Bad Vilbel. Nach dem Ausstieg eines Projektentwicklers (wir berichteten) gibt es neue Hoffnung für eine Bebauung des Ströbel-Areals in der Innenstadt. Architekt Jürgen Steinke möchte mit einem Frankfurter Investors eine Laden- und Wohnanlage mit einer Innenhofarchitektur errichten.
„Das ist ein sehr reizvolles Projekt“, sagt Steinke, der sich schon vor dem Ausstieg der Königsteiner Planer von Prime Estate mit dem 1800-Quadratmeter-Filetstück in bester Innenstadtlage beschäftigt hat. Weil sich gerade ein von ihm mitgeplantes Bauvorhaben in Frankfurt verzögere, sehe er sehr gute Chancen, seine Kontakte für das Grundstück in der Frankfurter Straße zu nutzen.
Er präsentierte Skizzen, die auf dem Ströbel-Gelände eine aufgelockerte, offene Bauweise darstellen. Kein Riegel zur Frankfurter Straße hin, sondern eine zweistöckige Bebauung, deren Clou ein großer Innenhof im spanischen Stil sein soll. Dort könnten „schöne Stadtwohnungen“, kleine Läden und ein Markt, aber auch eine Tiefgarage, entstehen.
Der 61-jährige Architekt hat sich 25 Jahre lang in Holland mit Städte- und Wohnungsbau beschäftigt; entwirft in Frankfurt seit den 1980er-Jahren Villen und Büros „für Leute, die keinen Bausparvertrag brauchen“. Außerdem entwerfe er viele Wohnhäuser in Kroatien.
In Bad Vilbel falle ihm vor allem die Frankfurter Straße auf, die neu gestaltet werden müsse. Einst für zweispurigen Verkehr gebaut, sei sie heute viel zu breit. Teile der Straße könnten dem Gehweg zugeschlagen werden, um dort die „Aufenthaltsqualität“ zu verbessern: etwa durch eine größere Außenrestauration in Eiscafés oder Arkaden, die die Häuser attraktiver machten. „Gerade an der Ostseite mit wenig Sonne kann man den Gehsteig verkleinern.“ Es fehlten, so Steinke, die Ruhezonen und Rüstpunkte im Straßenbild.
Die kleinen Läden seien das, was die Bad Vilbeler Innenstadt eigentlich ausmache. Deshalb halte er nichts von Plänen, Kaufhäuser oder große Filialisten anzusiedeln. Er möchte stattdessen lieber mehr Parkmöglichkeiten entlang der Frankfurter Straße – schließlich habe die „Brötchentaste“ an den Parkautomaten gezeigt, dass hauptsächlich Kurzparker die Innenstadt ansteuerten.
Die dort angebrachten Poller seien „der größte Unsinn“. „Für das Brötchenholen fahr’ ich nicht ins Parkhaus“, kommentiert er die Pläne, etwa unter dem Zentralparkplatz eine Tiefgarage anzulegen. Dies sei auch viel zu teuer. Vielmehr solle der Parkplatz dort erhalten und mit „kleinteiliger Bebauung“ aus Läden und Wohnungen umgrenzt werden. Ein wichtiger Aspekt sei dabei altersgerechtes Wohnen. In Holland habe er bei städtebaulichen Umfragen erfahren, dass die Senioren keine ruhigen Wohnlagen, sondern zentrale Stadtlagen bevorzugten.
Neben den Ideen für das Ströbel-Areal und die Frankfurter Straße macht Steinke noch weitere, kontroverse Vorschläge. Das Kurhaus etwa solle erhalten bleiben, aber durch eine vorgelagerte Glasfassade erweitert werden. Beim Umbau solle das Thema Wasser und Wellness betont werden. Das Stadt-Entree am Biwer-Kreisel soll durch eine Erweiterung des Volksbank-Gebäudes und durch eine neue Fassade mit blauem Glas aufgewertet werden. Das Wichtigste sei, dass die Stadtmitte wieder belebt werde, sagt Steinke.