Karben. Marie-Claire hielt die Laterne mit der kurzen, dicken Kerze darin fast ehrfürchtig und ganz vorsichtig in der Hand. „Natürlich hat man immer ein bisschen Angst davor, dass die Flamme ausgeht“, sagte die Zwölfjährige. Doch nachdem das so genannte Friedenslicht den weiten Weg von Betlehem bis nach Karben geschafft hatte, tat das Feuer Marie-Claire den Gefallen und ging auch im Foyer des Rathauses nicht aus. „Ich bin erleichtert“, sagte die Siebtklässlerin nach der Übergabe.
Jedes Jahr überbringen Pfadfinder vom Stamm der Grauen Adler aus Petterweil der Stadt Karben das Friedenslicht. Mit der Weitergabe der Flamme, die im Westjordanland entzündet wird, wollen die Pfadfinder in Deutschland ein Zeichen setzen für Frieden und Völkerverständigung – und gegen Rassismus und Intoleranz. „Wir haben die Flamme am Sonntag am Flughafen in Frankfurt abgeholt“, erzählte Marie-Claire. „Sie ist mit dem Flugzeug von Betlehem nach Wien geflogen und von da aus mit dem Zug nach Frankfurt weitergefahren. Dann ist sie weiter nach Köln gebracht worden.“
Um auf Nummer sicher zu gehen, hatte die Gruppe rund um Yogi von Hase-Koehler, Sprecher der Altpfadfindergilde, gleich zwei Kerzen mit zum Flughafen genommen – „nur, falls doch eine ausgegangen wäre“, sagte von Hase-Koehler. In den vier Jahren, in denen die Pfadfinder das Friedenslicht nach Karben bringen, sei das allerdings noch nie passiert.
Und auch Bürgermeister Guido Rahn (CDU) fand, dass doppelt besser hält: Bei der Flammenübergabe im Rathaus entzündete er eine Stumpenkerze mit gleich zwei Dochten. Anschließend wurde sie in eine hohe Glaslaterne gestellt und an ihren Bestimmungsort gebracht.
„Sie wird im Treppenhaus des Rathauses im zweiten Stock stehen“, erklärte Ekkehart Böing, Sprecher der Stadt. „Dann ist der warme Schein auch von außen zu sehen.“ Bis Freitag sollte die Kerze brennen – und wer mochte, konnte vormittags im Rathaus vorbeikommen und eine eigene Kerze daran entzünden, um das Licht mitsamt seiner hoffnungsvollen Botschaft mit nach Hause zu nehmen. Das hat natürlich auch Guido Rahn selbst vor. „Klar zünde ich mir selbst eine Kerze daran an und nehme das Licht mit nach Hause“, sagte der Bürgermeister. „Das ist wirklich eine schöne Idee.“ (aze)