Die Fußball-WM hat uns dieser Tage alle im Griff. Am heftigsten besorgt sind wir um die Gesundheit des Bundestrainers Joachim Löw. Der macht mit seinem Löw-System Kömödie oder Drama einen besorgniserregenden Eindruck. Statt als Trainer profiliert er sich als Chaosforscher und Baustellenfetischist.
Löw ist scheinbar unfähig zu begreifen, was bei einer WM passiert, was man dort eigentlich tun sollte. Eine WM ist Wettbewerb und kein Experimentierfeld.
Das Spiel mit vier Außenverteidigern bleibt – wir geben das neidlos zu – Löws Erfindung. Darauf hat er ein Weltpatent. Leider taugt es zu nichts. Ein druck- und flügelloses Angriffsspiel ist die Folge, jeder Angriff läuft über die Mitte und ist da leicht abzufangen.
Mit Philipp Lahm haben wir einen der besten Außenverteidiger der Welt, aber er spielt an der falschen Stelle. Willig, aber ideenlos läuft er hin und her und kann keine Akzente im Spiel setzen. Ja man hofft geradezu, er möge nur nicht den Ball zugespielt bekommen, denn Lahm ist hier, wie schon das Spiel gegen Portugal zeigte, ein Sicherheitsrisiko. Kaum hat er das Leder, muss man befürchten, dass das Runde in den nächsten 10 Sekunden im deutschen Eckigen landet. Gegen Ghana schaffte er sogar eine absolut lupenreine Torvorlage aus dem Mittelfeld heraus, leider für den Gegner, eine glänzende Bestätigung für Löws Chaostheorie.
Die dritte Katastrophe liegt im Spiel ohne Stürmer begraben. Müller mag zwar sympathisch sein und bestes Bundesliganiveau darstellen, aber Klose ist ein Weltklassemann, das ist ein feiner Unterschied. Doch wie auch Schweinsteiger darf Klose die Reservebank drücken. Ein unerhörtes Debakel.
Unverständlich bleibt auch, warum ein Bundestrainer nicht erkennen kann, was die gesamte Fußballwelt sieht. Er soll ein Betonkopf sein, das wäre eine Erklärung. Fest steht aber, Joachim Löw fehlt nicht nur die Einsicht und die Übersicht und die Schwarmintelligenz, sondern ihm fehlt auch das Sieger-Gen. Das ließe sich als persönliches Trauma abhaken, wäre da nicht die begabteste Spielergeneration, die wir je hatten.
Das wahre Drama besteht darin, dass Experimentiertheini Löw sie in der brasilianischen Hitze verheizt, ihr spielerisches Potenzial in einem falschen Denk-System verschleudert, ohne mit dieser Mannschaft je einen wichtigen Titel zu gewinnen. Es löwt wenn’s löwt, sagen unsere Nachbarn, die Rosbacher. Aber es löwt halt im Augenblick mehr schlecht als recht. Ob sich daran noch etwas ändert?
Horst Samson