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Kulturpreis für Claus Kunzmann – „Er hat das Feuer weiter getragen und nicht die Asche verehrt“

Burgfestspiele-Intendant Claus-Günther Kunzmann ist mit dem Kulturpreis des Wetteraukreises ausgezeichnet worden, der ihm von Landrat Joachim Arnold am Donnerstag, 24. Mai, im Burgkeller im Beisein zahlreicher geladener Gäste überreicht wurde.

Bad Vilbel. Schauspielerin Anne Simmering zitierte „Shockheaded Peter“ in ihrem „Stammlokal“, dem Vilbeler Burgkeller. Proppenvoll war das Gemäuer. Prominenz ohne Ende, galt es doch, Kunzmann den Kulturpreis des Wetteraukreises zu verleihen, einschließlich Urkunde und 5000 Euro, die er behalten darf.

Vom ungehorsamen Daumenlutscher und vom zündelnden Paulinchen aus dem anglifizierten Struwwelpeter rezitierte sexy Simmering. Aber was sollten die Themen aus Dr. Hoffmanns Erziehungswerk wie Ungehorsam, Kastration und Brandstiftung? Hatten sie etwas mit der Hauptperson zu tun? Wohl eher nein.

Shakespeare-Verehrer

Da war eher Landrat Joachim Arnold (SPD) auf dem rechten Weg, als er in seinem Grußwort auf den „Theatergott“ William Shakespeare zu sprechen kam. Wusste er doch, dass Kunzmann „den erfolgreichsten aller Theaterschriftsteller“ verehrt und im Laufe der 25 Jahre Burgfestspiele schon sieben Mal die 400 Jahre alten Stücke ins Programm genommen hat.

Kunzmann habe zwischen den Polen Kunst und Kommerz den richtigen Weg gefunden. „Die Besucherzahlen zu vervielfachen ist etwas, das nur selten im Kulturleben geschieht. Solch eine Leistung über viele Jahre zu erbringen ist schon herausragend“, rühmte der Landrat. Neben der Keltenstätte Glauberg seien die Burgfestspiele „der kulturelle Leuchtturm in der Wetterau“. Bad Vilbels Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) gab Kunzmanns „riesige Leidenschaft für Kultur und Geschichte“ zu Protokoll.

Festredner und eigens aus Bremen angereist war ein guter Freund des Preisträgers: Norbert Kentrup, der bekannteste deutsche Shakespeare-Interpret und Mitbegründer der Bremer Shakespeare Company. „Erfolg ist nicht kaufbar“, sagte er und „Claus Kunzmann hat das Feuer weiter getragen und nicht die Asche verehrt“. Um Begeisterung und Ergriffenheit gehe es im kulturellen Bereich, das Materielle sei „nichts“. „Wenn der Vorhang gefallen, die Lichter verloschen sind, ist nichts mehr. Nur in den Köpfen des Publikums kann eine Inszenierung weiterleben“.

Kunzmann habe das begriffen und praktiziere in diesem Sinne. Zu einer „Heiligsprechung“ des 55-Jährigen wolle er es dennoch nicht kommen lassen. Also sprach der eindrucksvolle Schauspieler, nicht ohne vorher aufs schnöde Materielle Bezug genommen zu haben: „Die Rente mit 67 ist für Schauspieler untragbar“.

Kunzmann bedankte sich. Gelehrig sagte er: „Zahlen sind nicht alles. Die Qualität zählt“. Dynamisch seien die Vilbeler Burgfestspiele gewachsen und bekannt sei ja, „dass ich gerne baue“ und dass er auch Bücher sammele. Aber die Burgfestspiele „die sind seit 1987 mein Lebensmittelpunkt“. Nicht eine Vorstellung habe er in den 25 Jahren versäumt.

Für den großen Gestaltungsspielraum, der ihm in Bad Vilbel vergönnt sei, dankte er dem Inspirator der Burgfestspiele, Ex-Bürgermeister Günther Biwer, dessen Kämmerer, dem damaligen Ersten Stadtrat Klaus Minkel sowie dem jetzigen Stadtoberhaupt Dr. Thomas Stöhr. Nicht vergessend Walter Weiher, einst Hauptamtsleiter, der im Hintergrund in der Verwaltung das Nötige gerichtet habe.

Ein Umtrunk mit den Gästen auf dem Pallas beendete die laue Sommernacht. Am Freitag ging’s wieder an die Arbeit. Für die Festspiele ist immer viel zu tun – und der Hochgeehrte steckt mittendrin.