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Kleine Geschichte(n) von kleinen Leuten in einem kleinen Dorf-Hansfried Münchberg und Rainer Hoch kreierten Website über das Dorf „Gronau-Hessen-Nassau“

Bad Vilbel. Hansfried Münchbergs Begeisterung über „das kleine Dorf Gronau und seine liebenswerten Bürger“ hat sechs Jahrzehnte überdauert. Damit die Erinnerung an den Ort mit seinem dörflichen Strukturen nicht angesichts Eingemeindung und Neubaugebiete in Vergessenheit gerät, hat Hansfried Münchberg (64) zusammen mit seinem Onkel Rainer Hoch (66) die Homepage „www.gronau-hessen-nassau.de“ erstellt. Rainer Hoch wohnt inzwischen in Kilianstädten. Das Duo ist bis heute emotional sehr eng mit dem Gronau ihrer Kindheit verbunden. Dabei handelt es sich nicht um den heutigen Vilbeler Stadtteil, sondern um das ehemalige Dorf „Gronau Hessen Nassau“. Es gehörte zum Landkreis Hanau. In dem an Nidder und Nidda gelegenen Ort lebten nach dem Zweiten Weltkrieg rund 540 gebürtige oder eingeheiratete Gronauer. Sie wurden durch einige „eingeplackte“ Familien verstärkt. Bei ihnen handelte es sich um Heimatvertriebene oder Flüchtlinge. Zu ihnen gehörten die heute voll in die dörfliche Gemeinschaft integrierten Familien Morbitzer, Fischer, Hanke und Umlauf. Zu den Zugezogenen gehörten in diesen Jahren auch einige „ausgebombte“ Hanauer, darunter auch die Familie Hoch. Alle Neubürger begannen in dem idyllischen Bauerndorf mit dem Aufbau ihrer Existenz in der Fremde. „Unsere Familie wurde damals ohne viel Federlesens, dankenswerterweise, von der Familie Blum in der Kirchgasse, aufgenommen“, erinnert sich Hansfried Münchberg. Die Blums rückten in ihrem Haus zusammen und so fanden die fünf Hoch“s eine neue Unterkunft. „Wir sind gebürtige Hanauer, sagt Rainer Hoch, wir kamen kurz bevor Hanau bombardiert wurde nach Gronau. Keinen Tag zu früh, denn von unserem Haus blieb nach einem Bombenvolltreffer nichts mehr übrig. Unsere Tante Margot Kroh war Kindergärtnerin in Gronau.“ Mein Neffe Hansfried Münchberg wurde Anfang 1946 in Bad Vilbel geboren und wuchs bei seinen Großeltern, der Familie Hoch auf. Hansfried Münchberg zog mit acht Jahren nach dem zweiten Schuljahr nach Moers. Er kam regelmäßig zu Besuch nach Gronau zu den Großeltern. Die wohnten in einer Baracke auf dem heutigen Gelände der Feuerwehr in der Dortelweiler Straße. „Da stand ein großer Lindenbaum. Der war für uns Amerika.“ Die beiden Lausbuben fühlten sich in Gronau wohl und fanden schnell Anschluss. Sie besuchten die Gronauer Schule in der Berger Straße, wo Lehrer Kroh Wissen vermittelte und ganz gegen die damaligen pädagogischen Gepflogenheiten nicht den Rohrstock schwang, sondern die Gronauer Jugend mit viel Liebe und Geduld unterrichtete. Gespielt wurde auf den Dorfstraßen, in den Wiesen, im Feld, auf den Baumstücken, im Ried oder „an der Bach“. An der Nidder befand sich am heutigen Uferweg ein Badeplatz. Die Bauern im Ort wurden von den Jungen nach der Marke ihrer Traktoren wie „Lanz-Bulldog“ , „Güldner“ oder Fendt zugeordnet. Gerne erinnern sich die beiden heutigen Senioren an rauschende Dorffeste oder Originale wie den „Zwickelbauer“. Die Verbindung zur nahen und fernen Welt stellte für alle das „Stockemer Liesi“ her. Die Dampflok beförderte die Pendler ebenso wie die Schüler oder Hausfrauen nach Vilbel oder Frankfurt. Der Lokomotivführer und der Schaffner kannten ihre Fahrgäste. Sie wussten wer mit welchem Zug wohin fährt. Jeder hatte sein festes Abteil und seinen angestammten Sitzplatz. Im Bahnhofsgebäude wohnte der Bahnhofsvorsteher, es gab eine Schalterhalle samt Warteraum. Die Straße zum Bahnhof hieß bis zur Eingemeindung natürlich „Bahnhofstraße“ (heute Bachwiesenstraße). Hansfried Münchberg und Rainer Hoch haben bisher elf interne Links auf ihrer Website installiert. Die tragen spannende Titel wie „Fraaa Hooooch“, „Schwarzer Mann“, „Aufdringliche Hasen“ oder „Zweibachland“. Mit jedem Klick landet der User in einer schönen Geschichte, die in einer vergangenen Welt spielt. Er erfährt viel über das Leben der „einfachen Leute“, ihre Sorgen, Nöte, Freuden und den Alltag. Die Seite ist noch lange nicht fertig. Deshalb bitten die beiden Gronau-Fans alle Bürger um ihre Mithilfe. Sie suchen alte sprich historische Fotos, Landkarten, Flurkarten, Urkunden, Dokumente und Festschriften von Gronau. Diese können digital übermittelt oder im Original auf dem Postweg zugesandt werden. Sie werden garantiert unversehrt zurückgesandt. Gesucht werden auch Geschichten über lustige oder dramatische Ereignisse aus dem Dorfleben oder über Bewohner. „Haben sie eigene Geschichten, die sie beitragen können, schreiben sie diese auf, oder erzählen sie uns ihre Geschichte, wir schreiben dann für sie“, appellieren die beiden Nachkriegs-Gronauer an ihre einstigen Nachbarn und deren Nachkommen. „Geschichte ist nicht nur von Fürsten und Kardinälen gemacht – Geschichte ist auch und zuallererst die Geschichte der kleinen Leute, ihre Geschichten! Behalten wir diese in Erinnerung, bewahren wir etwas für die Zukunft. Helfen Sie bitte dabei!

Weitere Infos gibt es im Internet unter: www.gronau-hessen-nassau.de