theater und Konzert ungünstig gewesen wäre. 2005/2006 hatte schließlich der inzwischen verstorbene Architekt Prof. Fred Angerer „einen Genieblitz“, sagt Minkel. Er sah vor, das Kurhaus zu entkernen, dadurch werden Saal und Bühne im Obergeschoss breiter. Der Saal könnte 588 Sitzplätze umfassen, mit der Empore sogar 800 Plätze. „Das gäbe neue Perspektiven für Theater und Konzert“, sagt Minkel. Im Erdgeschoss würde ein geräumiges Foyer mit Schankraum und Essenausgabe Platz finden, im Untergeschoss eine große Garderobe. Auf Zwischengeschosse wird verzichtet, das Haus behindertengerecht umgebaut, Nebenräume werden ins Kurmittelhaus verlagert.
„Optimal wäre es, wenn das Kurhaus mit einem Hotel als Flaggschiff der Vilbeler Gastronomie verbunden werden könnte, weil so Synergien in der Saalnutzung und bei der Bewirtschaftung hergestellt werden könnten“, argumentiert Minkel.
Was die zeitliche Perspektive für eine Umgestaltung des Kurhauses betrifft, müsse erst die „Neue Mitte“ und die Mediathek als Voraussetzung für den Abbruch des Hallenbades fertig sein. Nächste Priorität genießt das Kombibad mit Sauna und Wellnessbereich zur Stärkung des Prädikates „Bad“ (1936 wurde Vilbel als „Fremdenverkehrsgemeinde und Heilbad“ anerkannt, 1948 bekam es die amtliche Bezeichnung „Bad Vilbel“ verliehen). Erst danach könnte das Projekt Kurhaus realisiert werden, „sobald die Finanzierbarkeit gegeben ist“, so Minkel. Die Finanzierbarkeit sei jedoch erst „gewährleistet, sobald die Stadt aus der Vorfinanzierung des Quellenparks heraus ist“, denn dort sei „städtisches Geld verbunkert“. Dennoch wagt Minkel einen zeitlichen Ausblick: „Wenn wir den Umbau des Kurhauses in der übernächsten Wahlperiode schaffen würden, dann wäre das fast schon ein Wunder“, sagte er dieser Zeitung.