Enttäuscht war ein ehemaliger Bad Vilbeler als er nach Jahren mal wieder die Quellenstadt besuchte.
Als ehemaliger Bürger der Stadt Bad Vilbel (1991-2005) weilten wir nach längerer Zeit wieder einmal in Bad Vilbel. Wir freuten uns auf den Besuch, weil wir uns dort in all den Jahren sehr wohl gefühlt haben und wollten sehen, wie sie sich nach unserer Rückkehr nach Ostwestfalen weiter entwickelt hat. Um es vorweg zu sagen: Wir waren sehr enttäuscht und entsetzt darüber, dass sich die „Perle an der Nidda“ in den letzten Jahren negativ verändert hat. Neben geschlossenen gastronomischen Betrieben (Cadillac, Lilie, Italiener, etc.) stehen auch zahlreiche Geschäftsräume leer, bzw. sind vom Abriss bedroht. So wunderte es nicht, dass selbst an einem Freitagnachmittag so gut wie kein Betrieb in der Stadt herrschte; die wenigen offenen Geschäfte förmlich auf Kundschaft warteten. Auch der Marktplatz, wo früher durch das mittlerweile geschlossene Eiscafé und dem Supermarkt eine zentrale Wirkung erzielt wurde, war verwaist. Unser Spaziergang durch die Frankfurter Straße ging weiter, aber überall das gleiche Bild – ungepflegte leerstehende Objekte, und man muss es alteingesessenen Geschäftsleuten wie Schleenbäcker, Schuhhaus Schmitt, etc hoch anrechnen, dass sie die „Stellung“ halten und auf bessere Zeiten hoffen.
Wo ist die freundliche Atmosphäre geblieben, die unser Herz und die damit verbundene Entscheidung für Bad Vilbel eroberte? Die Entwicklung mit Neugestaltung der Frankfurter Straße, Biwer-Kreisel, Marktplatz etc. führte dazu, dass sich zigtausende Menschen an den Stadtfesten durch die Innenstadt bewegten, zumal die Geschäftswelt mit attraktiven Angeboten lockte. Als weiterer Schandfleck, der dem Besucher ins Auge fällt, ist die bisher ungelöste Verwendung des Café-Ströbel-Geländes. Dort, wo früher ausgezeichnete Konditorwaren angeboten wurden, ist der Verfall der Stadt besonders sichtbar. Am Zentralparkplatz angekommen, befindet sich die „Mitte der Stadt“ zur Zeit durch die eingerichtete Großbaustelle im Umbruch und man darf auf die Fertigstellung gespannt sein.
Würden wir heute wieder vor einer Entscheidung zu Bad Vilbel stehen, würde sie mit Sicherheit negativ ausfallen. Abschließend noch einige Bemerkungen zur Umgestaltung der Burgfestspiele. Neben dem Verlust des Baumes im inneren Bereich hat auch das gesamte Flair, das früher die Spiele auszeichnete, verloren. Die urige, einmalige Ausstrahlung mit Vorprogramm musste modernen Essens- und Getränkeständen weichen. Sicherlich wurde der Komfort für die Gäste mit neuer Tribüne, Treppen, überdachten Plätzen verbessert, aber ein solches Umfeld findet man auch nicht nur in Bad Vilbel.
Trotz schwieriger Finanzlage der Kommunen hoffe ich für Bad Vilbel, dass sie sich in den nächsten Jahren wieder positiv entwickelt; sie wieder zur „Perle an der Nidda“ wird und emsiges Treiben in der Stadt herrscht.
Hans-Joachim Wittke, Gütersloh
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