Karben. „Hier ist so viel los, dass ich gar nicht dazu komme, über meinen Weggang nachzudenken“, sagte Heide Renker-Däumer. Das sei vielleicht auch gut so, sonst fiele ihr der Abschied noch schwerer. Nach 43 Jahren als Lehrerin und neun Jahre in der Schulleitung geht mit Ablauf der letzten Woche die stellvertretende Leiterin der Kurt-Schumacher-Schule (KSS) in den Ruhestand. Am Mittwoch sagten ihr die Lehrer und Schüler in der Aula „Auf Wiedersehen!“.
Von baldiger Ruhe fehlte bei Heide Renker-Däumer noch jede Spur. Wie gewohnt klopften Rat suchende Lehrer und fragende Schüler an die Bürotür. Klassenlehrerbesetzung und Unterrichtsverteilung für das nächste Schuljahr hat sie wie immer vorbereitet. Um die neuen Stundenpläne könne sich aber ruhig ihr Nachfolger, Mathe- und Physiklehrer Franz Wild, kümmern. Er wird das Amt vorerst kommissarisch übernehmen. Ein bisschen aufgeräumt habe sie schon. Gepackt wird aber erst während der Sommerferien, sagt die 65-Jährige.
Endlich mehr Zeit für sich, ihren Mann und die zwei Söhne – darauf freut sich Renker-Däumer am meisten. „Ich möchte mehr Sport machen und intensiver Lesen.“ Fehlen werde ihr die Arbeit schon. Schließlich war es als Schülerin ihr größter Wunsch, Lehrerin zu werden. „Der Umgang mit Kindern und Jugendlichen hat mir immer schon Spaß gemacht.“ Deshalb gab sie auch schon früh Nachhilfeunterricht.
An der Hochschule für Erziehung in Gießen studierte sie die Fächer Deutsch, Englisch und Mathe für die Haupt- und Realschule. „Ich war idealistisch“, erinnert sich Renker-Däumer. Mit 22 trat sie ihre erste Stelle an der Geschwister-Scholl-Schule in Assenheim an. „Außer Sport und Religion habe ich alles gelehrt, auch wenn ich es nicht studiert hatte.“ Früh arbeitete sie sich in die Aufgaben der Schulleitung ein. Der damalige Schulleiter Wilhelm Heiß wurde zu ihrem Vorbild. „Er hat es uns Lehrern ermöglicht, uns zu entwickeln.“
Bevor sie 1982 nach Karben kam, hatte sie zehn Jahre lang in Assenheim die Förderstufe geleitet, die sie selbst maßgeblich aufbaute. In Karben war sie später einer der treibenden Kräfte beim Aufbau der Oberstufe. Als diese Mitte der 1990er-Jahre noch auf der Kippe stand, ging sie mit Kollegen auf die Barrikaden. Nach der Leitung des Haupt- und Realschulzweigs übernahm sie zusätzlich die Leitung des Gymnasialzweigs. „Da habe ich gemerkt, dass es mir Spaß macht, mit allen drei Bereichen zu arbeiten.“
Ohne die Unterstützung ihres Mannes, sagte Heide Renker-Däumer, hätte sie das nicht geschafft. Jetzt hat sie vor, ihn etwas zu entlasten. Dieter Däumer ist ebenfalls Leiter einer Schule. Die schönsten Momente seien immer die gewesen, „wenn man sieht, dass man auch mit schwierigen Klassen oder Schülern doch noch zum Erfolg gekommen ist“. Das galt gerade bei Haupt- und Realschülern. Die Bindung zwischen Schüler und Lehrer sei dort enger als im Gymnasialzweig. Doch nicht immer war alles positiv: „Mich belastet es, wenn Schüler zu mir geschickt werden, weil sie etwas angestellt haben und dann versuchen es zu leugnen“, sagt die Lehrerin aus Leidenschaft. Sie habe es meistens geschafft, auf der Heimfahrt nach Nieder-Florstadt abzuschalten.
Mit vielen Kollegen möchte sie in Kontakt bleiben. „Ich freue mich auf Konzerte, Feste und Ehemaligentreffen. Dazu hatte ich bisher kaum Zeit“, sagt Renker-Däumer. Die aufwändige Verwaltungsarbeit des Konrektorpostens werde sie nicht vermissen, wohl aber die Menschen. „Ich habe immer gerne in der Schule gearbeitet.“ (jeh)