Karben. Der Patronatstag der katholischen Kirche St. Johannes Nepomuk in Kloppenheim war in diesem Jahr ein ganz besonderer Tag. Die Kirchengemeinde erhielt nämlich zu jenem 16. Mai zwei Präsente, die den Namensgeber der Kirche und der Gemeinde darstellen.
Bei diesen Kunstwerken handelt es sich um ein Bild des 1792 von Papst Benedikt XIII. heiliggesprochenen böhmischen Priesters und Märtyrers Johannes Nepomuk sowie eine Holzstatue von ihm. Beide Werke sollen aus dem frühen 18. Jahrhundert stammen. Wer die Künstler waren, ist in beiden Fällen nicht bekannt. Gefunden und auf Auktionen ersteigert wurden die historischen Kunstwerke von dem Karbener Unternehmer Bruno Kling in Italien.
Kling bezeichnet sich selbst als Kunstliebhaber. Wie er sagte, sei er auf die Devotionalien allerdings nur zufällig gestoßen. »Das ist eigentlich nicht die Kunstrichtung, die ich sammele. Aber bei der Betrachtung dieser Gegenstände wurden dann doch plötzlich die Erinnerungen an meine Jugend als Messdiener wieder wach«, verrät er die Gründe, die ihn zu dem Kauf und dann zu der Spende an die Kirchengemeinde veranlasst haben.
Kleine Kapelle
im Schloss
Der gebürtige Kloppenheimer Kling war Mitte der 60er Jahre Messdiener in der katholischen Pfarrkuratie Kloppenheim, die zu der Zeit ihre Gottesdienste noch in der Kloppenheimer Schlosskapelle hielt. Der Deutsche Orden hatte 1659 nicht nur das Dorf Kloppenheim gekauft, sondern bereits 1666 im Südflügel des Schlosses auch eine kleine Kapelle einrichten lassen, die 1714 auf den Namen St. Johannes Nepomuk geweiht wurde. Erst 1967 wurde die heutige Kirche in der Bahnhofstraße erbaut und bezogen. »Meine Eltern waren sehr streng katholisch und deshalb war Religion immer ein großes Thema in unserer Familie. Das ist auch der Grund, warum meine Erinnerungen beim Anblick dieser beiden Gegenstände an damals wieder wach wurden«, so Kling, der auch heute noch in Karben wohnt. Auf seinen Reisen sei er immer wieder auf Statuen vom heiligen St. Johannes Nepomuk gestoßen, der als Brückenheiliger und Patron des Beichtgeheimnisses verehrt wird.
In die Moldau
gestürzt und ertränkt
Rückblick: In dem jahrelangen Zwist um mehr Macht zwischen den damaligen König Wenzel V. und dem Prager Bischof Johannes Jenstein wurde 1392 ein Günstling König Wenzels in einem Verfahren exkommuniziert, dem Johannes von Nepomuk als Vertreter des Erzbischofs vorsaß. Im weiteren Verlauf der Auseinandersetzung wurde daraufhin Johannes von Nepomuk zusammen mit anderen erzbischöflichen Beamten verhaftet und gefoltert. Während dem Erzbischof selbst noch die Flucht gelang, wurde Johannes von Nepomuk als ranghöchster Bischofsvertreter gefangenen genommen, von der Karlsbrücke in die Moldau gestürzt und ertränkt.
Der Legende nach soll sein Streit mit dem König jedoch nicht dem kirchenpolitischen Konflikt entsprungen sein, sondern seiner Weigerung, das Beichtgeheimnis zu brechen. Demnach habe er dem König nicht preisgeben wollen, was dessen von Wenzel der Untreue verdächtigte Frau ihm anvertraut hatte.
Auf die Frage, ob auch Kling an den Schutz einer solchen Devotionalie glaube, muss er nicht lange nachdenken: »Nein, eher nicht. Es waren vielmehr die Erinnerungen an meine Jugend und die Dankbarkeit an die örtliche Gemeinde, die mich zu der Spende veranlasst haben.«
Für den Kirchenvorstand der St. Johannes Nepomuk Kirche sind die Geschenke Klings etwas Besonderes, »Für uns sind das nicht nur irgendeine Statue und irgendein Bild, sondern sie machen uns den Namensgeber unserer Gemeinde und unserer Kirche sichtbar. Schließlich wird er in vielen Gebeten auch oft um Hilfe angerufen«, verdeutlicht Kirchenvorstand Horst Schmutzer den Wert der beiden Devotionalien für seine Kirche.
»Wir beten die beiden Gegenstände nicht an, aber sie helfen uns doch, den Glauben ein Stück näher zu bringen. Außerdem erfährt man auf diesem Wege auch etwas über unseren Namensgeber«, freut sich Kirchenvorstandsmitglied Hildegard Selig über diese Spende.
Von Jürgen W. Niehoff
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