Karben. Venuka Walia hat in Karben längst ihr Zuhause gefunden. Aber erst fern ihrer indischen Heimat hat sie sich intensiver mit der Küche ihres Herkunftslandes beschäftigt. Beim Kochkurs im Mütter- und Familienzentrum (Müze) will die 62-Jährige die Teilnehmer auf den Geschmack indischer Gerichte bringen.
Die Gewürze und Zutaten sind angerichtet – kleine Schalen, gefüllt mit braunen und gelben Linsen, weißlichen Kichererbsen, Bohnenkernen schwarz und rot, getrockneten grünen Erbsen. Daneben steht ein Gefäß mit verschiedenen gemahlenen Gewürzen. Auf zwei weiteren Tellern sind frische Zutaten zusammengestellt wie Ingwer, Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch, Koriander, zudem Lorbeerblätter, Nelken, Zimtrinde, Kardamom und rote Chilischoten. »Jedes Gericht hat mindestens acht bis zehn Gewürze in unterschiedlicher Kombination und ich koche so, wie man zu Hause für die Familie oder Freunde kocht«, sagt Hobbyköchin Venuka Walia.
Die Karbenerin hat 1982 ihre nordindische Heimat verlassen, um für eine englische Bank in Frankfurt zu arbeiten. Erst hier, fern der Heimat, habe sie gelernt, die traditionellen indischen Gerichte zu kochen, erzählt sie. Nordindisch, wie sie betont, denn es gebe große regionale Unterschiede. Aufgewachsen ist Walia in der indischen Hauptstadt Neu Delhi, dort wohnt auch noch Familie.
Für verschiedene
Banken gearbeitet
Mindestens einmal im Jahre besucht sie die Heimat und kehrt dann wieder nach Karben zurück, denn die Stadt in der Wetterau ist ihre zweite Heimat geworden. »Ich habe lange gearbeitet für verschiedene Banken, meine beiden Söhne sind hier zur Schule gegangen, ich singe im Chor und fühle mich mit meiner Familie in Karben sehr wohl und integriert«, sagt Walia.
Auf den Kochkurs im Müze freut sich Walia, obwohl sie viel dafür vorbereiten muss. »Ich lasse die Teilnehmer immer ein komplettes Menü zubereiten«, sagt sie und überlegt noch, was gekocht werden soll.
Dafür blättert sie nicht in einem Kochbuch, sondern in ihrer eigenen Rezeptsammlung. Darin enthalten sind auch Rezepte von ihrer Mutter und besonders ihrer Schwiegermutter, die berühmt für ihre Kochkünste gewesen sei. Auf eine Zutat habe die Schwiegermutter besonderen Wert gelegt, eine Zutat, die nicht zu kaufen sei: »Und zum Schluss ganz viel Liebe«, sei immer ihr letztes Wort gewesen, wenn sie die Zutaten für ein Gericht auflistete. »Heißt es auch nicht in Deutschland, Liebe geht durch den Magen?«, fragt Walia. Sie jedenfalls halte sich an diesen Rat.
Linsengericht
gehört dazu
Wobei in der Familie Walia nicht nur traditionelle indische Gerichte auf den Tisch kommen, sondern auch Pasta, Kartoffeln und Schnitzel. »Hähnchenschnitzel mit Salzkartoffeln und Salat war ein Lieblingsgerichte meiner Söhne in der Schulzeit und sie haben auch Pfannkuchen in allen Variationen geliebt«, erzählt Walia.
Doch zurück zu einem typisch (nord)indischem Essen: Auf jeden Fall gehört ein frisch zubereitetes Linsengericht (Dal) dazu. Außerdem ein Gemüse- und ein Fleischgericht, verschiedene Beilagen in Form von Rohkost oder eingelegt (Chutneys). Als Beilage gereicht werden Reis (Basmati) und Fladenbrot, ergänzt von »Raita«, einem Joghurt, gewürzt mit Chili, Pfeffer, Kümmel und Masala. Auch einen Nachtisch soll es geben, vielleicht ein »Kheer«, eine Milchzubereitung aus Reis oder Gries, gewürzt mit Kardamom, Nüssen, Safran. Gegessen wird dann gemeinsam, wenn alle Gerichte und Beilagen auf den Tisch stehen – und jeder kann von allem probieren. Die Küche im Mütter- und Familienzentrum ist klein, aber Walia ist gut vorbereitet, gut organisiert und bietet seit zehn Jahren zwei- bis dreimal den Kochkurs an. »Der ist immer ruckzuck ausgebucht«, sagt sie.
Für den Kochkurs am 8. März bringt sie alles mit, packt eigene Gerätschaften ein und sogar die Kochtöpfe, weil sie genau weiß, wie groß sie sein müssen. In der Woche vor dem Kurs geht Walia auf Einkaufstour bei Lebensmittelhändlern, wo sie vor allem Gewürze und spezielle Zutaten bekommt. Was sie nie kauft, sind fertige Currymischungen. »Das gehört nicht zur indischen Küche«, sagt sie.
Von Anne-Rose Dostalek
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