Zorn und das Unverständnis der Bürger über das Vorgehen der Verkehrsgesellschaft Oberhessen (VGO) bei der Schulwegmessung und Fahrtkosten sind unvermindert groß. Im Ortsbeirat Rendel machten sich Eltern Luft und verlangten Auskunft vom Bürgermeister Rahn.
Karben. Die Aufregung der Bürger über das Vorgehen der Behörden bei der Schulwegsbemessung und den Fahrtkosten bleibt groß. „Absolut unfair, wie man uns behandelt hat“, findet zum Beispiel ein Vater. Er gehört zu denjenigen, die Einspruch gegen den Bescheid eingereicht haben. Da wusste er noch nicht, dass ihm das 150 Euro Gebühren kosten würde. Denn gesagt habe ihm das keiner. Auch ob sein Einspruch positiv beschieden wird, steht in den Sternen.
Rathaus mit im Boot
Bürgermeister Guido Rahn gab allen Anwesenden eine bittere Pille zu schlucken: Das Vorgehen der VGO sei vom geltenden Recht gedeckt. Bescheide seien rechtsgültig, es sei denn, Eltern können grobe Messfehler beim Schulweg nachweisen. „Die Sache ist absolut verfahren“, räumt der Rathauschef ein. Es sei nicht damit zu rechnen, dass die VGO zurückrudern würde.
Wie kann es rechtens sein, dass die VGO Schulwege als sicher einstuft und die Stadt das Gegenteil behauptet, fragten sich viele Eltern daraufhin. Sie stellten bohrende Fragen. Etwa nach der Mitwirkung der Stadt bei der Einstufung und Messung der Schulwege.
„Wir waren nur Statisten, alles war schon festgelegt“, gab Polizeichef Uwe Axtmann seinen Eindruck wieder, den er nach einem Ortstermin mit der VGO hatte. Das stimme, bestätigte Rahn: Die VGO habe Messpunkte festgelegt und die Kriterien für den Schulweg. Nicht der örtliche Schulweg sei dann herangezogen worden, sondern der kürzeste Weg. Außerdem seien Auskünfte von der Verkehrspolizei eingeholt worden, ob die Straße als gefährlich gelte oder nicht.
Dass dabei andere Kriterien angelegt werden als Eltern es sinnvoll erscheint, ist klar. Bürgermeister Rahn hat sie für ganz Karben angefordert und staunte bei der Lektüre. Denn danach sollen Grundschulkinder aus Rendel seelenruhig den Klein-Karbener Weg laufen, weil er dank Beleuchtung, Bürgersteig und Radweg als sicher gilt.
Übersichten von 1987
Noch mehr wird den Petterweiler Schülern zugemutet. Sie sollen unbeleuchtete, geschotterte Feldwege nutzen, um zur Schule nach Rodheim zu kommen. „Hätte ich das gewusst, dann hätte ich gar keinen Widerspruch eingelegt“, ärgerte sich ein Vater.
„Wir sehen das anders“, sagte Rahn und ermunterte Eltern, sich an die Stadtpolizei zu wenden. „Wir schreiben Ihnen etwas, wenn der Schulweg unsicher ist“. Der Schulwegeplan allein sei im Streit mit der VGO keine Hilfe. Aktuell sind die Pläne sowieso nicht; der für die Kurt-Schumacher-Schule stammt aus dem Jahr 1987.
Empfohlen für die Selzerbach-Grundschule ist der Weg entlang der Klein-Karbener-Straße, Lohgasse, Karl-Liebknecht-Straße und Lindenweg. Von dort aus könne auch die Kurt-Schumacher-Schule erreicht werden.
Aber all das von Rendel aus mit Schulranzen, Musikinstrument und Turnbeutel? Wer seinen Kindern das ersparen will, muss den Bus zahlen. „Der Wetteraukreis spart eine Million Euro Kosten“, erläuterte Bürgermeister Rahn. Er warnte empörte Eltern vor falschen Konsequenzen. Dass Autohalter in der Rendeler Straße mit Anzeigen wegen Falschparkens auf dem Gehweg und damit dem Schulweg der Kinder überzogen werden, hält der Bürgermeister für „keine Lösung“. Dem Vorschlag, wieder einen Schulbus einzuführen, der von Rendel nach Klein-Karben fährt, kann Rahn nichts abgewinnen. „Nicht finanzierbar“, winkte er ab. Gefragt ist ihm zufolge eine „politische Lösung“.