Bad Vilbel. Kai König ist der neue Vorsitzende des FDP-Ortsverbandes. Einstimmig – bei eigener Enthaltung – wählten die 16 Besucher der Jahreshauptversammlung den 26-jährigen Rechtsreferendar zum Nachfolger von Annette Jost. Auch auf den Stühlen der zwei gleichberechtigten Stellvertreter sitzen mit Raimo Biere und Klaus Wessel neue Leute. Der junge Frontmann, der zugleich Kreisvorsitzender der Jungliberalen ist und damit dem Kreisvorstand der FDP angehört, kündigte an, mit „unkonventionellen Aktionen“ eines „frischen, dynamischen Ortsverbandes mehr junge Leute für die Politik und für die FDP zu aktivieren und die guten Wahlergebnisse in Bad Vilbel weiter zu steigern“. Ein Ziel sei es, „die absolute Mehrheit der CDU zu knacken und die Leute wach zu rütteln, dass sie nicht aus Gewohnheit CDU wählen“.
Den Grund für den Angriff auf die Mehrheitsfraktion „trotz der teilweise sehr guten Zusammenarbeit mit der CDU und dem Magistrat“ nannte Fraktionsvorsitzende Heike Freund-Hahn in ihrem Bericht: „Absolute Mehrheiten haben ihre eigene Gesetzmäßigkeit. Wir werden in die Politik eingebunden, wenn es der CDU nutzt, aber wenn sie keinen Nutzen sieht, wird im kleinen Kreis entschieden und das Parlament allenfalls informiert.“ Beispielhaft nannte sie die „schockierenden Abläufe um die Prozesse des Dr. Fischer gegen die Stadt“ (der „Bad Vilbeler Anzeiger“ berichtete): „Maßlose Geldgier“ auf der einen Seite und „ein Rechtsbruch“ aufseiten der Stadt seien nicht einfach hinzunehmen. „Wenige Leute, die nicht dazu gewählt sind“, hätten im kleinen Kreis über die Geschicke der Stadt entschieden. Freund-Hahn hielt ihnen den Willen zu Gute, Schaden abzuwenden. Dennoch seien damit die Rechte der Bürger missachtet worden. „Demokratie bedeutet Mut, Entscheidungen den gewählten Bürgervertretern zu überlassen.“
Ein zweites Beispiel zeige sich an dem nicht wieder gewählten, parteilosen Stadtbaurat Dieter Peters. „Wir waren immer für eine Verkleinerung des hauptamtlichen Magistrats, aber wir erwarten, dass Personalpolitik wirtschaftlich und menschlich vernünftig motiviert und nicht von sehr persönlichen Gründen bestimmt ist.“ Dennoch habe sie den Eindruck, dass die FDP „mehr Gemeinsamkeiten mit der CDU als mit SPD und Grünen“ habe. Wenn Anfragen als „Beschäftigungstherapie für Rathaus-Mitarbeiter“ verstanden würden und Debatten lediglich „einer sinnlosen Selbstdarstellung“ nutzten, lasse dies „Sachlichkeit vermissen“. Es sei eine normale menschliche Reaktion, dass in dieser Lage manche Redebeiträge schon negativ beurteilt werden, ehe sie geleistet wurden.
Die scheidende Ortsvorsitzende freute sich, dass der mit 41 Mitgliedern stabile und größte FDP-Ortsverband im Wetteraukreis bei der Landtagswahl in den Zweitstimmen um ein Drittel auf 12,8 Prozent zulegen konnte und damit ein Ergebnis um drei Prozent über dem Landesschnitt erreichte. Dass es keine bürgerliche Koalition gibt, habe „die CDU vergeigt“. Im Gegensatz zu „einer Dame mit Y“ habe FDP-Fraktionschef Jörg-Uwe Hahn Wort gehalten und „dem wilden Werben der SPD um eine Ampel“ widerstanden. Diese Verlässlichkeit werde durch einen weiteren Aufwärtstrend in Umfragen belohnt. Auch unter einer geschäftsführenden CDU-Regierung werde die FDP ihre liberalen Ideen in die Landespolitik einbringen, erklärte Jost.
Im neuen FDP-Vorstand sitzen neben dem frischgebackenen Partei-Chef Kai König als Vize-Vorsitzende Raimo Biere und Klaus Wessel, Joachim Weihl als Schatzmeister sowie die Beisitzer Kai-Uwe Hahn, Ottmar Dauterich, Silvia Michler-Schirmeier, Klaus-Peter Kubitza, Stephan Gortner und Annette Jost sowie Heike Freund-Hahn als Fraktionsvorsitzende im Stadtparlament. Kassenprüfer sind Hans Werner Offermann und Felix Rudolphi.