Von Patrick Eickhoff
Alle Fraktionen befürworten eine Bewerbung für das Landesfest
Bad Vilbel. Am Dienstagabend (nach Redaktionsschluss) stand bei der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung ein Beschluss zur Bewerbung Bad Vilbels als Hessentagsstatt 2025 auf der Tagesordnung. Bereits im Vorfeld hatten die Fraktionen ihre Befürwortung signalisiert, so dass die Abstimmung lediglich nur noch Formsache gewesen sein dürfte. Wie über die Parteigrenzen hinweg die Begründungen ausfielen, das hat Redakteur Patrick Eickhoff vor der Sitzung nachgefragt.
Lange hatten sie es herausgezögert, Ende März sagten die Verantwortlichen den Hessentag in Bad Vilbel schließlich ab. »Wir alle waren sehr enttäuscht, dass der 60. Hessentag in Bad Vilbel nicht stattfinden konnte«, sagt Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU). »Zum Zeitpunkt der Absage hatten wir bereits über 400 ehrenamtliche Helfer aus der Stadtgesellschaft, die sich am Hessentag engagieren wollten. Diese Motivation, diese Vorfreude möchten wir nun in das Konzept und die Planung für 2025 stecken.«
Neues Motto
Der Termin für den Hessentag in fünf Jahren wurde der Stadt freigehalten. Bedingung: Bis Ende des Jahres muss die Bewerbung vorliegen. »Dass wir von der Landesregierung dabei finanziell zu den gleichen Konditionen unterstützt werden wie bei unserer Bewerbung für 2020 ist zudem ein starkes Signal für die weitere Stadtentwicklung. Wir möchten nun alle gemeinsam das Konzept-Motto von Claus-Günther Kunzmann ›Eine Stadt wächst zusammen‹ mit Leben füllen«, sagt der Bürgermeister. Doch wie genau stehen die Fraktionen zu einer erneuten Bewerbung? Stellen sie Bedingungen? Wir haben nachgefragt.
Pro und Kontra
CDU: Mit dem neuen Konzept werde deutlich, dass der Hessentag eine großartige Chance ist, dass Alteingesessene und Neubürger zu einer Gemeinschaft zusammenwachsen. »Wir finden, dass dies genau das aufnimmt, was für Bad Vilbel nach den Zuzügen in den vergangenen Jahren wichtig ist, und wir wollen diese Chance gerne nutzen«, sagt Fraktionsvorsitzende Irene Utter. Dazu komme auch, dass Bad Vilbel 2025 noch besser auf den Hessentag vorbereitet wäre. »Der S-Bahn-Ausbau wäre abgeschlossen, der Südbahnhof erneuert, Stadthalle und Kurhaus wären fertig und würden für Veranstaltungen zu Verfügung stehen. Außerdem wären wir die lästigen Baustellen los.«
FDP: »Der Hessentag ist die Chance für die Stadt, die bis 2025 einen erneuten Wachstumsschub zu verzeichnen haben wird, mit einem großen Fest Alt- und Neubürger zu verbinden und ein nachhaltiges Gemeinschaftserlebnis zu stiften«, sagt Fraktionsvorsitzender Erich Schleßmann. In dieser Hinsicht werde der Hessentag positive Impulse setzen. Nachteilig sei durch die Pandemiesituation, die sich in Bad Vilbel seit vielen Wochen gravierend darstellt, »dass die Bürgerschaft nicht wie üblich in die Entscheidung über die Bewerbung in Form von informativen Bürgerversammlungen einbezogen werden kann und darf«.
SPD: »Ausschlaggebend für eine weitere Zustimmung waren die versprochenen Rahmenbedingungen der Landesregierung, die uns eine Organisation des Hessentags zu den gleichen Konditionen zugesagt hat, wie es 2020 der Fall gewesen ist«, sagt der Fraktionsvorsitzender Christian Kühl. »Weiter hat uns auch das Konzept von Herrn Kunzmann überzeugt. Selbstverständlich war auch ein Aspekt für die Zusage, dass die Stadt 2025 ein ganz anderes Erscheinungsbild haben wird. So wird die Stadthalle fertig sein, der Ausbau der Gleise hoffentlich ebenfalls. Bestenfalls wird auch die Therme im Betrieb sein, sodass Bad Vilbel den Besuchern noch mehr zu bieten hat als heute.« Es wurde kritisch gesehen, dass wieder so eine schnelle Entscheidung getroffen werden musste »und dass es nicht zu Bürgerversammlungen kommen konnte«.
Grüne: Jens Matthias sagt: »Für ein ›Ja‹ sprechen die Möglichkeiten, die der Hessentag bietet, das Stadtbild und -leben langfristig positiv zu verändern. Wenn wir den Hessentag nutzen, um das Zusammenwachsen und den Zusammenhalt in der Stadt zu fördern, dann ist er eine absolut positive Sache.« Der Hessentag sei eine große Party, mit vielen Einschränkungen für die Bürger in der Kernstadt, aber auch »eine große Belastung für die Verwaltung. Und ein finanzielles Risiko, wenn die Besucher nicht in so großer Zahl wie erwartet kommen. Am Ende muss man abwägen. Wir haben uns für ein ›Ja‹ entschieden«.
Freie Wähler: »Für die Bewerbung spricht, dass sehr viele Bürger über die Absage des Hessentages 2020 sehr enttäuscht waren«, sagt Fraktionsvorsitzender Raimo Biere. »Leider konnte es wegen der Pandemie keine erneute Bürgerversammlung geben. Allerdings war die Zustimmung im Vorfeld für den Hessentag 2020 nach den Versammlungen so groß, das wir glauben, dass das Ergebnis wieder eindeutig ausfallen würde.«
Die Finanzen
CDU: »In dem Programm ›Lebendige Zentren‹, in welches Bad Vilbel vor allem aufgrund des Hessentags 2020 aufgenommen wurde, haben wir schon eine Aufgaben- und Investitionsliste erstellt, die es abzuarbeiten gilt. Die Umgestaltung des Umfelds des neuen Südbahnhofs ist uns eine großes Anliegen«, sagt Irene Utter. Weitere Projekte, die gefördert werden können, werde mit der Landesregierung zu besprechen. »Sie sind Teil eines Prozesses, an dem wir auch die Bürger beteiligen wollen.«
FDP:Die Steigerung der Attraktivität der Stadt im Zentrum werde weiterhin im Vordergrund stehen, und so auch die Kultivierung des Kurparks als Aufenthalts- und Begegnungsbereich der Bürger unter Einbeziehung des Burgparks und der weiteren Ausgestaltung der Burgfestspiele. »Eine sich entwickelnde Stadt in der Lage wie Bad Vilbel im Randbereich Frankfurts braucht ein integrierendes und identitätsstiftendes attraktives Zentrum«, sagt Erich Schleßmann.
SPD: »Über die Investitionen sollten wir uns intensiv austauschen«, sagt Fraktionsvorsitzender Christian Kühl. »Mit Sicherheit sollte das schon bestehende ISEK-Programm weitergeführt werden, jedoch mit Schwerpunkt auf eine klimafreundliche Innenstadt. So sollte der neue Park entlang der Wiesengasse bis zum Südbahnhof als Naherholungsfläche gestaltet werden.« Weiter gelte es, Maßnahmen zu treffen wie die Begrünung der Innenstadt. »Ebenfalls befürworten wir einen Wasserspielplatz im Burgpark.«
Grüne: »Wir müssen möglichst viel in die Verbesserung der Infrastruktur, insbesondere in die Mobilitätswende in Bad Vilbel stecken«, sagt Jens Matthias. Die Stadtteile müssten besser mit dem ÖPNV an die Innenstadt angebunden werden, auch an Sonntagen. »Die Radwege sollten zügig ausgebaut werden, um die Straße vom motorisierten Individualverkehr zu entlasten. Wenn es gelingt, einen Bürgerprozess zum Hessentag mit dem Motto ›Eine Stadt wächst zusammen‹ hinzubekommen, dann sollten wir auch nach dem Hessentag die neu entstandenen Strukturen unterstützen und fördern.«
Freie Wähler: »Da sich viele Förderprogramme für den diesjährigen Hessentag noch in der Umsetzung des Programms ›Aktive Kernbereiche‹ befinden, ist es für eine konkrete Entscheidung, wofür neue Fördermittel verwendet werden sollen, noch zu früh«, sagt Raimo Biere. »Hier werden die parlamentarischen Gremien in Bad Vilbel sicher in nächster Zeit entsprechende Vorschläge erarbeiten.«