Nach acht Jahren ohne Erhöhung sollen die Gebühren für die Kinderbetreuung jetzt massiv angehoben werden. Sozialdezernentin Heike Freund-Hahn (FDP) verweist auf finanzielle Engpässe und bietet zugleich flexiblere Betreuungszeitmodelle an. Unterdessen ist zwischen den Parteien bereits ein erbitterter Streit um die Mehrkosten entbrannt.
Bad Vilbel. Der Heilsberger Ortsbeirat war das erste Gremium, in dem der Entwurf der neuen Kita-Satzung vorgestellt wurde. „Es gab seit acht Jahren keine Erhöhung“, erläuterte Freund-Hahn dort. Nun sehe man sich gezwungen, „die Gebühren deutlich anzuheben“. Das neue Werk soll im März 2013 in Kraft treten.
Maßgeblich sei der Kostendruck. So habe der Wetteraukreis bislang jeden Kita-Platz mit jährlich 1000 Euro bezuschusst, diese Förderung wird künftig ganz entfallen. Hinzu kommen die Tariferhöhungen für Erzieherinnen und steigende Betriebskosten.
Harsche Kritik übten die Bad Vilbeler Genossen. SPD-Fraktionschef Walter Lochmann nannte die Satzung in einer Erklärung als Beleg für eine „Politik, die nicht zeitgemäß ist, pädagogisch noch ausbaufähig ist, berufstätige Eltern nicht entlaste und eine deutliche soziale Schieflage hat“. Die Genossen fordern „von einer familienfreundlichen Stadt (so Bad Vilbels Eigenwerbung), dass für alle Kinder das Grundmodul ein warmes Mittagessen enthalten muss und dass die Öffnungszeiten grundsätzlich von 7 bis 17 Uhr festgelegt werden, was den üblichen Werktags-Arbeitszeiten entspricht.“ Und es müsse „Priorität haben, dass in Bad Vilbel der Besuch einer Kita nicht vom Geldbeutel abhängig gemacht wird.“
„Es entsteht der Eindruck, dass Familien zunächst mit dem Versprechen der Familienfreundlichkeit nach Bad Vilbel gelockt wurden und nun, nachdem sie hier angekommen sind, zum Melkvieh degradiert werden und ihnen tief in die Tasche gegriffen wird“, kritisiert das SPD-Trio Isil Yönter, Michael Wolf und Maria Skorupski.
„Dreiste Heuchelei“
„Die Heuchelei der Bad Vilbeler SPD ist dreist“, entgegnet CDU-Fraktionschefin Irene Utter: „Erst kürzen sie im Kreis massiv die Zuschüsse für die U3-Betreuung und beschweren sich dann, wenn die Kommunen ihre Gebühren erhöhen müssen“, wetterte die Christdemokratin. Sie erinnerte daran, das durch die Zuschussstreichung eingesparte Kreisgeld soll in die Tagespflege investiert werden. „Ob dieser Versuch erfolgreich sein wird, oder ob das dafür bereit gestellte Geld am Ende nicht einfach im Nirwana verschwindet, weil das Konzept des Wetteraukreises weder für Tagesmütter noch für Eltern zufriedenstellend ist, werden wir beobachten“, versicherte die Politikerin. Ziel der neuen KiTa-Satzung sei es, den hohen qualitativen Standard bei der Kinderbetreuung zu halten. „Dabei wirken die Worte der Sozialdemokraten wie Hohn gegenüber allen Erzieherinnen“ wenn die behaupten, dass die Kinder in Vilbels KiTas lediglich „verwahrt“ würden. (dd/sam)