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Keine Scham, sondern Mut

Die Frauenbeauftragten Susanne Stach und Hildegard Nölke sowie Sozialdezernentin Ricarda Müller-Grimm machen sich für die Opfer sexueller Gewalt stark. Foto: Stadtverwaltung
Die Frauenbeauftragten Susanne Stach und Hildegard Nölke sowie Sozialdezernentin Ricarda Müller-Grimm machen sich für die Opfer sexueller Gewalt stark. Foto: Stadtverwaltung

Bad Vilbel. (pm). Es ist noch immer ein großes Tabuthema: die Verarbeitung von sexuellen Übergriffen. Insbesondere Mädchen und Frauen sind von derlei Taten betroffen. Laut Schätzungen der Europäischen Union (EU) werden innerhalb der EU mindestens 1,5 Millionen Frauen jährlich vergewaltigt. Nur rund ein Prozent dieser Taten endet letztendlich in einer Verurteilung der Täter. Eine Kampagne soll nun Aufklärung betreiben und Opfer ermutigen, das Erlebte zu verarbeiten und sich helfen zu lassen. Das schreibt die Stadt.
»Wir wissen, dass die überwiegende Mehrheit der Opfer solcher Taten sich schämt und aus diesem Grund weder zur Polizei geht, noch sich die notwendige medizinische Hilfe sucht. Doch schämen müssen sich nicht die Opfer. Das eigentlich Schamhafte ist die Tat, und genau hier setzt die Kampagne an. Wer Opfer eines sexuellen Übergriffs wurde, kann und sollte sich helfen lassen. Gemeinsam möchten wir diesen Opfern Mut geben, dies auch zu tun«, erklärt hierzu Sozialdezernentin Ricarda Müller-Grimm (SPD).
Mit Flyern, Plakaten und Bannern möchte auch die Stadt Bad Vilbel für dieses Thema sensibilisieren. Die Banner hängen derzeit im Freibad, aber auch am Vilbeler Markt und an den Stadtteilkerben sollen sie gut sichtbar aufgehängt werden. »Es ist enorm wichtig, dass sich die gesamte Gesellschaft mit diesem Thema auseinandersetzt und vor allem, dass sich Opfer nicht alleingelassen fühlen. Wer die schlimme Erfahrung von sexueller Gewalt erleben musste, braucht Hilfe und zwar medizinische Soforthilfe und rechtlichen Beistand. Wir wollen den Opfern helfen«, erklären die städtischen Frauenbeauftragten Susanne Stach und Hildegard Nölke.
Für viele Frauen und Mädchen komme eine Anzeige nach einer Vergewaltigung nicht infrage oder sie fühlten sich zunächst nicht in der Lage, diese Entscheidung zu treffen. Daher wenden sich Betroffene nicht an die Polizei und bleiben so häufig medizinisch unversorgt, weil sie befürchten, zu einer Anzeige gedrängt zu werden. Daraus könnten erhebliche gesundheitliche Folgen und psychische Belastungen resultieren.
»Es ist bekannt, dass Opfer solcher Taten lange Jahre unter diesen leiden. Die körperlichen Verletzungen mögen vergänglich sein, aber die seelischen Beeinträchtigungen belasten die Opfer noch lange Zeit nach der Tat. Als Stadt haben wir uns daher zur Aufgabe gemacht, der Scham der Opfer entgegenzutreten und ihnen eine Stütze zu sein. Daher unterstützen wir den Frauennotruf Wetterau auch mit jährlichen Zuschüssen«, so Müller-Grimm.

Beratungsmöglichkeiten
Frauen und junge Mädchen sowie Jungen und Männer können im Hochwaldkrankenhaus Bad Nauheim nach einer Vergewaltigung medizinisch versorgt werden und auf Wunsch eine vertrauliche Spurensicherung durchführen lassen, ohne eine Anzeige bei der Polizei zu erstatten. Das sichergestellte Material wird von der Klinik an ein Institut für Rechtsmedizin zur Aufbewahrung gegeben. Dort wird das verpackte Material gelagert und erst im Fall einer Anzeigenerstattung an die Polizei übergeben. Die Befunde werden nicht ausgewertet, wenn keine Anzeige erstattet wurde. Die Aufbewahrungsfrist in den Instituten für Rechtsmedizin beträgt ein Jahr. Eine Anzeige bis zu 20 Jahre nach der Tat möglich.
Weitere Informationen zur Medizinischen Soforthilfe nach Vergewaltigung sind online unter www.soforthilfe- nach-vergewaltigung.de zu finden. Spezialisierte Beratungsstelle für Frauen, Mädchen und Trans: Frauennotruf Wetterau, Tel. 0 60 43 44 71, www-frauen-notruf-wetterau.de. (red)