Karben. Die evangelische Kirche verändert sich. Es gibt immer weniger Christen, die der Gesamtkirchengemeinde angehören. In einer Gemeindeversammlung in Okarben sind die Pläne für die Zukunft vorgestellt worden: Pfarr- und Gemeindehäuser stehen zum Verkauf. Die Fusion zur Kirchengemeinde Karben wird kommen.
Gleich mehrere interessante Themen standen auf der Tagesordnung der Versammlung, zu der die evangelische Gesamtkirchengemeinde Karben ins Okarbener Gemeindehaus eingeladen hatte. Bevor die Anwesenden sich mit der Zukunft der kircheneigenen Immobilien, der Arbeit in den Ausschüssen sowie der Stärkung des evangelischen Profils in der Stadt beschäftigten, gab es einen Gottesdienst und ein Abendessen. Schließlich ergriffen Pfarrer Eckart Dautenheimer und Ina Lauster-Ulrich für den Vorstand das Wort und eröffneten die Versammlung. Seit 1. Januar 2020 gibt es die evangelische Gesamtkirchengemeinde. Mittlerweile gehören ihr alle Karbener Ortskirchengemeinden an. Der Zusammenschluss zählt fast 6000 Gemeindemitglieder.
Zur Versammlung hatten sich Vertreter aller Ortsteile sowie die vier Pfarrer Nadia und Simba Burgdorf, Christian Krüger und Eckart Dautenheimer eingefunden. Spannend wurde es gleich beim ersten Programmpunkt – der Zukunft der kircheneigenen Gebäude. Der Vorsitzende des Bauausschusses, Volker Fuchs, informierte, dass derzeit der aktuelle Zustand der Immobilien überprüft und diese klassifiziert werden. Dies hatte die Landessynode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) im Gebäudestrukturplan aus Spargründen so festgelegt. Eingeteilt werden die Immobilien in die Kategorien A, B und C. Die Einstufung wiederum entscheidet über den Umfang der finanziellen Unterstützung durch die EKHN.
Kirchen werden
nicht angetastet
»Mit A werden langfristig zu erhaltende Gebäude gekennzeichnet, für die es die volle Bauzuweisung gibt. B bezeichnet mittelfristig zu erhaltende Gebäude, bei denen zwingende bauliche Maßnahmen unterstützt werden. Für Immobilien der Kategorie C entfällt ab Januar 2027 die Gebäudezuweisung. Die Gemeinde muss die Gebäude dann selbst erhalten«, erklärt Fuchs.
Für Karben steht fest: »Die Gemeinde besitzt im Verhältnis zu ihrer Größe zu viele Immobilien.« Zur Gesamtkirchengemeinde gehören sechs Kirchen, vier Pfarrhäuser, fünf Gemeindehäuser, drei Wohnhäuser und die Groß-Karbener Kita an der Pestalozzistraße. »Aus finanziellen Gründen müssen wir uns von einigen Gebäuden trennen«, mit eigenem Geld der Kirche und bei rückläufigen Kirchensteuereinnahmen könne der Erhalt nicht gesichert werden. Eine Entscheidung hat der Kirchenvorstand bereits zu den Pfarrhäusern getroffen. Das Pfarrhaus an der Petterweiler Schlossstraße, wo Pfarrer Michael Neugber mit seiner Frau wohnt, soll verkauft werden, sobald es leer ist. Das ehemalige Pfarrhaus in Okarben direkt neben dem Gemeindehaus wird vermietet.
Pfarrer Dautenheimer ist nach 24 Jahren ausgezogen und lebt jetzt mit seiner Frau in Burgholzhausen. Ebenfalls vermietet sind die Pfarrhäuser in Kloppenheim und Klein-Karben. »Alle Pfarrhäuser könnten problemlos verkauft werden.« In Sachen Gemeindehäuser seien noch keine Entscheidungen getroffen worden.
Gemeindehäuser
sind zu groß
Fest steht: »Alle Gemeindehäuser sind zu groß und haben zu viel Nutzfläche. Wir suchen intensiv nach Lösungen und bitten um Mitarbeit«, sagt Fuchs. Außerdem werde derzeit versucht, das Kita-Gebäude an der Pestalozzistraße an die Stadt zu verkaufen. »Alle sechs Kirchen sind in die Kategorie A eingestuft und stehen nicht zur Disposition«, versichert Fuchs.
Nach einer kurzen Vorstellung der Arbeit in den Ausschüssen und der neuen Gemeindepädagogin Anna Weide, die Mitte November ihre Stelle angetreten hat, ergriff Pfarrerin Nadia Burgdorf das Wort. Ihr Thema: Wie kann es mit der Gesamtkirchengemeinde weitergehen? Wie kann die evangelische Kirche in Karben noch stärker werden?
»Aus lockeren Verbindungen am Anfang der Zusammenarbeit sind längst enge Kontakte geworden. Wir sind eins. Wir gehören zusammen. Wir haben neue Weite unter die Füße bekommen. Und das ist ein Segen«, sagt Burgdorf. Der Wunsch sei, diese Entwicklung auch in einer neuen Rechtsform auszudrücken und zum 1. Januar 2026 zu fusionieren. »Das hätte einen starken praktischen Vorteil, zum Beispiel für den Haushaltsplan. Aber es wäre auch theologisch wichtig, eine feste Einheit zu sein. Denn die Botschaft der Liebe überwindet Grenzen – immer.« Von Janine Stavenow