Zum Osterfest wird der historische Peter-Geibel-Brunnen in Klein-Karben verschönert. Initiator dieser Aktion ist der SPD-Ortsverein, der damit an alte Bräuche erinnert.
Karben. Über den Karbener Heimatdichter und Mundartpoeten Peter Geibel, der von 1841 bis 1901 lebte, muss in Karben wie in der Wetterau nicht mehr viel gesagt werden. Denn all seine gereimten Burlesken, Satiren und Humoresken in Karbener Mundart gehören zur regionalen Kulturgeschichte, und Geibels Werke sind in den wichtigsten deutschen Literaturarchiven dokumentiert. Aber auch die Geibelsche Zeitgeschichte wird in Karben in Ehren gehalten.
Nicht nur erinnert sein Geburtshaus, von privater Hand restauriert und nach einem Brand vor wenigen Jahren erneut hergestellt, an den Wetterauer Poeten. Auch der nach ihm posthum benannte alte Dorfbrunnen hält die Erinnerung an den im echten Beruf praktizierenden Veterinär wach.
In der Osterwoche wird der Brunnen, dem Ursprung nach eine alte Viehtränke im Ortsteil Klein-Karben an der Dortelweiler Straße, nach altem fränkischen Brauch geschmückt. Initiator hierbei ist der ehemalige Ortsvorsteher Rainer Züsch (SPD) sowie seine Genossen. Mit dem Schmücken des Brunnens soll das historische Kleinod wieder stärker in den Blick der Vorbeifahrenden gerückt werden, betont Züsch. Denn viele Mitbürger, die zum Reutzel-Sportfeld fahren, beachteten ihn kaum noch. Dabei lädt der Platz zum Verweilen ein, bieten die Brunnentröge Frischwasser für Vögel und Hunde, Wanderer können sich ein erfrischendes Fußbad gönnen.
Doch der Brunnen hat über Geibel hinaus auch seine eigene Geschichte. Unweit des einstigen Flussverlaufs der Nidda war er die Dorftränke für das Vieh, war Treffpunkt der Klein-Kärber – und sein Wasser wurde wie auch heute noch direkt aus verschiedenen Quellen vom Wald und dem darunter liegenden Hang gespeist.
Im Gedicht erwähnt
Wie sehr der Brunnen die Dorfgeschichte spiegelt, hat Geibel selbst in einem Gedicht zur „Leackmerje Grith“ festgehalten. Im Ehezwist wurde die „Gritt“ von ihrem Mann in einen großen Pflaumenmus-Topf gesteckt. Daraufhin hat diese im Brunnen ihre Kleider gewaschen. „Als Kinder haben wir noch in der Nidda das Schwimmen gelernt“, erinnert sich Züsch, und in den Brunnentrögen „selbst gefangene Fische eingesetzt.“ Das Wasser „könnte man eigentlich trinken“, meint Züsch. Doch seien Verunreinigungen nicht auszuschließen.
In die Nidda
Der Abfluss des Brunnens führt über Rohre in den Altarm der Nidda. Etwa 100 bunte Plastikeier, Bänder und Tannenzweige zieren nun den Brunnen. „Die Original-Eier wurden in der Vergangenheit oft geklaut“, sagt Rainer Züsch, und ein weiteres Problem habe sich jüngst aufgetan. Über Jahre habe man den Brunnen mit Buchsbaumzweigen geschmückt. Doch der Buchsbaumzünsler, eine eingeschleppte Falter-Art, habe die Bestände vernichtet.