Karben. Kleinkinder von einer Tagesmutter betreuen zu lassen, sei eigentlich die ideale Betreuungsform für die Kleinsten. „Besonders ganz kleine Kinder sind bei Tagesmüttern am besten aufgehoben“, erklärt Ute Heckmann vom Mütter- und Familienzentrum Müze aus Burg-Gräfenrode.
20 Kleinkinder werden derzeit in Karben von Tagesmüttern betreut. Und binnen kürzester Zeit möchte die Stadt diese Zahl gerne verdoppeln und von acht auf 16 bis 18 erhöhen. Dabei soll eine zentrale Anlaufstelle für Eltern und Tagesmüttern helfen. Als „Fachdienst Kindertagespflege“ könne dieser aufgebaut werden und das Müze als Träger fungieren, schlagen die Frauen des Vereins vor. Das Konzept stammt aus der Feder von Gabriele Ratazzi-Stoll.
Dass Handlungsbedarf besteht, hat jüngst eine Umfrage unter allen Eltern mit Kindern unter drei Jahren ergeben. Von 399 Fragebögen erhielten die Müze-Leute 198 zurück, also die Hälfte. Für 157 Kinder benannten Eltern darin einen Betreuungswunsch. Das ist deutlich mehr als die 130 Betreuungsplätze, mit denen die Stadt kalkuliert. Sie hat einfach die Vorgabe des Bundes umgerechnet: Der fordert ab 2013 für ein Drittel aller Unterdreijährigen eine Betreuungsmöglichkeit.
Die Fachfrauen vom Müze sehen es als möglich an, die Zahl der Pflegeplätze bei Tagesmüttern zu verdoppeln. „Bisher läuft das alles sehr ineffektiv“, erklärt Ute Heckmann. Eine zentrale Anlaufstelle gebe es weder für die Eltern noch die Tagesmütter. „Viel läuft da über Mund-zu-Mund-Propaganda.“ Den Eltern fehlten Informationen und Kontakte zu Tagesmüttern. „Wir werden jetzt schon angerufen“, berichtet Müze-Frau Heckmann, „aber wir können nur ein paar Telefonnummern rausgeben.“ Zu teuer, zu unsicher, schätzt auch Bürgermeister Rahn. „Wie komme ich dran, woher bekommen ich Ersatz bei einem Ausfall – so etwas ist für die Eltern unklar.“ All diese Probleme soll der neue Fachdienst lösen. Er könne Tagesmütter und -väter anwerben, sie ausbilden und betreuen, bei Krankheit unter den Tagesmüttern oder in Kitas für Ersatz sorgen, erklärt Tanja Fischer vom Müze.
Dabei bleibe allerdings jede Tagesmutter mit bis zu drei betreuten Kindern selbstständig tätig. „Aber wir wollen ihr helfen, dass sie auch gut ausgelastet ist und nicht allein gelassen wird“, erklärt Rahn. Er möchte das Projekt zur Jahresmitte starten und bis Anfang März die Förderanträge einreichen. Grünes Licht vom Parlament hat er schon. Als idealen Träger des Fachdienstes schlägt sich das Müze selbst vor – im Sinn der Stadt, weshalb sie die Konzeption dort in Auftrag gab. Das Müze kalkuliert mit einer Zwei-Drittel-Stelle für eine pädagogische Fachkraft und einer Viertelstelle für eine Verwaltungskraft – also 60 000 Euro Kosten pro Jahr. Dank Zuschüssen des Landes zahlt Karben davon nur die Hälfte.
Was für die Stadt nicht das einzige Schnäppchen wäre: Betreuungsplätze für Tagesmütter kosten die Kommune keinen Cent, während sie für jeden Kleinkindbetreuungsplatz in einer Kita 10 000 Euro im Jahr drauflegt, berichtet Guido Rahn. (den)